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Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Titel: Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
Autoren: Toni Feller
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Freunde, wir rufen die Polizei!«
    Die bereits nach kurzer Zeit eintreffenden Beamten des Streifendienstes verschafften sich schnell Gewissheit. Sie öffneten vorsichtig die Plane einen Spalt breit und stellten schon allein des Geruches wegen fest, dass sich in diesem länglichen Paket eine Leiche befand, die offensichtlich schon deutlich in Verwesung übergegangen war.
    Kriminalkommissar Daum und ich hatten Bereitschaftsdienst. Ich lag schon längst in meinem Bett und schlief fest, als kurz nach Mitternacht das Telefon klingelte.
    Schlaftrunken nahm ich den Hörer ab und brummte ein » Ja« in die Muschel.
    » Wir haben mal wieder eine Leiche. Sie liegt auf der Straße«, hörte ich meinen Kollegen vom Streifendienst wie aus weiter Ferne sagen.
    » Menschenskind, für Leichen auf der Straße ist doch die Verkehrsunfallaufnahme zuständig«, erwiderte ich.
    » Aber nicht, wenn die Leiche schon in Verwesung übergegangen und in einer Plane verpackt ist«, war die lakonische Antwort.
    » Mist, verdammt nochmal!«, fluchte ich ärgerlich. Meine Frau neben mir war natürlich auch schon wach.
    » Nicht schon wieder eine Leiche«, murmelte sie verschlafen. » Muss dann wieder deine ganzen Klamotten zur Reinigung bringen. Dieser ekelige Geruch! Geh mir ja unter die Dusche, bevor du wieder ins Bett kommst.«
    Eine halbe Stunde später war ich am Leichenfundort. Es war meine erste Leiche als neues Mitglied der Mordkommission. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich mir einen Mordfall damals ganz anders vorgestellt.
    » Üble Sache. Der riecht ja, als hätte er schon tagelang in der Sonne gelegen«, presste mein Kollege zwischen den Lippen hervor, während er krampfhaft versuchte, den Atem anzuhalten.
    Ich leuchtete mit der Taschenlampe auf den Kopf des Toten und sah eine Reihe weißer Zähne, die mich anzulachen schienen. Dieses Lachen passte aber so gar nicht zu den beiden dunklen Löchern, in denen sich einst Augen befunden hatten.
    » Da erübrigt sich zunächst einmal eine Leichenschau vor Ort. Der ist ja schon rabenschwarz. Eine Schuss- oder Stichverletzung siehst du da nicht mehr. Das kann man vergessen. Na ja, der Leichnam muss so oder so obduziert werden«, sagte mein Kollege, und ich nahm eine gewisse Erleichterung in seiner Stimme wahr, denn das ersparte uns, dass wir, wie sonst üblich, selbst die erste Leichschau vornehmen mussten.
    » Mein Gott, so viele Maden auf einmal habe ich noch nie gesehen«, sagte ich, als ich etwas Abstand von dem halbgeöffneten, bestialisch stinkenden Bündel genommen hatte und wieder frei atmen konnte.
    Inzwischen war es 1.30 Uhr. Wir hatten bereits die ersten Zeugenbefragungen vorgenommen und Verstärkung angefordert, um nach Irene Mack zu fahnden, denn die war spurlos verschwunden. Ein offenes Fenster in ihrer Erdgeschosswohnung deutete auf ihren Fluchtweg hin.
    In der Wohnung roch es stark nach Verwesung. Ein in der Küche stehender Plastikeimer war halbvoll mit Wasser und Maden gefüllt, die teilweise braun und schon verpuppt waren. Andere, gelblich weiße, bewegten sich emsig hin und her und versuchten, aus dem Eimer zu krabbeln. Auf dem blauen Teppichboden des Wohnzimmers wimmelte es ebenfalls von Maden, die sich zum Teil in einer braunen Fäulnisflüssigkeit aalten.
    Noch in der Nacht wurde die Wohnung gründlich durchsucht. Dabei wurden in der Küche lediglich ein offensichtlich bereitgelegter Klappspaten und in einer Kommode des Schlafzimmers ein Personalausweis gefunden, der auf einen Konrad Scherer ausgestellt war. Der Genannte war 58 Jahre alt. Sollte es sich bei dem Toten etwa um Scherer handeln? Eine Identifizierung anhand der Fotografie war nicht mehr möglich, da die Verwesung der Leiche schon zu weit fortgeschritten war.
    Am frühen Morgen des gleichen Tages wurde die bis dahin immer noch als unbekannt geltende Leiche am Gerichtsmedizinischen Institut in Heidelberg obduziert. Zusammen mit einem Beamten der Kriminaltechnik hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, der Obduktion beiwohnen zu dürfen, oder besser gesagt, zu müssen. Es war meine zweite Leichenöffnung überhaupt. Die erste war ein Kleinkind, das elend verhungert, verdurstet und erfroren war, weil seine Eltern aufgrund fehlenden Verstandes nicht in der Lage waren, ihren acht Monate alten Jungen ordentlich zu versorgen, geschweige denn zu erkennen, dass das Baby wegen der Unterversorgung einen qualvollen Tod starb.
    Mein Sohn war damals etwa im gleichen Alter, und ich dachte, mit dieser Obduktion hätte ich erst
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