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Das Glück reicht immer für zwei

Das Glück reicht immer für zwei

Titel: Das Glück reicht immer für zwei
Autoren: Sheila O'Flanagan
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betrachtete. Wenn ich früher in den Spiegel sah, wusste ich immer, wer mir entgegenblicken würde. Lange habe ich gedacht, ich sei damals eine stärkere Version meiner selbst gewesen, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Die schwarzweiße Businessgarderobe und eine strenge Frisur machen einen noch lange nicht stark. Mein verhärtetes Herz hat mich so kühl erscheinen lassen. Doch jetzt – sie runzelte leicht die Stirn – habe ich das Gefühl, weicher und offener zu sein. Ob es an den fröhlichen, farbenfrohen Kleidern liegen mag?
    Nicht dass ein bisschen mehr Offenheit einen großen Unterschied machte, sagte sie sich, während sie Lipgloss und Eau de Toilette wieder in ihrer Handtasche verstaute. Nicht dass es jemanden gäbe, für den es sich lohnte, offen zu sein. Sie zögerte einen Moment, bevor sie sich die Handtasche erneut über die Schulter hängte. Wäre ich Ralph gegenüber offener gewesen, hätte es dann geklappt? Sie lachte ihr Spiegelbild aus. Natürlich nicht! Ihre Beziehung stand auf einem allzu wackligen Fundament.
    Die Leidenschaft, die anfangs zwischen uns loderte, reichte nicht für eine solide Partnerschaft. Im Übrigen, auch wenn ich durchaus leidenschaftlich sein kann, so sind meine Bedürfnisse und Wünsche andere als die von Ralph.

    Aber es wäre schon schön, wenn es wieder jemanden in meinem Leben gäbe, dachte Britt, während sie auf den Flur hinaustrat. Nicht gerade das krasse Gegenteil von Ralph, aber bestimmt auch keinen, der so perfekt war wie Jack Hayes. Sondern jemanden, mit dem sie ihr Leben teilen konnte.
    Sie machte einen kleinen Umweg an ihrem alten Büro vorbei. Das Namensschild neben der nur angelehnten Tür war unbeschriftet. Sie zauderte einen Moment, dann schob sie die Tür auf. Sie hatte stets auf einen ordentlichen Schreibtisch Wert gelegt, denn Ordnung half ihr, einen klaren Kopf zu bewahren. Während sie immer nur eine Akte vor sich liegen haben konnte, türmten sich bei einigen ihrer Kollegen die Aktenstapel kreuz und quer auf dem Schreibtisch.
    Auch jetzt lag nur eine Akte aufgeschlagen auf dem Tisch, obwohl kein Kollege von Clavin & Grey anwesend war. Aber der Mandant war da, wie sie bemerkte, als sie einen Blick in den Raum warf. Sie sog so scharf die Luft ein, dass er sich umdrehte.
    »Britt?« Überraschung spiegelte sich auf seinem Gesicht. »Was machen Sie hier?«
    »Das war früher mein Büro«, sagte sie. »Ich habe heute einen Termin bei meinem Seniorpartner gehabt.«
    »Warum?«, fragte Leo Tyler. »Erhebt jemand Schadensansprüche wegen Ihres neuen Buchs?«
    »Nicht dass ich wüsste. Und was führt Sie hierher?«
    »Ich hatte auch eine Besprechung. Mit dem Anwalt, der sich um Donals Nachlass kümmert.«
    »Wer ist das, wenn ich fragen darf?«
    »Ferdia Grey.«
    Sie nickte. Ferdia war der zweite Seniorpartner der Kanzlei; er hatte sich auf andere Rechtsgebiete spezialisiert als Jeffrey.
    »Und wo ist er jetzt?«, fragte sie.
    »Oh, er ist hinausgegangen, um irgendwelche Unterlagen zu holen.« Leo warf einen Blick auf seine Uhr. »Er ist jetzt schon fünf
Minuten weg. Ich frage mich, wie lange er noch braucht und wie sich das auf meine Rechnung auswirkt?«
    Britt lächelte. »Wir bei Clavin & Grey übertreiben es nicht mit den Gebühren, keine Angst.«
    »Wir?« Er sah sie neugierig an. »Werden Sie wieder in die Kanzlei zurückkehren?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe lange und gründlich darüber nachgedacht. Vor allem, als nach den ersten paar Wochen klarwurde, dass mein zweiter Roman nicht ganz so hohe Verkaufszahlen erzielt wie mein erster. Da dachte ich, ich hätte versagt und dass man mich bei Trevallion wie eine heiße Kartoffel fallen lassen würde. Aber das Buch läuft trotzdem recht gut, und alle sind glücklich und zufrieden.« Sie lächelte. »Man hat mir einen neuen Vertrag angeboten, und ich dachte … Na ja, ich habe bereits wieder eine Idee für einen neuen Roman, die mir nicht mehr aus dem Kopf will.«
    Auf seinem Gesicht erschien ebenfalls ein Lächeln, das den ein wenig strengen Ausdruck von zuvor vertrieb. »Ich glaube, das ist Ihr Schicksal. Und Schreiben ist doch allemal besser, als sich für den Rest Ihres Berufslebens mit Scheidungen abzuquälen, seien wir doch mal ehrlich?«
    »Hängt davon ab, wie gut man als Anwalt ist.« Sie grinste. »Ich war eine erfolgreiche Staranwältin, müssen Sie wissen. Kein Scheidungsfall war mir zu groß, lautete mein Motto.«
    »Wirklich?«
    »Nein, ganz so war es nicht. Aber ich
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