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Das Glücksbüro

Das Glücksbüro

Titel: Das Glücksbüro
Autoren: Andreas Izquierdo
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Glück !«
    Albert gab ihr die Hand: »Ah, verstehe. Das ist doch mal ein schöner Zufall. Herzlichen Glückwunsch!«
    Auch die anderen waren ganz aufgekratzt ob des Zufalls, dass Herr Glück zu Frau Klostermanns Geburtstag vorbeikam, und amüsierten sich eine ganze Weile mit kleinen Wortspielchen, die Albert alle in- und auswendig kannte. Es waren überall gleichen und sie waren der Preis dafür, dass er die Menschen im Amt glücklich machte. Der eigentliche Grund seines Kommens, ohnehin nur vorgeschoben, war längst vergessen. Albert bekam ein Gläschen Sekt und prostete den Kollegen zu.
    »Bedienen Sie sich doch!«, rief Frau Klostermann plötzlich.
    Albert wandte sich um und sah auf ein kleines Buffet mit Brötchenhälften und süßem Backwerk. Es war, wie meistens, von der Küche hergerichtet worden, natürlich auf Bestellung des Jubilars.
    Er gab sich scheu: »Wirklich? Ich weiß nicht …«
    Frau Klostermann ließ keinen Widerspruch zu: »Na, nicht so schüchtern, Herr Glück. Greifen Sie zu!«
    Albert wählte ein belegtes Brötchen mit Fleischwurst und biss herzhaft hinein: »Hm, Mayonnaise! Gute Idee, Frau Klostermann!«
    Frau Klostermann lächelte glücklich.

8.
    Punkt 07.30   Uhr betrat Albert das Büro von Elisabeth Seel und Mike Schulze, wie immer mit zwei Ordnern Anträgen und Briefverkehr unter dem Arm. Und wie immer wappnete sich Albert innerlich gegen Mikes morgendliche Humorattacke.
    Doch diesmal blieb sie aus.
    Mikes Chaosschreibtisch war verwaist, nur Elisabeth stand am Kaffeeautomaten und schaltete die Maschine gerade ein. Er konnte sehen, dass sie geweint hatte, dass sie nur mühsam Haltung bewahrte und ständig die Nase hochzog.
    »Wo ist denn Herr Schulze?«, fragte Albert.
    »Nicht da«, antwortete Elisabeth knapp.
    »Krank?«
    Elisabeth zuckte mit den Schultern: »Vielleicht auch nur spät dran.«
    Albert stand ein wenig unschlüssig im Raum, hielt die Ordner und wusste nicht so recht, was er damit machen sollte, da Elisabeth ihn sonst jeden Morgen bat, die Mappen auf ihren Schreibtisch zu legen oder ihr in die Hand zu drücken.
    »Er ist oft spät dran«, stellte Albert ein wenig hilflos fest, um die Stille zu unterbrechen.
    Elisabeth brach in Tränen aus.
    War Albert das Schweigen unangenehm gewesen, so wand er sich jetzt vor Unbehagen, denn weder wusste er, was er von diesem emotionalen Ausbruch halten, noch, wie er damit umgehen sollte. Wieso musste er hier stehen und Elisabeth beim Heulen zusehen? Wieso konnte das nicht jemand tun, der erfahrener im Umgang mit solchen Situationen war? Wieso war Mike Schulze, dieser Idiot, nicht hier und kümmerte sich?
    »Er hat Schluss gemacht«, schluchzte Elisabeth.
    »Was meinen Sie?«, fragte Albert verwirrt zurück.
    Elisabeth sah ihn trotzig an: »Mit mir! Einfach so.«
    Albert ahnte, was vorgefallen sein musste, und war zum ersten Mal der Meinung, dass es durchaus eine Steigerung zu Mikes morgendlichen Einfällen gab, denn jetzt badete er nicht nur seine Witzeleien aus, sondern auch noch seine privaten Dramen. Was kam wohl als Nächstes?
    Elisabeth fiel ihm verzweifelt in die Arme und schluchzte herzzerreißend an seiner Schulter: »Er hat so viele schöne Sachen gesagt … Ich dachte, ich wäre was Besonderes für ihn … und jetzt ist alles vorbei.«
    Albert stand stocksteif da und versuchte, auf transzendente Art und Weise seinen Körper zu verlassen. Das war zu viel Nähe, viel zu viel Nähe!
    Elisabeth hatte sich wie ein Äffchen an ihn geklammert, während er einfach nur dastand und wünschte, er könnte nur seine Akten abgeben und schnell in sein Büro verschwinden. Er hatte doch nicht Schluss gemacht! Wieso musste er hier stehen und sich nassweinen lassen?
    »Ich weiß ja, dass er ein Kindskopf ist«, schluchzte Elisabeth und vergrub ihren Kopf wieder in Alberts Schulter, »aber man spürt doch, wenn man zusammengehört, oder? Tief im Herzen, meine ich.«
    Sie sah zu ihm auf. Hilfe suchend. Trost fordernd. Mit rotgeränderten Augen, geweiteten Pupillen und langen Tränenspuren auf den Wangen. Einer Sterbenden gleich, die ein letztes schönes Wort hören wollte.
    »Ähmmm … ja«, antwortete Albert.
    Wieder brach sie in lautes Schluchzen aus.
    »Ach, Albert! Sie sind so ein guter Mensch. Was soll ich denn jetzt tun?«
    Er wusste es nicht.
    Vielleicht hätte er ihr seine Theorie vom Spielfeld und den obligatorischen Linien erläutern können, aber es schien ihm, dass sie nicht in der Verfassung war, ihm zu folgen. Dennoch war es
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