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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt.
Autoren: Paul Friedl
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Keppl: »Vielleicht gab es auch eine Nebeneinnahme, und ein Bröckel Fleisch könnt auch abfallen.«
    »Alle reinkommen!« rief der Förster Greiner und riß die Türe auf.
    Erst wollte keiner der erste sein, dann drängten sie alle zugleich in die Kanzlei und blieben, die Hüte drehend, vor dem Schreibtisch stehen. Unsicher sahen sie den Förster an und hefteten dann ihre Blicke auf das Hirschgeweih an der Wand oder den Schrank mit den Schriftordnern und den Holzlisten.
    »Also, Leute, was im Hirschschlag noch einzuschlagen ist, wird auf Langholz gearbeitet, die Akkordsätze für Langholz kennt ihr ja. Wie es dann weitergeht, weiß ich noch nicht. Zwei Mann bräucht ich, weil in der Buschau Stangen gehauen werden müssen. Das wär was für den Dobler und den Weber.«
    »Wär es net was für die Jungen?« brummte der Dobler in den Boden hinein. »Die Au ist naß, und mit meinem Schuhzeug — hab eh das Reißen in der Achsel.«
    »Wär mir schon auch recht, wenn ich —«, gab der Weber dazu und hatte damit seine Meinung gesagt, wenn er es auch immer nur in halben Sätzen tat.
    »Der Ambros und der Kaspar wären halt die Jüngsten«, bohrte der Dobler weiter.
    Der Keppl und der Thums sahen sich an.
    »Das kann ich nicht tun«, lehnte der Förster brüsk ab, »die zwei sind noch keine vierzehn Tag aus der Gefangenschaft zurück.«
    »Wir machen es aber, wenn das Stangenhauen im Akkord geht«, erklärte der Ambros Keppl, und Greiner atmete erleichtert auf.
    »Gut, dann wäre das erledigt.« Die anderen Holzhauer blinzelten gegen die tiefstehende Sonne, die durch das Fenster in die Kanzlei schien.
    »Dann noch «eins, Leute«, fuhr der Förster fort. »In der Gschwend droben stehen die zwei Häuser leer und müssen wieder bezogen werden. Daß der Sterl und der Kern abgezogen sind, kann man ihnen net übelnehmen, weil sie beide bald ins Rentenalter kommen. Wenn sich von euch niemand meldet, dann muß ich auf andere Männer zurückgreifen, die sich für diese Wohnungen interessieren. Allerdings muß ich diese Leute dann auch im Forst beschäftigen, und da ich nicht mehr Leute haben darf — ja nun, da müßt ich eben zweien von euch kündigen. Also wer geht in die Häuser nach Gschwend hinauf?«
    Unruhig scharrten die Holzhauer und wichen dem fragenden Blick des Försters aus und sahen zur Decke empor oder auf den Boden. Umständlich schlug sich der Utz eine Prise Tabak auf die Faust und schnupfte sie in die Nase auf. Der Ambros Keppl und der Kaspar Thums sahen sich wieder an und verstanden sich. Der Ambros räusperte sich:
    »Wenn es noch eine Weile Zeit hätte, Herr Förster? Wir haben uns das schon überlegt, aber als ledige Mannsbilder können wir doch net naufziehen.«
    Das Aufatmen der andern belustigte den Förster, und händereibend freute er sich selber auch über die Lösung:
    »Na also! Das ist gut! Seht also zu, daß ihr bald zweispännig werdet und unter die Haube kommt. Wenn ihr mit dem Stangenhauen fertig seid, dann könnt ihr gleich im Taglohn die Häusel herrichten, die Stuben weißeln, das Dach richten und was sonst noch zu tun ist. Könnt es euch ja einmal anschauen. Wird das beste sein, wir gehen am Montag gegen Abend mitsammen hinauf. Das wäre alles, einen guten Sonntag also.«
    Die sieben stampften aus der Forstkanzlei, trampelten durch den Hausgang ins Freie, setzten die Hüte auf und zogen die Pfeifen wieder aus den Hosensäcken .
    »Was meinst?« fragte der Utz leise den Sterl.
    »Wenn die Leute närrisch werden, dann geben sie ein Zeichen. Die sind ja blöd! Sollen nur einmal einen Winter da droben mitmachen, dann singen sie schon anders!« kritisierte der Sterl. »Ich hab fünfundzwanzig Jahr da droben ausgehalten und weiß das Meinige.«
    Der Kern hatte sich an die beiden herangemacht und seufzte: »Ist eine schöne Zeit gewesen, aber heute ist das anders.«
    Der Ambros Keppl und der Kaspar Thums waren schon vorangegangen, und als die Pfeifen angebrannt waren, folgten ihnen auch die anderen auf dem Weg nach Stinglreut hinunter. Die Sonne säumte die Wipfel der Fichten links und rechts am Weg noch golden ein, ehe sie versank und aus dem Wald die Schatten kamen.
    Der steinige Weg lief vor ihnen her abwärts und wollte für die müden Füße kein Ende nehmen. Im Rucksack klapperte der Kochtiegel, und die geschulterten Äxte drückten. Plempernd schlug die umgehängte Baumsäge bei jedem Sprung über einen Stein an die Rauchtabakbüchse in der Joppentasche des Thums. Es dauerte eine lange Weile,
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