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Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Titel: Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
Autoren: Robert Ludlum
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Zustand. Wenn er die Hälfte zurückgelegt hatte und kurzatmig war oder seine Beine schmerzten, führte das gewöhnlich zu dem Gelöbnis, weniger zu essen oder mehr Sport zu treiben. Diesmal stellte er befriedigt fest, daß seine Kondition offenbar recht gut war. Aber vielleicht waren seine Gedanken auch zu abgelenkt, um den Streß überhaupt zu registrieren.
    Nein, er fühlte sich recht gut, dachte er. Die Woche, die er nicht im Büro gewesen war, die dauernde Salzluft, die aktive Betätigung am Ende der Sommermonate; er fühlte sich ausgezeichnet.
    Und dann fiel ihm wieder der Block ein und das unbewußt – unterbewußt – hingeschriebene Wort. Boston.
    Jetzt fühlte er sich gar nicht mehr gut.
    Er brachte die letzten Stufen hinter sich, erreichte die Terrasse und erblickte seine Frau, die in einem Liegestuhl lag, die Augen offen, aufs Wasser hinaus starrte, nichts sah, was er sehen würde.
    Er hatte immer ein Gefühl von leichtem Schmerz, wenn er sie so antraf. Den Schmerz trauriger, qualvoller Erinnerungen.
    Wegen Boston, verdammt.
    Er bemerkte jetzt, daß seine weichen Sohlen den Klang
seiner Schritte gedämpft hatten; er wollte sie nicht erschrekken.
    »Hallo«, sagte er mit sanfter Stimme.
    »Oh?« Phyllis blinzelte. »War’s schön, Darling?«
    »Schön. Gut geschlafen?« Trevayne trat neben sie und gab ihr einen leichten Kuß auf die Stirn.
    »Ja, schon, so lange es ging. Aber man hat mich geweckt. «
    »Oh? Ich dachte, die Kinder hätten Lillian in die Stadt gefahren? «
    »Das waren nicht die Kinder. Und Lillian auch nicht.«
    »Das klingt geheimnisvoll.« Trevayne griff in eine große rechteckige Kühlbox, die auf dem Tisch stand, und holte eine Dose Bier heraus.
    »Nicht geheimnisvoll. Aber ich bin neugierig.«
    »Wovon redest du?« Er riß den Verschluß der Dose auf und trank.
    »Franklyn Baldwin hat angerufen ... Warum hast du nicht zurückgerufen?«
    Trevayne hielt die Bierdose an den Lippen und sah seine Frau an.
    »Habe ich diesen Badeanzug nicht schon an jemand anderem gesehen?«
    »Ja, und vielen Dank für das Kompliment – ob es nun beabsichtigt war oder nicht –, aber ich würde trotzdem gerne wissen, warum du ihn nicht angerufen hast.«
    »Ich versuche ihm aus dem Weg zu gehen.«
    »Ich dachte, du magst ihn.«
    »Tue ich auch. Sehr. Ein Grund mehr, ihm aus dem Weg zu gehen. Er wird mich um etwas bitten, und ich werde ablehnen. Zumindest glaube ich, daß er mich bitten wird, und ich will ablehnen.«
    »Was denn?«
    Trevayne ging geistesabwesend an die Steinmauer, die die Terrasse umgab, und stellte die Bierdose darauf. »Baldwin möchte mich für etwas gewinnen, so geht das Gerücht; ich glaube, man nennt das einen ›Versuchsballon‹. Er leitet diese Kommission, die sich mit den Verteidigungsausgaben befaßt. Sie sind gerade dabei, einen Unterausschuß zu gründen,
um, wie das höflich formuliert wird, eine >gründliche Studie< der Beziehungen zum Pentagon anzustellen.«
    »Was bedeutet das?«
    »Vier oder fünf Firmen – in Wirklichkeit sind es Konglomerate – bestreiten gute siebzig Prozent des Verteidigungsetats. Auf die eine oder andere Art. Es gibt keine wirksame Kontrolle mehr. Dieser Unterausschuß soll Ermittlungen für die Verteidigungskommission führen. Sie suchen einen Vorsitzenden.«
    »Und der bist du?«
    »Der will ich nicht sein. Ich bin da zufrieden, wo ich bin. Was ich jetzt tue, ist etwas Positives; der Vorsitz in diesem Ausschuß wäre das Negativste, das ich mir vorstellen kann. Wer auch immer diesen Job übernimmt, wird zum Paria der ganzen Nation ... wenn er auch nur die Hälfte von dem tut, was man von ihm erwartet.«
    »Warum?«
    »Weil das Pentagon sich in einem scheußlichen Zustand befindet. Das ist kein Geheimnis; du brauchst bloß die Zeitungen zu lesen. Jeden Tag. Man versteckt das nicht einmal mehr.«
    »Warum wird man dann zum Paria, wenn man versucht, da Ordnung hineinzubringen? Wenn du gesagt hättest, daß du dir damit Feinde machst, würde ich es verstehen, aber nicht, daß du zum Paria wirst.«
    Trevayne lachte leise, als er mit seinem Bier zu einem Stuhl neben seiner Frau ging und sich setzte. »Ich liebe dich wegen deines einfachen New England Gemüts und wegen des Badeanzugs.«
    »Du gehst zuviel auf und ab. Deine Denkfüße machen Überstunden, Darling.«
    »Nein, das tun sie nicht; ich bin nicht interessiert.«
    »Dann beantworte meine Frage. Warum ein Paria?«
    »Weil dieser scheußliche Zustand zu tief verwurzelt ist und zu weit verbreitet.
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