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DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 2: Edition Nancy Salchow (German Edition)

DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 2: Edition Nancy Salchow (German Edition)

Titel: DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 2: Edition Nancy Salchow (German Edition)
Autoren: Nancy Salchow
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nickte. "Ich finde es großartig von dir, dass du meinem Vorschlag zugestimmt hast. Der Gedanke, dass sie das Weihnachtsfest allein zu Haus verbringen soll, war einfach traurig."
    "Wo Platz für fünf ist, ist auch Platz für sechs."
    "Das hab ich mir auch gedacht."
    "Und?" Sie lehnte sich gegen den Türrahmen. "Hat sich inzwischen jemand auf deine Annonce gemeldet?"
    "Interessiert dich das wirklich?"
    "Würde ich sonst fragen?"
    "Niemand hat angerufen", antwortete er. "Und auch sonst habe ich kein aktuelles Lebenszeichen von Nita."
    "Wie meinst du das?"
    Er legte die Hand aufs Buch. "Seite 139. Kein Brief. Keine neuen Worte. Es scheint, als wäre die Verbindung zwischen uns unterbrochen."
    Sie schwieg, und er fragte sich, ob sie seine Worte verstanden hatte.
    "Vielleicht ist es besser so", sagte sie schließlich.
    "Besser?"
    "Besser für dich. Besser für deinen Seelenfrieden."
    "Ich hatte geahnt, dass du so etwas sagen würdest."
    "Weil es die Wahrheit ist, Simon", antwortete sie. "Du hast dich verrannt. Das wissen wir beide."
    Er war ihr nicht einmal böse, dass sie ihn nicht verstand. Er selbst hatte Probleme damit, es zu verstehen. Wie konnte er es von ihr erwarten?
    "Vielleicht will sie tatsächlich nicht gefunden werden", sagte er.
    Marie lächelte. Beinahe erleichtert. Und es schien, als hätte sie darauf gewartet, dass auch ihn diese Erkenntnis ereilt.
    "Trotzdem werde ich es nicht einfach hinnehmen können."
    "Du müsstest dich selbst mal reden hören", antwortete sie. "Diese Verbissenheit. Diese verzweifelte Suche. Wozu das alles, Simon? Und wofür?"
    Er öffnete die Schublade des Schreibtischs, legte das Buch hinein und schloss sie wieder.
    "Soll ich dir beim Schneiden der Ente helfen?" Er erhob sich von seinem Stuhl. "Oder hat Jan schon damit angefangen?"
    Sie war offensichtlich verwirrt. "Was ist los, Simon?"
    "Nichts ist los." Er ging auf die Tür zu. "Ich will nur nicht mehr darüber reden. Nicht über Dinge, die ich am Ende doch allein bewältigen muss."

    Die Unruhe der Kinder vom Vorabend hatte sich in leichte Lethargie verwandelt. Rhea und Timmy saßen geradezu artig vor ihren Tellern, während die Erwachsenen lautlos ihr Essen zu sich nahmen, hin und wieder durch eine Höflichkeitsfloskel unterbrochen. Ein Satz über den ausgebliebenen Schnee. Ansonsten Schweigen.
    Lediglich Frau Jäger konnte mit der allgemeinen Stille wenig anfangen.
    "Ihre Weihnachtsdekoration ist wirklich ganz entzückend", sagte sie, den Blick auf Marie gerichtet. "Das ganze Haus ist einfach hinreißend."
    "Vielen Dank", antwortete Marie.
    "Den Baum haben Timmy und ich mit Onkel Simon geschmückt", sagte Rhea zu Frau Jäger, die man ihr als Tante Judith vorgestellt hatte. Simon hatte lachen müssen, als Marie ein Tante vor den Namen schob. Auch ihre Eltern hatten ihnen, als sie klein waren, alle Freunde und Bekannte stets mit dem allgemeinen Zusatz Tante oder Onkel vorgestellt. Manche Dinge änderten sich scheinbar nie.
    "Das habt ihr ganz wunderbar gemacht", antwortete Frau Jäger.
    Rhea nickte stolz. Timmy zuckte desinteressiert mit den Schultern und zog mit einem Stück Fleisch Bahnen durch die Soße auf seinem Teller.
    "Hör auf, mit deinem Essen zu spielen", schimpfte Marie.
    "Ich esse doch!", brummte Timmy.
    "Das sehe ich!"
    Timmy rollte mit den Augen. Frau Jäger musterte ihn lächelnd.
    "Der Kleine erinnert mich an meinen Bruder Siegfried", sagte sie. "Der wollte auch nie essen, hat sich dann aber immer wie ein hungriger Löwe auf den Nachtisch gestürzt."
    "Ich bin nicht klein ", protestierte Timmy.
    "Oh, da hab ich mich versprochen", sagte sie. "Tut mir leid. Ich meinte natürlich, dass du mich vor allem deshalb an meinen Bruder erinnerst, weil der auch schon in deinem Alter genauso groß gewachsen war wie du. Und wenn ich mich nicht täusche ..." Sie berührte sein Kinn mit ihrem Zeigefinger. "Dann entdecke ich da doch tatsächlich schon erste Bartstoppeln, oder?"
    Allgemeines Lachen in der Runde.
    Simon saß an der Kopfseite des Tisches, gegenüber von Frau Jäger, Jan und Marie an der einen Seite, die Kinder an der anderen. Schweigend musterte er die Runde, und ein Gefühl von Vertrauen und Sicherheit überkam ihn. So sehr ihn die letzten Wochen auch aufgewühlt hatten, in diesem Moment war er dankbar für das friedliche Beisammensein. Keine schmerzenden Parallelen zur Vergangenheit. Keine altbekannten Rituale, die ihn an die Feste mit Emma erinnerten. Allein die Anwesenheit seiner Nachbarin machte das Ganze
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