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Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
Autoren: Ree Drummond
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Reifen – das noch aushalten würden.
    Ich hatte soeben die Grenze zwischen meinem und seinem County überquert, als das schrille Klingeln meines Autotelefons erklang. Das muss Marlboro Man sein , dachte ich, er will bestimmt wissen, wo ich bin .
    »Hallo?« Voller Vorfreude nahm ich ab.
    »Hi«, sagte eine Stimme. Es war J.
    »Oh, hi«, sagte ich enttäuscht.
    »Ich bin jetzt am Flughafen«, sagte er.
    Tief einatmen. Schau dir die Prärie an. Konnte dieser Tag noch schlimmer werden? Ausatmen. »Du bist am Flughafen?«, fragte ich.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich komme.«
    »J, nein … ich mein’s ernst …«, flehte ich ihn an. Das hatte mir gerade noch gefehlt. »Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich das für keine gute Idee halte.«
    »Und ich habe dir gesagt, dass ich trotzdem komme«, konterte er.
    Ich bemühte mich, ihm eine möglichst klare und deutliche Antwort zu geben. »Steig nicht ins Flugzeug, J. Komm nicht her! Verstehst du? Ich bitte dich, nicht zu kommen.«
    »Ree, ich bin längst an deinem Flughafen«, sagte er. »Ich bin schon hier!«
    Ich hielt auf dem Seitenstreifen des zweispurigen Highways, legte Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel, presste die Augen zu und versuchte mit aller Kraft, zu dem Moment zurückzuspulen, als ich ans Telefon gegangen war. Hätte ich es doch nicht getan! »Du bist hier?«, fragte ich. »Das ist doch nicht dein Ernst, oder?«
    »Doch, das ist mein Ernst«, sagte J. »Ich bin hier. Ich muss dich sehen.«
    Völlig überrumpelt saß ich auf dem verlassenen Seitenstreifen und wusste nicht, was ich tun sollte. Diesen Abend hatte ich mir anders vorgestellt.
    »J …« Ich hielt kurz inne und überlegte. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe dich doch gebeten, nicht zu kommen. Ich habe dir doch gesagt, dass ich es für keine gute Idee halte.« Ich musste wieder an Puggy Sue denken. An ihre weichen, samtigen Ohren.
    »Wo bist du?«, fragte er.
    »Ähm, ich bin … auf dem Weg zu einem Freund«, antwortete ich. Frag bitte nicht weiter.
    »Tja, dann wirst du deine Pläne wohl ändern müssen, meinst du nicht?«, fragte er.
    Berechtigte Frage. Ich saß auf dem Seitenstreifen in meinem Wagen, vor mir ging die Sonne unter, und ich wusste beim besten Willen nicht, was ich tun sollte. Einerseits hatte ich am Tag zuvor J sehr deutlich meine Meinung gesagt. Komm nicht – was konnte man daran bitte falsch verstehen? Andererseits war J – wenn er nicht so nervös war wie jetzt – eigentlich ein netter Kerl, der mir ja auch lange Zeit sehr wichtig gewesen war. Und er war immerhin dreitausend Kilometer gereist, um mich persönlich zu sprechen. Trotzdem fragte ich mich, was dabei herauskommen sollte, wenn ich mich jetzt zu einem Treffen bereit erklärte. Unsere letzten Telefonate hatten im Streit geendet; ich bezweifelte, dass das bei einem persönlichen Treffen anders werden würde. Außerdem war ich mir zu hundert Prozent sicher, dass unsere Beziehung zu Ende war. Ich hatte an dem Tag schon Puggy Sue überfahren, ich fühlte mich nicht stark genug für so etwas.
    Abgesehen davon … Marlboro Man erwartete mich.
    Dieser Gedanke gab den Ausschlag. Ich fuhr wieder vom Seitenstreifen auf den Highway und setzte meinen Weg Richtung Westen fort, zur Ranch. »J, ich komme nicht«, sagte ich. Das Schweigen am anderen Ende der Leitung kam mir endlos vor, und als J auflegte, war das Klicken so leise, dass es mir in den Ohren dröhnte.

4.
    Wenn Träume sterben
    Während der restlichen Fahrt zu Marlboro Mans Ranch saß ich auf glühenden Kohlen, weil ich jeden Moment damit rechnete, dass das Telefon erneut klingeln würde. Zum einen plagte mich die Erinnerung an Puggy Sues Todeskampf in der Einfahrt, an ihr Jaulen und Winseln, zum anderen hatte ich heftige Gewissensbisse, weil ich übers Autotelefon mit J Schluss gemacht hatte. Es setzte mir zu, dass seine normalerweise so entspannte und ausgeglichene Stimme sich so hoffnungslos angehört hatte. Es war mir nicht egal, dass ich einem anderen Menschen Leid zufügte.
    Ich hatte bewusst versucht, die Trennung langsam, mitfühlend und sanft zu gestalten, denn ich wollte die Person, die mir in all meinen Jahren in Kalifornien am meisten bedeutet hatte, auf keinen Fall verletzen. Doch als ich über jenen einsamen Highway fuhr, erteilte das Leben mir auf unbarmherzige Weise eine Lektion: Man kann einem anderen nicht allmählich das Herz brechen, das ist unmöglich; egal, wie sehr man den Prozess in die Länge zieht, es
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