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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park
Autoren: Sophia Farago
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aufzustoßen. Elizabeth hielt verblüfft den Atem an. Das war nicht das Turmzimmer, das sie kannte! Der Raum hatte sich in ein Lichtermeer verwandelt. Das Bett, in dem sie die letzten Nächte verbracht hatte, war verschwunden. In der Mitte des Zimmers stand ein festlich gedeckter Tisch. Auf feinem weißem Damast stand edles blau gemustertes Wedgewood-Porzellan, das Silber der Kandelaber und des Bestecks funkelte mit den Kristallgläsern um die Wette. Die Speisen standen auf wärmenden Platten auf der Kommode. Mit großen Augen drehte sie sich zu ihm um, nicht imstande, auch nur ein Wort herauszubringen.
    „Gefällt es dir?“, fragte Dewary, und seine Stimme klang rau.
    Elizabeth stand da, vermochte ihren Blick nicht von seinem Gesicht zu wenden und nur stumm zu nicken. Und da konnte er nicht anders, als sich zu ihr hinunterzubeugen und sie zu küssen. Als er merkte, dass sie seinen Kuss erwiderte, zog er sie fest an sich, und auch ihre Arme schlangen sich um ihn. Dieser Kuss war anders als die anderen, die sie bisher getauscht hatten. Damals waren sie eingesperrt gewesen, hatten einander Halt gegeben. Zwar hatten beide gehofft, die eigenen Gefühle würden vom anderen erwidert, doch wer konnte dies unter diesen Umständen wissen? Jetzt jedoch waren beide frei. Nicht nur frei, dorthin zu gehen, wohin sie wollten. Sondern auch frei, einander das, was in den Tagen der Gefangenschaft geschehen war, zu bestätigen. Auch nach dem Kuss ließen sie sich noch nicht los. Er hielt sie im Arm, ihr Kopf reichte bis zu seinem Kinn.
    „Du trägst meine Rosen im Haar!“ Dewarys Tonfall ließ keinen Zweifel daran zu, dass ihn das freute.
    „Sie sind wunderschön!“ Elizabeths Worte klangen etwas gedämpft, so dicht an seiner Brust.
    „ Du bist wunderschön!“, sagte er, und dann küssten sie sich wieder.
    „Hast du übrigens bemerkt, dass der Strauß nicht vollständig war? Es waren rosa Rosen …“
    „… und gelbe und eine weiße …“, setzte sie fort.
    „Richtig! Und eine Farbe fehlt noch, die wollte ich dir von Angesicht zu Angesicht überreichen.“
    Er griff hinter sich auf den Tisch und hielt ihr ein makelloses Exemplar einer noch nicht voll erblühten Rose entgegen. Einer roten Rose. Elizabeth strahlte vor Glückseligkeit. Hatte sie wirklich gedacht, dieser Mann sei nicht romantisch? Und hatte er sich dafür nicht noch einen Kuss verdient?
    Als sie sich wieder voneinander lösten und Elizabeth ihre Röcke glatt strich, da fiel ihr siedend heiß ihre Mutter im Speisezimmer ein.
    „Sei unbesorgt! Mylady erwartet uns nicht zum Essen. Ich habe am Nachmittag mit ihr und meinem Vater gesprochen. Ich denke, den beiden kommt es zupass, ihr erstes gemeinsames Abendessen allein zu genießen, zumal Tante Barbara es vorzieht, noch auf ihrem Zimmer zu bleiben.“
    Er geleitete sie an den Tisch. Elizabeth hatte in den letzten Tagen zwar auch nicht gehungert, doch jetzt genossen sie lachend und sich munter unterhaltend die Vielfalt der Köstlichkeiten umso mehr. Die Köchin hatte ein wahres Festmahl zusammengestellt.
    „Ach übrigens“, hob Dewary harmlos an, „ich hoffe, ich plaudere keine Überraschung aus, die dir deine Mama selbst erzählen wollte. Vater hat mir gestanden, dass seine Absichten Mylady gegenüber ernst sind!“
    Elizabeth hätte sich fast an den Erbsen verschluckt, die sie gerade in den Mund geschoben hatte.
    „Deine Mama und mein Vater werden heiraten, vorausgesetzt, Mylady nimmt den Antrag an. Wenn ich den alten Herrn richtig verstanden habe, dann plant er, das Haus in Mayfair wiederaufsperren zu lassen. Deine Mutter hat ihm wohl gesagt, dass sie sich nach Abwechslung und Amüsement sehne, und da ist eine Saison in London sicher das Richtige!“
    Elizabeth war fassungslos. „Natürlich habe ich bemerkt, dass meine Mutter ein gewisses Tendre für deinen Vater entwickelt hat. Doch das kann doch nicht so weit gehen, dass sie ihre eigenen Kinder im Stich lässt!“
    Dewary schüttelte lächelnd den Kopf. „Elizabeth, bist du etwa eifersüchtig? An der Zuneigung deiner Mutter für dich wird sich doch mit einer Heirat nichts ändern!“
    Elizabeth brauchte einige Augenblicke, bis sie verstand, was er ihr sagen wollte. „Aber das meinte ich doch nicht!“, rief sie aus. „Ich bin erwachsen, Frederick, ich weiß, dass es nichts gibt, was die Liebe meiner Mutter zu mir gefährden könnte. Aber ich brauche Mama auf Portland Manor! Als unverheiratete Frau kann ich dort unmöglich allein leben!“
    „Jetzt
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