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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf
Autoren: Cherry Wilder
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niedrige Bergkette dehnte sich an der Nordküste des Kontinents aus; sie war massiv und eindrucksvoll und erhob sich an manchen Stellen aus der Grasebene. Die höchsten Gipfel lagen im Norden, schneebedeckt im Sommer, denn der Polarkreis war nah. Eine heiße Sommersonne brannte auf die schroffen tiefergelegenen Hänge nieder; es gab Gruppen einer gradästigen Baumart mit rotbraunem Stamm und kleinen Blättern von besonderem Bronzegrün. Lager pferchten sich zwischen diesen Bäumen; manche waren alt und seßhaft wie kleine Dörfer, mit einer Steinmauer oder einer Palisade. Im Sommer waren viele dieser Lager leer. Ihre Bewohner hatten sich zum Jagdgrund und zum Fluß aufgemacht. Andernorts murmelten Stimmen, erklang der rhythmische Schlag der Webstühle – keine offenen Feuer wurden entzündet, kein Rauch kräuselte sich über die Baumkronen.
    Sogar im Hochsommer konnten kühle Plätze gefunden werden; Höhlen erfüllt vom Geräusch rauschenden Wassers; lärmende Bäche und Sturzbäche. Jagdspuren verliefen über die Grate und tauchten hinab in die Täler, die zum heißen Gras der Ebene führten. Es gab natürliche Kolonien einer Pflanze, die wie Flachs aussah; ihre Blätter raschelten und rüttelten sich unentwegt in dem vorherrschenden Nordwind.
    Ein Mann, der durch dieses rauhe, anmutige Hügelland wanderte, konnte an Bächen trinken, Beeren essen, wenn er es wagte, und die Bergluft einatmen. Doch die Wesen, die in die Bäume kletterten, wenn er vorbeikam, die kleinen hüpfenden, rehähnlichen Tiere, die ins Unterholz flohen, der langsame Niederflug der Vögel erinnerten ihn letztlich daran, daß er sich nicht auf Erden befand.
    Der Kontinent und die Welt selbst hatten denselben Namen: Torin. Wenn Esto, die Große Sonne, im Westen unterging, dann wich ihr starkes goldenes Licht zunächst der Dunkelheit, aber danach folgte ein Silberschein, sechsmal so stark wie der Widerschein des Erdenmondes … der Schein Esders … der Fernen Sonne. Es war möglich, in Esders Schein zu lesen, zu jagen, ein Flugzeug zu manövrieren.
    Unten in der Ebene drängten sich, beim Schein Esders, andere flackernde Lichter an Fjorden und Furten. In einem seichten Krater widerspiegelte eine Wasserfläche den Schein der Fernen Sonne auf seltsame Art; das Wasser dampfte und strömte seinen eigenen phosphoreszierenden Glanz aus. Hinter dem Nordufer dieses Sees erhoben sich Zwillingsgipfel, zwei der höchsten in dieser Gegend, und unter ihnen stand, auf einer Steinterrasse, ein ovales Gebäude.
    Es war eine milde Sommernacht im Jahre 274 des Neuen Zeitalters, zweihundertvierundsiebzig Torin-Jahre, seit der letzte Torlogan oder Große Erbauer die Macht den Granden übergab. Die einzigen Geräusche hier in den Bergen waren natürlich: Vogelrufe, ein losgelöster Stein, der in einen Teich rollte. Als vier Torin-Stunden der Dunkelheit und zehn des Esder-Scheins vergangen waren, wuchs schrill ein neues Geräusch in die klare Luft. Ein Flugzeug surrte aus dem Südwesten heran und landete sauber auf der Terrasse. Es war kräftig und wohlgestaltet, aus versteiftem Gewebe über einem Rahmen aus gebogenem Holz. Die Flügelspannweite war groß; ein Propeller war am Bug befestigt und vier kleinere befanden sich an den Flügeln selbst. Am hinteren Paneel links befand sich eine Reihe aufgemalter Zeichen; an der entsprechenden Stelle rechts stand in Blockschrift: TOMARVAN II.
    Ein Mann stieg aus der Maschine und reichte seine Hand seinem Gefährten, um ihm hinunter zu helfen, einem jungen Moruianen, einem Einwohner Torins. Sie sprachen leise, als dämpfte die Stille der Berge ihre Stimmen, aber die Stimme des Mannes und sein Lachen brachen manchmal hervor. Sie gingen von der Terrasse munter hinab zu dem gerade noch zwischen den Bäumen sichtbaren See. Esders Schein hob ihre Gleichheit und ihre Verschwiegenheit ganz deutlich hervor. Der Mann, Scott Gale, war gut gebaut, breitschultrig, muskulös und einen Kopf größer als sein junger Gefährte. Er trug einen synthetischen blauen Overall, ein vorgeschriebenes Kleidungsstück, dem vier schwere Jahre in einem fremden Klima kaum etwas hatten anhaben können.
    Dorn, der Moruianer, war siebzehn, drahtig, schlank, langgliedrig. Sein Gang war federnd und beschwingt; die Haltung seines Kopfs, seiner Hüften, seiner schlankfingrigen Hände waren ausgeprägt. Im Gegensatz dazu war Scott Gale überbeherrscht, muskelbetont. Dorn hatte dichtes mittelbraunes Haar, ganz glatt und unbekümmert über dem Kragen seiner
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