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Das Gift des Boesen

Das Gift des Boesen

Titel: Das Gift des Boesen
Autoren: Vampira VA
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versagten erneut.
    Aber das Gefühl, unmittelbar davorzustehen, eine schauerliche Sensation aufzudecken, ließ ihn weiter ausharren und nach Wegen suchen, herauszufinden, was genau hinter diesen Mauern geschah. Er hätte nicht artikulieren können, was genau er erwartete. Viel-leicht war es zu schrecklich, zu monströs, um es überhaupt in Gedanken zu fassen - auf jeden Fall konnte er sich der dunklen Faszination, die in ihm zu wuchern begonnen hatte, nicht mehr entziehen.
    Warum hatte der Menschenscheue, der hier hauste, einen Leichnam gestohlen? Was hatte er damit vor? Wollte er ihn etwa aufschneiden, um die Innenansichten der entseelten Hülle zu studieren?
    Auch davon hatte Steen gehört. In größeren Städten wurde es Universitäten ermöglicht, unter bestimmten Voraussetzungen Leichen zu erwerben, zum Beispiel wenn es sich dabei um überführte und hingerichtete Mörder handelte. Oder wenn die Verstorbenen keine Angehörigen besaßen und selbst zu wenig hinterließen, um für ein ordentliches Begräbnis aufzukommen. Immer wieder kam es auch vor, daß Gräber geplündert wurden, weil die Räuber hofften, sich in den Besitz von Schmuck bringen zu können, der den Toten mit in den Sarg gegeben worden war. Ringe, Ketten und dergleichen ...
    Aber es hatte ausgesehen, als hätte der Unheimliche sich mit solchem nicht begnügt. Das, was er davongeschleppt hatte, mochte gut und gern ein menschlicher Körper gewesen sein.
    Der Tod .
    Der Tod hielt Steen seit langem in Atem.
    Bis zu dem Moment, da er die Klinke berührte, war ihm überhaupt nicht bewußt geworden, daß er sich der Haustür zugewandt hatte.
    Erschrocken hielt er inne, unfähig jedoch, die Hand zurückzuziehen. Sie schien buchstäblich am Messing des Griffes zu haften.
    Ein letztes Mal fragte sich Steen, ob er den Dämonen in sich weiter folgen oder nicht doch besser Reißaus nehmen sollte. Möglicherweise war dies seine allerletzte Chance, auch wenn es ziemlich unwahrscheinlich war, daß die Tür unverschlossen war .
    Sie war offen.
    Und sie gab so leicht unter Steens Druck nach, daß er von der wegspringenden Tür förmlich in den darunterliegenden Flur gesogen wurde!
    Von einer Dunkelheit in die andere!
    Aber die Nacht jenseits der Schwelle war anders, wirkte lebendiger als die Finsternis draußen.
    Endlich! schien sie zu wispern. Endlich hast du dich entschlossen ...
    Steen rang nach Luft.
    Als er sich umblickte, war die Tür wieder zu, ohne daß er sich erinnerte, sie geschlossen zu haben.
    Steen balancierte auf dem gesunden Bein und stocherte mit der Krücke in der Dunkelheit, als müßte er sich eines Angreifers erwehren.
    Daß tatsächlich jemand ganz nah bei ihm in der Schwärze stand, bestätigte die vorwurfsvolle Stimme, die unvermittelt ertönte: »Du verfolgst mich seit dem Friedhof - warum? Was glaubst du gesehen zu haben? Wer bist du? Und wieso hast du keine Angst wie die anderen ...?«
    »Die - anderen?«
    »Die das Haus nur von fern begaffen. Und die mir auch schon Scherereien genug eingebracht haben, weil sie mir ein paarmal die Obrigkeit auf den Hals hetzten! Aber gewagt, bei mir einzubrechen, das hat vor dir noch niemand .«
    Steen begriff, wovon der Mann im Dunkel sprach. »Wer - seid Ihr?«
    Ein zynisches Lachen schrillte in Steens Ohren. Als es abbrach, erkundigte sich der Unsichtbare: »Findest du diese Frage nicht überaus anmaßend, solange du mir nicht einmal -«
    »Ich heiße Steen. Raoul Steen. Ich bin Euch gefolgt, ja. Aber ich hätte auch die >Obrigkeit<, wie ihr es nennt, alarmieren können!«
    »So?«
    »Was habt Ihr auf dem Kirchhof getan?« fragte Steen, der sich in der Rolle des Anklägers zunehmend wohler fühlte als in der des An-geklagten, gleichwohl sein Herz immer schneller galoppierte.
    »Ich gehe oft spazieren, wenn andere schlafen.«
    »Ihr wart nicht einfach spazieren. Ihr habt -«
    »Ja?«
    Steen witterte plötzlich die Gefahr, die ein falsches Wort zur Unzeit provozieren würde.
    »Was ist? Hat es dir plötzlich die Sprache verschlagen? Eben warst du noch erstaunlich tolldreist, und nun ...?«
    Steen schluckte. Dann sagte er: »Ihr habt ein Grab geschändet - ich habe es gesehen!«
    »Gesehen? Das weiß ich besser. Du warst weit weg.«
    Als Steen den Sinn hinter den Worten begriff, wurde ihm schwindelig. Hieß das etwa, daß ihn sein Gegenüber von Anfang an bemerkt und seine Schandtat dennoch vollendet hatte .? Und dieser Mann nannte ihn tolldreist? Der Uhrmacher erzitterte.
    Im nächsten Augenblick flammte
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