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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf
Autoren: Cherry Wilder
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zu sehen. „Hier ist es nicht so kalt, Bergkind!“
    „Ich will verbrannt sein“, sagte der Harfner an meinem Ellbogen, „es ist Tsammet!“
    „Ganz richtig“, sagte sie lächelnd. „Ihr habt uns hereingelegt, Harfner, mit diesen schönen Teufel von Euch!“
    „Ich hoffe, daß Eure Lehnsherren unseretwegen keine Schwierigkeiten hatten“, sagte ich.
    „Die Winde mögen es verbieten“, sagte Tsammet. „Es wird vorüberwehen. Wißt Ihr nicht, daß Tewl eine nahe Verwandte des Pentroys ist? Aber ach, der Gedanke, auf dem Rücken des Teufels geritten zu sein! Auf Grund dessen könnte ich mich selbst als Glück verdingen.“ Sie zwinkerte den zahlreichen Dienern und Trägern zu und näherte sich Taucher, der sie sofort erkannte.
    „Tsammet!“
    Dann schüttelte sie ihm stolz die Hände und kehrte zu ihrer Gruppe zurück.
    Brin und Mamor scharten uns um sich, und wir gingen durch die sich lichtende Menge zu der Kanaltreppe, wo ein Leihboot zwischen den Schiffen der Granden wartete. Als die Alte Gwin die breiten Stufen hinabstieg, strauchelte sie und fiel beinahe hin; der Harfner fing sie in seinen Armen auf.
    „Alles in Ordnung?“ fragte er.
    „Ich bin müde“, sagte sie ungehalten. „Laßt mich das Boot besteigen.“ Als wir dann alle an Bord waren, einschließlich Vel Ragan und Onnar, fuhr uns der Ruderer schnell durch die belebten Wasserwege.
    „Wohin fahren wir?“ fragte ich.
    „Zum Delta“, sagte Mamor. Er wandte sich an den Ruderer. „Achtet darauf, daß Ihr nicht verfolgt werdet. Vergeßt nicht Euren Auftrag.“
    „Das werde ich nicht tun, Exzellenz!“
    Wir saßen stumm unter der Plane, während das Leihboot sich durch den sonnenbestrahlten Kanal wand. An diesem Tag sprudelten alle Springbrunnen, aber ich spürte, daß meine Familie darauf erpicht war, die Stadt zu verlassen. Ich sah Gordo Beethan am Heck sitzen und Rintoul angaffen, das er gerade verließ. Hoch oben im Westen, zwischen den Hochhäusern, konnte ich goldene Kugeln sehen, die das Licht einfingen.
    Taucher saß zwischen uns und unterhielt sich mit Brin und Vel Ragan über seine Gefangenschaft.
    „Taucher, hast du dein Hochdruckgewehr dem Großen Ältesten gegeben?“ fragte ich.
    „Ja“, antwortete er, „und es sollte ihm sehr nützlich sein, wenn er Insekten vertilgen will!“
    „Was hast du getan?“ fragte Mamor. „Hast du den Einstellungshebel zerbrochen?“
    „Es ist auf die leichte Einstellung eingerastet“, erwiderte Taucher.
    „Taucher“, sagte Narneen, „nachdem Tiath Gargan deinen Rasierapparat hat, mußt du dich jetzt mit einem Messer rasieren?“
    „Die Winde mögen es verbieten“, sagte die Alte Gwin und lehnte sich an Brins Schulter. „Leg kein Metall auf dein Gesicht, junges Glück. Laß dieses teuflische schwarze Gesichtshaar bis zu deinen Knien wachsen, wenn es will.“
    „Wenn du meinst, liebe Gwin“, sagte Taucher, „denn ich habe jetzt nichts mehr zu verbergen.“
    Von da an lief Taucher als Mensch herum, schwarzbärtig und, nachdem die Bleichung herausgewachsen war, schwarzhaarig. Es ließ ihn nicht fremder aussehen, nur einfach älter, als hätte ihn das abenteuerliche Leben, das wir geführt hatten, gealtert. Ich sah im Geiste, und sehe es immer noch, zwei Taucher, das blasse, junge, rasierte Glück, das wir aus dem Warmen See gerettet hatten, und den schwarzbärtigen Menschen, der uns zu noch merkwürdigeren Abenteuern führte.
    Wir gelangten durch die Zuflüsse des Deltas, weit außerhalb der Stadt, zu einem alten Brachwasser. Dort gab es florierende Vogelfarmen mit ganzen Reihen von Käfigen, netzbespannten Bäumen und Bruthäusern ringsherum; aber der Ort, zu dem wir kamen, war unbenutzt und überwuchert. Wir gingen an einem baufälligen Landungssteg an Land und erblickten ein großes festes Haus mit neuausgebessertem Schilfdach und den Überresten eines Grundstückzaunes. Ich stapfte durch hartes Gras und drehte mich um, um Gordo zu helfen. Narneen nahm uns beide bei der Hand.
    „Kommt“, sagte sie. „Kommt und seht es euch an!“ Sie lächelte Gordo an, und ich wußte, daß sie sich im Geist miteinander unterhalten konnten, da sie beide Zeugen waren. Wir machten uns auf den Weg, während die übrigen an Land gingen, an alten und überwucherten Käfigreihen und blühenden Reben entlang, und kamen zu einem Felsvorsprung mit Aussicht auf den Troon. Dort stand in einem Kreis grob geschnittenen Grases ein Baum voll unserer Spinner; ein Stuhl und ein Spitzenrahmen verrieten mir, daß
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