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Das Glück mit dir (German Edition)

Das Glück mit dir (German Edition)

Titel: Das Glück mit dir (German Edition)
Autoren: Lily Tuck
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kann …, will sie erklären, da fängt Louise auf dem Rücksitz laut zu weinen an.
    Würden Sie bitte aussteigen.
    Unter dem Mantel schaut Ninas Nachthemd hervor, das bis zum Boden reicht; an den Füßen trägt sie Pantoffeln.
    Ma’am …, setzt der Polizist an.
    Okay, fahren Sie nach Hause, sagt er stattdessen.
    Wie hat ihr Streit angefangen?
    Auf dem Heimweg vom Abendessen – Philip sitzt am Steuer – machte Nina eine Bemerkung darüber, wie viel Louise für ihr neues Haus in Russian Hill ausgibt, nur erinnert sie sich nicht daran.
    Es ist während der Weihnachtsferien.
    Und ich verstehe nicht, wozu du einen Innendekorateur brauchst.
    Mom, es kann dir egal sein, wie viel ich für einen Innendekorateur oder für Möbel oder meinetwegen auch für die Armaturen im Badezimmer ausgebe. Es soll einfach schön werden.
    Schon gut, Louise, aber hat nicht alles Grenzen?
    Was hat Grenzen?
    Na ja, wie ich schon sagte, das Geldausgeben, vor allem wenn man bedenkt, wie die Menschen anderswo auf der Welt …
    Mom, jetzt mach mal einen Punkt. Als würdest du groß deinen Lebensstil ändern, damit es Menschen anderswo auf der Welt besser geht.
    Immerhin versuche ich, ein wenig ehrenamtliche …
    Ein für alle Mal, ich verdiene eine Menge Geld und darüber, wie ich es ausgebe, entscheide ich allein …
    He, Ladys, geht es vielleicht ein bisschen weniger aufgeregt, sagt Philip. Ich muss mich hier aufs Fahren konzentrieren.
    Ich meine es ernst, fährt Louise an Philip gewandt fort. Ich bin zweiunddreißig und ich verstehe nicht, was es sie angeht, wie ich das Geld ausgebe, für das ich hart arbeite.
    Alle drei schweigen eine Weile.
    Zumal du, fährt Louise dann in Richtung Nina fort, sowieso noch nie eigenes Geld verdient hast, Mom.
    Lulu, sagt Philip.
    Ist schon in Ordnung, sagt Nina. Lass sie ruhig aussprechen, was sie auf dem Herzen hat. Aber zu deiner Information, Louise, ich habe gearbeitet, als ich deinen Vater kennenlernte, und ich habe außerdem etliche meiner Bilder verkauft.
    Ja, ja, an deine Freunde, erwidert Louise.
    Keiner sagt ein Wort.
    Du bist grob und unfreundlich zu deiner Mutter, sagt Philip schließlich.
    Sie kann sich das Lachen kaum verkneifen.
    Philips verschrumpelter Penis ist zwischen seinem dichten Schamhaar kaum zu entdecken, wie er da dünn, nackt und nass vor ihr am Strand kniet.
    Ploudalmézeau, Tréglonou – wieder murmelt sie die Namen vor sich hin.
    Du wirst dich erkälten, sagt sie zu ihm.
    Ist das deine Antwort?, fragt er.
    Ja, sagt sie.
    Ja.
    Nackt ist man für sich selbst, mit einem Aktbild gibt man anderen Gelegenheit, dieses Selbst zu sehen, sagt Nina, um Philip zu überzeugen, sich für das Porträt auszuziehen.
    In einem Akt stellt man sich zur Schau, fügt sie hinzu.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich zur Schau stellen möchte, sagt Philip.
    Wenn du dir europäische Aktbilder anschaust – Ingres’ La Grande Odalisque , zum Beispiel –, fährt Nina fort, die in Fahrt gerät, und einmal darauf achtest, wie das Modell dich von der Leinwand anschaut, dann ist klar: Sie weiß, dass jemand sie anschaut, sie bewundert und begehrt. Als Akt ist sie in diesem Porträt gleichzeitig willfähriges Objekt und Verführerin.
    Und wie ist das nun mit der Nacktheit?
    Nacktheit ist, wenn du und ich abends vor dem Zubettgehen unsere Kleider ausziehen. Nacktheit ist unmaskiert, Nacktheit bietet keine Überraschungen.
    Ich habe seit Jahren nicht geraucht, sagt Philip, aber jetzt brauche ich plötzlich wirklich eine Zigarette.
    Du hast mich überrascht, sagt Philip zu ihr, nachdem sie sich in Tante Theas Wohnung in der Rue de Saint-Simon geliebt haben. Dein Körper. Irgendwie habe ich ihn mir anders vorgestellt.
    Wie anders?, fragt Nina.
    Dicker?
    Nein, nicht dicker. Einfach anders.
    Kannst du das nicht ein bisschen genauer sagen?
    Nicht so schön, sagt Philip.
    Am Vortag hat es geschneit, aber die schmale Landstraße, über die sie fahren, ist geräumt. In einer Kurve erfassen die Scheinwerfer zwei Rehe, die am Straßenrand Streusalz auflecken. Aufgeschreckt heben sie die Köpfe und rennen über die Fahrbahn.
    Mist, ruft Philip und tritt auf die Bremse.
    Der Wagen kommt auf der Gegenfahrbahn schlingernd zum Stehen, ein Reh verschwindet im Wald, das zweite, das fast vom Kotflügel erwischt wird, springt hinterher.
    Nina atmet tief aus, sagt aber nichts.
    Das war knapp, sagt Philip, als sie wieder auf ihrer Seite der Straße sind.
    Alle wohlauf?, fragt er auch und schaut nach hinten.
    Warst du
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