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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge
Autoren: Peter Jackob
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beruhigt er sich. Watson schläft ein und ruht bis zum nächsten Morgen
.
    Ich ließ das Papier sinken und sah mich nach Holmes um, der noch immer mit seinem Reagenzglas beschäftigt war. Ohne mich anzusehen, fragte er nach meinem Befinden und meiner Erinnerung. Es dauerte einige Minuten, bis ich mich in der Lage sah, zu antworten.
    Â»Aber warum haben Sie mir nichts gesagt? Was sollte Ihr unsinniges Verhalten?«
    Â»Es war in keiner Weise unsinnig. Ein Versuch, Ihr Gedächtnis anzuregen. Aber wie Sie ja selbst bemerkt haben, hatte ich keinen Erfolg damit. Das verschwundene Zimmer? Die Sitzung?«
    Â»Ich erinnere mich an nichts, an rein gar nichts.«

III. Unerwarteter Besuch
    Holmes hatte die Baker Street ohne einen Hinweis auf das Ziel seiner Unternehmung verlassen. Ich döste im Sessel vor mich hin und genoss die mittlerweile angenehme Temperatur des Wohnraums. Mrs. Hudson kontrollierte in regelmäßigen Abständen das Feuer und ließ es mir auch sonst an nichts fehlen. Als es draußen bereits dämmerte und ein schwerer Sturm durch die Straßen zog, klingelte es unerwartet an der Haustür. Kurz darauf kam Mrs. Hudson zu mir und kündigte einen Mr. Jeffries an. Ich wollte erst protestieren, doch sie gab mir zu verstehen, dass Mr. Holmes ihr ausdrücklich aufgetragen hatte, den Mann einzulassen. Ich stand auf, seufzte hörbar und bat unsere Haushälterin, den Mann hereinzubringen.
    Mr. Jeffries war ein älterer Herr, schmal, mit kurzem, streng gescheiteltem Haar. Sein Aussehen war tadellos, sein Verhalten ließ mich vermuten, dass er als Diener oder Privatsekretär gearbeitet hatte. Er begrüßte mich höflich und nahm auf mein Angebot hin Platz.
    Â»Ich bin Dr. Watson, ich nehme an, Sie warten auf Mr. Holmes?«
    Â»So ist es, Sir.«
    Er sah mich kurz an, dann ein zweites Mal, ein wenig länger. Mr. Jeffries bemühte sich, den Blick von mir abzuwenden, doch es gelang ihm nicht. Immer wieder trafen sich unsere Augen.
    Â»Entschuldigen Sie, Sir. Dürfte ich Sie etwas fragen?«
    Ich nickte.
    Â»Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, aber wie, sagten Sie, lautet Ihr Name?«
    Natürlich hätte ich auf seine Nachfrage hin abweisend reagieren können, aber sein freundlicher Ton hielt mich davon ab.
    Â»Watson, Dr. John Watson.«
    Er sah mich an wie einen Geist, erhob sich und kam auf mich zu. Dann gaben seine Beine unter ihm nach, und ich hatte alle Mühe, ihn zurück zu seinem Platz zu manövrieren. Ein Brandy tat sein Übriges und der alte Herr kam langsam wieder zu Kräften.
    Â»Sie müssen entschuldigen, aber ich dachte …«
    Wieder machte er eine Pause.
    Â»Was dachten Sie, Mr. Jeffries?«
    Â»Nun, ich dachte, John Watson wäre tot oder schwer verwundet worden und habe sich nie wieder davon erholt.«
    Ich war einigermaßen erstaunt und wusste nicht recht, wie reagieren.
    Â»Soll das ein verspäteter Neujahrsscherz von Mr. Holmes sein?«, fragte ich ihn ein wenig verstimmt.
    Â»Nein, Sir, ganz und gar nicht.«
    Noch bevor ich tiefer in die Problematik eindringen konnte, ging die Tür auf und mein Mitbewohner betrat den Raum.
    Â»Ah, Mr. Jeffries. Gut, dass Sie es einrichten konnten, herzukommen. Watson, haben Sie sich schon bekannt gemacht?«
    Ich verneinte. Sollte Holmes doch die Sache in die rechte Bahn lenken.
    Â»Watson, das ist Andrew Jeffries, der ehemalige Privatsekretär Ihres Großvaters auf Compton Lodge. Er konnte sich noch an Sie erinnern, war aber der festen Überzeugung, dass Sie nach einem schweren Unfall körperlich gebrochen dahinvegetieren würden oder tot wären. Wir werden wohl gleich von ihm selbst hören, was ihn zu dieser Vermutung veranlasst hat. Mr. Jeffries, kann ich Ihnen noch einen Brandy anbieten? Oder vielleicht einen Grog oder etwas anderes?«
    Â»Nein, vielen Dank, Mr. Holmes.«
    Â»Dann erzählen Sie uns Ihre Geschichte. Und ich darf Sie bitten, so ausführlich wie möglich zu berichten. Lassen Sie sich Zeit, jedes Detail könnte von entscheidender Bedeutung sein.«
    Â»Nun, der Vorfall dürfte jetzt ziemlich genau fünfundzwanzig Jahre zurückliegen. Ich stand schon seit langen Jahren in Diensten von Sir Edward, Dr. Watsons Großvater. Ein grimmiger alter Herr, der tunlichst jeden Kontakt zu seiner Familie vermied. Als sich jedoch sein Gesundheitszustand rapide verschlechterte und es klar war, dass er nur noch ein
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