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Das Gestirn der Ahnen

Das Gestirn der Ahnen

Titel: Das Gestirn der Ahnen
Autoren: Edmond Hamilton
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nicht. Er erhob sich majestätisch, aber anstatt zu brüllen, sprach er mit milder Verachtung, als er sich an Christensen wandte.
    „Sie verstellen wohl nicht sehr viel von Philologie, oder sollte ich mich da täuschen?“
    „Wenig“, antwortete Christensen unbekümmert. „Aber Sie alle haben bisher geradezu Wunderdinge bei der Übertragung alter Sprachen vollbracht, deshalb hoffen wir auch, daß Sie es diesmal wieder tun werden.“
    Bogan warf ihm den Blick zu, mit dem er vorlaute Studenten zum Schweigen zu bringen pflegte.
    „Eine unbekannte Sprache entziffern, ohne Vergleichsmöglichkeiten – ja sogar ohne Grundlagen?“
    Christensen nickte. „Richtig. Es wird nicht leicht sein, aber andererseits war es auch nicht leicht, überhaupt nach Gassendi zu kommen. Ich bin fest davon überzeugt, daß Sie es schaffen werden.“
    Bogan war zu wütend, um gleich zu antworten, deshalb nützte Christensen die Gelegenheit und fuhr fort: „Außerdem werden Sie es schon dadurch leichter haben, daß die Art und der Verwendungszweck der Maschinen Hinweise auf die Bedeutung der Aufschriften geben werden. Glenn wird in dieser Richtung mit Ihnen zusammenarbeiten.“
    DeWitt nickte stumm.
    Christensen ging auf die Tür zu, drehte sich wieder um und sagte: „Meine Herren, Sie sind dienstverpflichtet, um einen Auftrag durchzuführen, der die Sicherheit der USA entscheidend beeinflussen kann. Ich weiß, daß Sie ihr Bestes geben werden und sich an die Sicherheitsbestimmungen halten werden. Gute Nacht.“ Er ging.
    DeWitt steckte die Photographien wieder ein, nahm den Film, den er vorgeführt hatte, und ging wortlos.
    Bogan machte sich mit einigen kräftigen Ausdrücken Luft, aber die anderen saßen stumm da, bis Hill hereinkam.
    „Ich werde Ihnen jetzt Ihre Unterkünfte zeigen. Morgen früh bekommen Sie dann Ihre Büroräume zugewiesen.“
    Fairlie sah zum Himmel auf, als sie Hill nach draußen folgten. Orion bewegte sich auf den Zenit zu, hinter ihm die Sterne von Canis Major – der ganze Himmel war von schimmernden Konstellationen bedeckt.
    Dann erinnerte er sich wieder an den Kampf, der dort oben stattgefunden haben mußte, und plötzlich erschien ihm der ganze Himmel unheimlich und erschreckend – wie der Anblick eines längst verlassenen Schlachtfeldes.
     

4.
     
    Eine eindringliche Männerstimme sprach zu ihnen aus den Tiefen von Raum und Zeit. Die Wörter waren unbekannt und ohne Sinn, aber die Stimme selbst war von Bedeutung. Sie war voller Autorität und Stolz und von einer geheimnisvollen Kraft erfüllt, die sie von den Wänden der kleinen Bibliothek widerhallen ließ.
    DeWitt saß nach vorn gebeugt in seinem Sessel, mit geschlossenen Augen und geballten Fäusten – als wolle er die Stimme mit roher Gewalt zwingen, ihm die Bedeutung der Sätze preiszugeben. Fairlie verstand nur zu gut, was DeWitt fühlen mochte.
    Wovon sprach er, dieser Mann, der schon vor Jahrtausenden gelebt und wieder vergangen war? War es der Bericht eines Ereignisses während des unvorstellbaren Krieges, der einst im Raum getobt haben mußte? Erzählte er von Triumphen – oder sprach er von einer Niederlage?
    Fairlie hörte die Stimme nun schon zum fünften Male, aber er fand es immer noch schwierig, sie nur vom wissenschaftlichen Standpunkt aus zu beurteilen. Immer wieder hatte er sich dagegen gesträubt, aber jetzt war er doch zu der Überzeugung gekommen, daß die Stimme eine Botschaft für ihn hatte, die für ihn genau so wichtig war wie für die Menschen, für die sie vor dreißigtausend Jahren bestimmt gewesen war.
    Er mußte sie einfach verstehen! Die Stimme sprach weiter, und er glaubte sie beinahe zu verstehen. Nur noch ein kleiner Schritt, dann mußte er die Schwelle überschritten haben, die ihn noch von der Bedeutung der Wörter trennte.
    Eine Illusion. Die Stimme verebbte, und er stand wieder ganz am Anfang.
    „Wollen Sie noch etwas hören?“ fragte DeWitt.
    Fairlie schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Das genügt für heute.“ Er schaltete das Tonbandgerät ab.
    DeWitt erhob sich und schaltete den Verstärker aus. Dann beugte er sich über den Glaskasten, in dem sich ein kleiner Plastikball, der mit Silber überzogen war, auf einer Plastiknadel gedreht hatte. Er hob ihn vorsichtig heraus und legte ihn auf ein Gestell, in dem sich noch Dutzende von anderen befanden.
    „Ich verstehe immer noch nicht ganz, wie man auf einer so kleinen Kugel soviel Gesprochenes aufzeichnen kann“, bemerkte Fairlie.
    „Wir eben auch nicht“,
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