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Das Gesetz der Freiheit

Das Gesetz der Freiheit

Titel: Das Gesetz der Freiheit
Autoren: Charles Gray
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verpflichteten, ihn wie einen tollen Hund zu jagen und zu erledigen. Es war deshalb nur vernünftig, die Bescheinigung, die Hanson ihm eben ausgestellt hatte, beizeiten öffentlich bekanntzumachen; schließlich konnte man ihn ja für einen Unfall oder für Taten anderer Leute nicht verantwortlich machen. Wütend lief er ins Badezimmer.
    Das heiße Wasser entspannte seine zuckenden Nerven ein wenig. Sorgfältig rasierte, er sich und zog sich an. Als er fertig war, schaltete er die Haus-Sprechanlage ein.
    „Bitte?“ meldete sich eine Stimme.
    „Dell Weston verläßt jetzt Zimmer 47. Benachrichtigen Sie meiner persönliche Bewachung, und bestellen Sie mir sofort eine Taxe.“
    „Sehr wohl, mein Herr.“
    Als Dell unten den Fahrstuhl verließ, wartete der Leibwächter bereits auf ihn. Er war ein hochgewachsener Mann in sauberer, tadellos sitzender Uniform, ein Beamter der Hauswache, der vorübergehend zur Einzelbewachung abkommandiert war. Als er Dell erkannte, salutierte er höflich.
    „Guten Morgen, Herr Weston!“ Er zögerte und suchte nach Worten. „Mit großem Bedauern habe ich gehört, was Ihrer Gattin zugestoßen ist. Wirklich ein tragisches Geschehen und ein schwerer Verlust.“
    „Ja, gewiß“, erwiderte Dell ohne jede Gemütsbewegung. „Ist das Fahrzeug schon da?“
    „Alles in Ordnung, Herr Weston.“
    Dell ließ sich in die weichen Polster des hinteren Abteils sinken und knallte die Tür zu.
    Die Augen brannten ihm, und noch immer war in seinem Kopf ein dumpfer Schmerz. Er spürte einen sauren Geschmack im Mund und wünschte, die bevorstehende Aussprache mit seinem Geschäftspartner zu vermeiden. Aber gleichzeitig wußte er, daß dies unmöglich war. Bender war entschlossen, ihn jetzt zu irgendeiner Entscheidung zu zwingen.
    Bender erwartete ihn schon im Büro der Fabrik.
    „Fast fürchtete ich schon, nicht mehr mit dir rechnen zu dürfen“, lächelte er. „Was ist denn los? Hat Madge dich heute morgen aufgehalten?“
    „Madge ist tot!“ erwiderte Dell mit tonloser Stimme.
    „Was?“ Bender fuhr auf und erhob sich aus seinem Sessel. Dann sank er wieder zurück und schüttelte fassungslos den Kopf. „Menschenskind, da hast du dir aber schwer etwas eingebrockt!“
    „Ich habe sie nicht umgebracht!“ zischte Dell wütend. „Ein Mörder hat heute nacht auf mich geschossen, aber Madge getroffen.“
    „Ein Mörder? Wie denn?“
    „Ich habe das Fenster aufgemacht“, berichtete Dell Weston. „Wirklich, ich hatte nicht die geringste Ahnung, daß ich persönlich in irgendeiner Gefahr schwebte.“ Er zog den Mantel aus, hängte ihn an den Haken und setzte sich dann neben seinen Partner an den Schreibtisch. „Aber nun habe ich wirklich keine Lust mehr, noch länger darüber zu reden.“
    „Hast du dir auch sofort eine Bescheinigung über die Todesursache ausstellen lassen?“
    „Ich habe doch gerade gesagt, daß ich nicht mehr von der ganzen Sache reden möchte!“
    Bender griff in die Innentasche seiner Jacke. Eine kleine, kunstvoll geschnitzte Dose kam zum Vorschein. Er drückte auf einen kaum sichtbaren federnden Verschluß, der Deckel sprang geräuschlos auf, und Dell sah ein winziges Häuflein weißen Pulvers. Vorsichtig nahm Bender ein paar Körnchen auf den Daumennagel und sog sie dann nacheinander in beide Nasenlöcher ein.
    „Mußt du das Zeug denn wirklich nehmen, Bender?“ fragte Dell angewidert.
    „Warum sollte ich nicht? Das muntert mich ein bißchen auf, schließlich kann ich es mir leisten.“
    Zufrieden seufzend klappte Bender die Dose wieder zu und verstaute sie in der Innentasche seiner Jacke.
    „Mach doch bloß keine Nase wie ein uralter Mann, Dell!“ rief er. „Gewiß, ich kenne alle deine Argumente, die du dagegen ins Feld führst. Aber was kümmert mich das alles? Ich kann ohne mein Rauschgift nicht leben; und ebenso geht es einer ganzen Menge anderer Leute.“ Plötzlich wurde er ganz ernst. „Du, ich muß dringend mit dir reden, Dell. Allen Ernstes, meine ich. Und ich habe mir noch jemand mitgebracht, der mir helfen soll, dich zur Vernunft zu bringen.“
    „Was willst du damit sagen?“
    „Einen Unparteiischen habe ich aufgerufen. Die Dinge haben sich inzwischen so zugespitzt, daß es unter gar keinen Umständen noch länger so weitergehen kann wie bisher. Du weißt doch, daß in der vergangenen Nacht schon wieder ein Überfall auf unser Werk stattgefunden hat?“
    „Gewiß weiß ich das. Du selbst hast es mir ja sofort hinterher mitgeteilt.“
    „Richtig.
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