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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park
Autoren: Sophia Farago
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ein Mann kommen, um sie mit solch einem liebevollen Blick zu bedenken? Sie meinte einen wirklich liebevollen Blick, denn bewundernde Blicke bekam sie allenthalben! Noch. Doch wenn man Clara Glauben schenken konnte, dann waren diese Tage gezählt. Dann würde sie als alte Jungfer enden, die froh sein musste, wenn sie dereinst bei der Aufzucht der hoffnungsfrohen Nachkommen ihres Bruders behilflich sein durfte, statt eigenen Kindern das Leben zu schenken … Sie fuhr aus ihren Gedanken auf.
    „Joseph, es ist nicht deine Aufgabe, dich im Küchengarten herumzutreiben! Summerwind steht in seiner Box und muss dringend abgerieben werden.“
    Der Bursche hob die Hand an seine Mütze und versicherte, seine Arbeit sofort zu erledigen, wandte sich um und kehrte zu den Stallungen zurück. Natürlich nicht, ohne vorher Lucy noch ein kleines Grinsen zu schicken. Das Mädchen errötete abermals und kniete sich rasch nieder, hob die Kräuter vom Boden auf und machte sich eilends auf den Weg zur Küche.
    Auch für Elizabeth war es nun höchste Zeit, ins Haus zurückzukehren. Denn Lady Portland mochte es ganz und gar nicht, wenn sie mit dem Tee auf ihre Tochter warten musste.

2. Kapitel
    „Billy! Was führt denn dich nach Hause? Ich dachte, dein Studienjahr endet erst in einem Monat!“
    Kaum hatte Elizabeth diese Worte mit freudiger Stimme ausgerufen, wurde sie von ihrem Bruder auch schon hochgehoben und im Kreis herumgewirbelt. „Meine liebe Lizzy, ich freue mich so, dich zu sehen. Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor, dass ich das letzte Mal hier war!“
    Er setzte seine Schwester wieder auf dem Boden ab, und sie sah mit geröteten Wangen zu ihm auf. Obwohl ihr Bruder fast sechs Jahre jünger war als sie, überragte er sie doch um zwei Haupteslängen. Ihr Blick war halb liebevoll, halb prüfend. Wie sehr er doch ihrer Mutter glich: dieselben dichten braunen Locken, dasselbe abenteuerlustige Leuchten in denAugen.
    „Ich freue mich auch, dich zu sehen, Billy. Wenn du wüsstest, wie sehr ich dich in den letzten Monaten vermisst habe! Und dennoch habe ich das ungute Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Sag mir die Wahrheit, kleiner Bruder, hast du Schwierigkeiten in Eton? Haben dich deine Professoren zur Strafe nach Hause geschickt?“
    Ihre Mutter, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, stellte geräuschvoll die Teekanne ab. „Elizabeth, wenn man dich so reden hört, dann könnte man meinen, du seist Billys Mutter und nicht ich! So gönn ihm doch etwas Vergnügen!“
    „Weise Worte, ich danke dir, Mama!“ Billy schenkte seiner Mutter sein charmantestes Lächeln, das prompt erwidert wurde. Noch immer lächelnd wandte er sich wieder an seine Schwester: „Darf ich dir nun jemanden vorstellen, der darauf brennt, deine …“
    Doch Elizabeth fiel ihm ins Wort. Sie hatte die Blicke zwischen Mutter und Sohn aufgefangen. Billy, dem Schelm, gelang es immer wieder, Mama um den Finger zu wickeln.
    „Du bist doch nicht von der Schule verwiesen worden, oder?!“
    Während Billy die Hände vor der Brust zusammenschlug und mit unschuldiger Miene entrüstet versicherte, dass das nie und nimmer der Fall war, wurde Mamas Protest heftiger. Wenn sie eines nicht leiden konnte, dann war das, sich länger als nötig mit Dingen zu befassen, die man auch einfach unter den Teppich kehren konnte. „So, meine Lieben, nachdem dies also geklärt ist, wollen wir uns nun unserem Tee widmen. Es ist lieb von dir, dass du dir um deinen Bruder Sorgen machst, Elizabeth. Doch nicht hinter jeder Ecke lauert eine Katastrophe. Freuen wir uns also einfach darüber, dass er wieder zu Hause ist. Und einen so charmanten Gast mitgebracht hat.“
    Sie klopfte mit der Hand einladend auf den Platz neben sich auf dem kleinen gelb-gold gestreiften Sofa. „Setz dich zu mir, mein Sohn. Ich habe dir so viel zu erzählen. Letzten Freitag waren wir auf einer Soiree draußen auf Wildrose Manor. Es waren einige junge Damen zu Gast, darunter auch die Tochter des Herzogs von Battlefield. Eine ganz reizende junge Dame. Nicht ausgesprochen hübsch, aber man sagt, sie verfüge über mehr als 20.000 Pfund im Jahr. Ach, Billy, ich wünschte, du wärst dabei gewesen. Wollen Sie Zucker in Ihren Tee, Lord Linworth?“
    Elizabeth blickte überrascht von ihrer Mutter zu Billy. Dieser zuckte mit den Schultern, weit davon entfernt, Reue zu zeigen.
    „Ich wollte dir meinen Freund bereits vorstellen, Lizzy, doch ich kam leider nicht zu Wort. Du hättest dich aber auch bemerkbar machen
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