Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon
Autoren: Laura Jane Arnold
Vom Netzwerk:
an der Spitze einer kleinen Gruppe über die Brücke rannte, als ich um die Ecke der Statue bog. Die vier Erdwesen schienen nicht zu wissen, wen sie angreifen sollten. Es war eine unfaire Wahl. Egal wen sie wählen würden. Tod stand immer am Ende ihrer Entscheidung. Ich oder Keira. Tod oder Tod. Es dauerte keine Minute, da standen wir auch schon alleine auf dem Platz. Ich grinste Keira an, als ich auch die Seile der letzten Brücke kappte.
    »Das war einfach.«
    Es war merkwürdig, dass ich genau wusste, dass Keira vor mir stand. Fast schon gab ich mich der Illusion hin, dass ich die Blutsicht beherrschte.
    »Hier lang.«
    Ich wies auf die Richtung, aus der ich eben noch gekommen war.
    »Wenn du so etwas noch einmal machst, bring ich dich höchstpersönlich um«, murmelte Keira in mein Ohr, als sie neben mir herrannte. Ich antwortete nicht, sondern grinste nur weiter. Es schien wirklich, als stünde das Glück ausnahmsweise einmal auf unserer Seite. Ich blieb stehen und wollte mich gerade den Sandsteinen zuwenden, als eine Stimme hinter mir erklang, die mein Herz aussetzten ließ.
    »Janlan?«
    Es war eine vorsichtige Anfrage. Ich biss mir auf die Lippe und überlegte, ob ich so tun könnte, ihn nicht gehört zu haben.
    »Janlan.«
    Er war näher gekommen. Ich drehte mich langsam herum. Es war, als hätte man mich gerade über die Kante geschupst. Ich verlor den Boden unter den Füßen. Craig stand vor mir, so wundervoll wie immer. Seine graublauen Augen weiteten sich plötzlich und er zuckte zurück.
    »Deine Augen ...«, es war ein entsetztes Murmeln. Sofort wandte ich mich wieder ab. Er sah das Monster, das ich war. Ich war nicht diese mächtige, unbesiegbare Person, wie ich mich eben noch gefühlt hatte.
    »Entschuldige.«
    Ich konnte nicht mehr sagen. Ich konnte ihn nicht ansehen. Ich wollte mich in seine Arme werfen. Ihm sagen, dass es alles nicht so war, wie ich sagte. Ich wollte so vieles und ich tat nichts davon. Ich drehte mich nicht mehr um. Ich wusste nicht, ob er noch etwas sagen würde oder ob er versuchen würde mir nahe zu kommen. Seine Nähe schmerzte. Es war, als wäre er wieder ein Seelengeist. Ich starrte auf die Steine und versuchte, den Schatten zu finden, der ihre Flucht bedeuten würde. Gerade als ich dachte, ihn gefunden zu haben, schrie jemand erneut meinen Namen.
    »Janlan!«
    Es war ein panischer Schrei. Angst schwang darin mit. Ich fuhr herum. Dreckige Hände mit schimmernden Krallen schoben sich über die Kante. Es waren schon jetzt zu viele um sie zu zählen. Es war wirklich zu einfach gewesen. Wie hatte ich glauben können, er würde es so einfach geschehen lassen.
    »Sucht die Wand ab! Es ist eine kleine Einbuchtung. Nicht größer als der Handballen eines Kindes! Ihr müsst ihn drücken und dann den Griff herausziehen, der in der Spalte ist!«
    Ich rief ihnen die Anweisungen zu und stürmte auch schon auf die Kante zu. Das Rot des Schleiers, das eben noch heller geworden war, flammte nun wieder blutrot auf. Gurgeln drang an meine Ohren und wuchs immer weiter an. Jedes Wesen, das sich über die Klippe zog, schien sich an mir vorbei schieben zu wollen. Meine Wut wuchs nur noch mehr. Sie sollten nicht mich stoppen. Sie sollten Keira, Craig und die Jüngste Generation aufhalten und wahrscheinlich töten.
    Ich fuhr unter die Kreaturen wie ein Schatten. Immer wieder erhaschte ich Blicke auf die kleine Menschengruppe, die an der Wand entlang rannte, und Mitglieder, die in einen Kampf verwickelt waren. Keira war rechts von mir und ihre Schwerter zuckten nicht weniger tödlich durch die Reihen der Erdwesen wie meine Dolche. Es war der Anblick Craigs, der mich die Kontroller verlieren ließ. Fünf Erdwesen drängten sich um ihn und sie waren nur die erste Reihe. Es schien, als wäre er ihre oberste Priorität. Ich stürmte durch die Reihen, wobei ich eine Spur von zweigeteilten Körpern zurückließ. Das Knurren ertönte aus meiner Kehle und verstummte nicht wieder. Es störte mich nicht, dass sich Krallen in meine Arme bohrten und Dolche tiefe Schnitte hinterließen. Blut tropfte von meinen Dolchen und es war nicht mehr länger nur das Blut dieser Monster. Ich stieß einen Dolch in den Rücken des Erdwesens, das gerade auf Craigs Hals gezielt hatte. Es sackte zu Boden. An seiner Stelle stand ich. Craig starrte mich überrascht an. In seinen Augen funkelte etwas, das ich nicht lesen konnte. War es Zuneigung oder war es Abscheu. Ich konnte es nicht sagen und Zeit hatte ich dazu auch nicht.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher