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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze
Autoren: Eva Berberich
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ihrer Vorderpfoten
     sitzen nämlich Duftdrüsen, mit denen sie darauf herumreibt. Riecht er nach ihr, benutzt sie ihn auch. Steht im Buch.« Er nahm
     Schlumpel auf den Arm und strich mit ihren Pfoten vorsichtig über den Kratzbaum. »So! Ab jetzt wird sie ihn benutzen.«
    Schlumpel strafte, wie schon gewohnt, auch diesmal den ›Großen Katzenratgeber‹ Lügen. Sie warf der Mumie einen verächtlichen
     Blick zu, schritt zum musikalischen Sessel und zog genüßlich einen Faden aus der Sitzfläche.
    »Eigentlich«, sagte ich, »ist das ein Kompliment für dich. Sie kratzt so gern an diesem Sessel, weil |250| er nach dir riecht. Sie will deinem Geruch den ihren hinzufügen. So seid ihr geruchsmäßig vereint.«
    »Meinst du?« Konrad war geschmeichelt. »Dann machen wir’s doch umgekehrt.« Er wickelte das ausrangierte Oberteil seines Schlafanzugs
     um den Kratzbaum. »Riecht schwer nach mir. Wenn sie so verrückt nach meinem Duft ist, bitte sehr!«
    Aber Schlumpel verschmähte auch diese Lösung.
    »Magst du vielleicht meinen Schlafanzug – ich mein, wenn ich nicht da bin – als Erinnerung, damit wir wenigstens geruchsmäßig
     vereint sind?«
    »Danke«, sagte ich, »ich zieh mein Lavendelkissen vor.«
     
    Wir saßen am Kaminfeuer, Schlumpel auf meinem Schoß, schnurrend, Konrad fast verbissen in die Lektüre seines ›Großen Katzenratgebers‹
     vertieft. Auf einmal schlug er das Buch zu.
    Schlumpel und ich, wir fuhren zusammen. »Steht was drin, was dir mißfällt?« fragte ich.
    »Nein, das glaub ich nicht«, sagte Konrad dumpf. »Das kann nicht sein. Der Kerl lügt.«
    »Lies mal!«
    Da er sich weigerte, nahm ich das Buch zur Hand und fand gleich die Stelle:
Wenn eine dominante
|251|
Katze in Anwesenheit einer untergeordneten anderen Katze irgendwo kratzt, im Haus oder draußen, ist das eine Art Imponiergehabe.
     Sie zeigt der anderen Katze so ihre Überlegenheit.
    Das gefiel mir ausnehmend gut. Konrad weniger.
    »Jetzt fällt mir auf«, sagte er finster, »daß sie immer an meinem Sessel kratzt oder einen Faden rauszieht, wenn ich im Zimmer
     bin. Soll ich daraus schließen, sie hält mich für einen ihr untergeordneten Kater?«
    »Sieht so aus.«
    Der häusliche Kratzbaum war seither kein Thema mehr. Ist Schlumpel draußen, hält sie sich an die reichlich vorhandenen Kratzbäume,
     kratzt sie drinnen, zieh ich die Fäden halt wieder hinein. Sie betrachtet Konrads Sessel nun mal als den ihren. Kann man nix
     machen.

|252| Das sanfte Gesetz
    »Laß mich raus!« Schlumpel sah sehnsüchtig hinauf zur Türklinke.
    Wenn eine Katze hinaus will, kann man sich auf den Kopf stellen, mit den Ohren wackeln oder sonst ein Kunststückchen vorführen,
     es wird sie nicht abhalten. Weshalb ich – wie immer – aufstand und ihr die Tür öffnete. Zuerst verharrte sie auf der Schwelle,
     auf drei Beinen, das rechte vordere leicht angehoben, zog die frische Nachtluft ein, witterte nach allen Seiten und spähte
     in den Garten. Gerade, als ich ihr mit dem Fuß sanft auf die Sprünge helfen wollte, verschwand sie mit einem Satz in der Dunkelheit.
     
    »Ich will rein!« Meine Katze hockte vor der Balkontür und drückte die Nase an der Scheibe platt.
    Ich stand – wie immer – auf und öffnete die Tür. Schlumpel lief durchs Zimmer, sprang aufs Fensterbrett und machte es sich
     dort bequem.
    »Hat sie geschmeckt, die Maus?« fragte ich.
    |253| Schlumpel wurde eingerahmt vom Usambaraveilchen (links) und vom Mond (rechts), die ihr beide gut standen.
    »Nix Maus.« Sie schleckte sich die rechte Pfote.
    »War er wild, der Kater?«
    »Nix Kater.« Rieb mit der nassen Pfote über den Kopf.
    »Alles in Ordnung im Revier?«
    Keine Antwort. Wir fuhren mit unseren Tätigkeiten fort, ich mit Lesen, das heißt, ich tat nur so, der Mond mit Leuchten, Schlumpel
     mit Putzen. Jetzt kamen die Ohren dran, dann die Augen, die Backen und schließlich das Kinn.
    »Möcht bloß wissen, was du getrieben hast.«
    Schlumpel befeuchtete ihre andere Pfote auf die gleiche Weise.
    »Bist du allein losgezogen?«
    Sie fuhr mit der Pfote über die andere Kopfseite.
    »Also ich würde nachts nicht gern so allein   –«
    Jetzt kamen die Vorderbeine dran, dann die Schultern.
    »Nun sag schon, wo du gewesen bist.«
    Dann die Flanken. Ausgiebig. Zentimeter für Zentimeter.
    »Es bleibt unter uns. Ich sag’s bestimmt nicht weiter.«
    Schlumpel unterzog ihren Hintern einer gründlichen |254| Reinigung. Ohne Klopapier. In dieser Hinsicht sind sie uns
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