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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge
Autoren: Peter Jackob
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Jeffries?«
    Â»Ich nehme an, auf dem Weg nach Hause. Er hat uns alles mitgeteilt, was wir im Augenblick wissen müssen. Aber genug davon, Watson. Am besten bleiben Sie einfach auf dem Sofa liegen. Hier haben Sie noch eine Decke.«
    Holmes warf sie mir im Aufstehen zu und verschwand in sein Zimmer. Kurz darauf verließ er in seinen dicken Wintermantel gehüllt die Baker Street mit den Worten: »Die Angelegenheit ist in hohem Maße verworren, Doktor. Wir sollten handeln, bevor es andere tun.«

IV. Canterbury
    Das schwächer werdende Tageslicht fand gegen Abend im Londoner Nebel kein Durchkommen mehr und unser gemeinsamer Wohnraum versank zunehmend in einem matten Grau. Nur das Lodern des Kaminfeuers behauptete sich gegen die Dunkelheit. Ich hatte einen Großteil des Nachmittags schlafend verbracht, was meiner Stimmung erheblich zugute kam. Mrs. Hudsons Pflege des Kaminfeuers und eine dritte Decke hatten ihr Übriges getan. Die flackernden Schatten an den Wänden schienen mich sanft zu umgarnen, zu wiegen, ich fühlte eine ungemeine Leichtigkeit. Plötzlich jedoch schrumpfte der Wohnraum und das Sofa schaukelte. Jemand sprach in flehentlichem Ton zu mir, doch konnte ich die Worte nicht fassen. Mir schien, als käme eine Person auf mich zu, aber ein Nebel verhinderte, dass ich sie erkennen konnte. Als würde ein Loch in dem grauen Dunst entstehen – war plötzlich etwas an der Wand zu erkennen, das aussah wie ein Wappen. Kurz darauf versank wieder alles in unscheinbarem Grau.
    Mrs. Hudson weckte mich gegen halb neun Uhr abends und brachte mir eine stärkende Fleischbrühe. Die zuvor erlebte Szene war mir noch lebhaft im Gedächtnis. Als sich Holmes kurze Zeit später zu mir gesellte, hatte ich mich wieder so weit erholt, dass ich mit vollem Interesse seinen Ausführungen folgen konnte. Er stand, eine Pfeife paffend, am Fenster und beobachtete nachdenklich das Treiben in der Baker Street.
    Â»Fühlen Sie sich stark genug, mit mir eine kleine Reise aufs Land zu unternehmen?«
    Â»Ich weiß nicht, Holmes. Meinen Sie denn, dass sie der Erholung dienen wird? Mein Kollege Dr. Hunter hatte mich dringend gebeten, Anstrengungen jedweder Art zu vermeiden.«
    Â»Lassen Sie sich überraschen. Ich werde mein Bestes tun, es Ihnen so angenehm wie möglich zu machen.«
    Obschon ich ahnte, dass sicherlich nichts aus einer geruhsamen Fahrt werden würde, stimmte ich zu. Der Gedanke daran, der Baker Street nach Wochen wieder einmal den Rücken zu kehren und in den Genuss der englischen Landluft zu kommen, war ein zu großer Reiz, um abzulehnen.
    Am Sonntagmorgen brachen wir von Victoria Station aus in die Grafschaft Kent auf. Mein Gefährte hatte uns in einen Gasthof unweit von Canterbury einquartiert, der ihm wohl schon einmal bei einem seiner früheren Fälle als Unterkunft gedient hatte. Nach einer ereignislosen Fahrt, bei der kaum ein Wort gewechselt wurde, erreichten wir am späten Vormittag den Bahnhof. Von dort aus brachte uns ein Hansom in das nordöstlich der Stadt gelegene Fordwich, wo wir im Pigeons Inn abstiegen. Die Wirtsleute, Mr. und Mrs. Brown, waren zwar wortkarg, vereinten jedoch die zurückhaltende Freundlichkeit der Menschen der Region in sich, die ausgesprochen angenehm auf mich wirkte. Nachdem wir unsere Koffer abgestellt und uns kurz ausgeruht hatten, schlug mir Holmes vor, einen Abstecher nach Canterbury zu machen. Ein ausgezeichneter Vorschlag, dachte ich mir und willigte ein. Der Ort verdankt seine Berühmtheit vornehmlich seiner Kathedrale, den Kirchen St. Paul und St. Martin und natürlich den »Canterbury Tales« von Chaucer. Das Städtchen strahlte eine altehrwürdige, geistfreundliche Atmosphäre aus. Nach einem ausgiebigen Spaziergang schlug mein Freund vor, sich in einem der Pubs ein Pint Ale zu genehmigen. Zuerst plauderten wir angeregt über die musikalischen Leckerbissen der kommenden Saison. Das Bier schmeckte und Holmes war bestens aufgelegt, was ihn dazu bewegte, mir ein paar Details über die Ursprünge seiner detektivischen Leidenschaft zu verraten.
    Â»Es hat übrigens alles mit einer verschwundenen Stimmgabel begonnen.«
    Â»Was hat wie begonnen, Holmes?«
    Â»Mein Interesse für die Deduktion.«
    Ich zögerte, worauf wollte er hinaus? Natürlich kannte ich seine Vorliebe für die genaue Beobachtung und die rechte Schlußfolgerung daraus.
    Â»Und was hat das mit einer
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