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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter
Autoren: Susan Wiggs
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es ihm ebenso ging.
    Sie sah vor ihrem inneren Auge Zachs Gesicht, der seinem Vater so ähnlich war, die Verzweiflung in seinen Augen, weil er seinen Vater liebte und beschützen wollte.
    „Du Bastard“, sagte sie zu Matthew und versuchte zu erkennen, wohin seine Pistole gefallen war. Sie fand sie nicht. „Beweg dich“, sagte sie. „Wir werden uns auf die Suche nach Rourke machen.“
    Er zögerte. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Dann steckte er seine Hand in die Tasche seines Parkas. Blutete er, oder hatte er die Waffe doch noch in der Hand? Nein, wenn das der Fall wäre, hätte er sie schon längst benutzt.
    „Zwing mich nicht dazu, Matthew“, flüsterte sie. „Ich will es nicht, aber ich schwöre bei Gott, ich werde es tun.“
    Seine Hand kam hoch, und er richtete die Waffe auf ihr Gesicht. „Genau wie ich“, sagte er. „Und damit verlierst du jegliche Chance darauf, herauszufinden, wo Rourke abgeblieben ist.“
    Sie wusste, dass er ihr vermutlich nur was vorspielte, dass er wegen Rourke nur log, aber selbst die kleinste Chance, dass er die Wahrheit sagte, war besser als nichts. Ihre Hand zitterte, als sie die Waffe senkte und auf den Boden fallen ließ. Als er sich vorbeugte, um sie aufzuheben, floh sie in die Küche. Es gab nur eins, was Matthew wollte. Die Diamanten. Sie nahm sie in die Hand und rannte weiter zur Tür. Ein eiskalter Wind empfing sie, als sie nach draußen raste und dabei bereits die Gegend nach Rourke absuchte. Doch sie sah weder ihn noch den Hund.
    Brüllend stolperte Alger auf die Veranda. Ein Schuss hallte durch die Luft, und Jennys Brust entrang sich ein Schluchzen, als sie weiterlief. In dem tiefen Schnee kam sie nur in albtraumhafter Langsamkeit vorwärts. Sie schaffte es aufs Dock, drehte sich abrupt um und hielt ihre Hand über die schneebedeckte Eisfläche. „Komm nicht näher“, rief sie Matthew zu. „Du willst doch nicht, dass ich die hier fallen lasse. Wenn ich das tue, wirst du sie nie wiederfinden.“
    Er blieb, wo er war, hielt die Waffe aber immer noch auf sie gerichtet. „Gib sie mir“, sagte er.
    Gut, dachte sie, das ist genau das, was ich wollte. „Sag mir, wo ich Rourke finde“, rief sie.
    Es hatte aufgehört zu schneien, und schwache Sonnenstrahlen färbten den Himmel und erfüllten die Landschaft mit magischem Licht. Der Wind war vollkommen zum Erliegen gekommen. Wo war Rourke? In der Ferne flackerte ein Schatten, und sie verspürte eine leichte Hoffnung. Dennoch zwang sie sich, den Blick stur auf Matthew gerichtet zu halten und ihm ihre Gedanken nicht durch ein unachtsames Wegschauen zu verraten. Der Schatten schien sich zurückzuziehen und dann wiederzukommen.
    Rourke? Oder vielleicht der Hund?
    Matthew kam näher, und sie wusste, dass er nicht stehen bleiben würde. Aber sie wusste auch, dass er sie nicht erschießen würde, solange sie die Diamanten in Händen hielt. Hinter ihm sah sie eine verschwommene Bewegung. Matthew streckte die Hand nach ihr aus, und im gleichen Moment warf sie die Steine fort. Sie flogen in einem großen Bogen auseinander und verschwanden dann, versanken in der dicken Schneeschicht auf dem See.

33. KAPITEL
    I  n der Sekunde, in der Jenny die hell erleuchtete Lobby des Krankenhauses betrat, spürte sie das beengte Gefühl in der Brust. Drei Mal war sie schon hier gewesen – für ihren Großvater, für Granny und in der Leichenhalle im Keller wegen Joey. Und drei Mal war sie mit gebrochenem Herzen wieder gegangen. Sie steckte eine Hand in die Tasche, holte ihre Tabletten heraus und ging zum Wasserspender hinüber.
    Warte mal, sagte sie sich. Das Schlimmste ist vorbei. Matthew Alger war im Gefängnis, und Rourke war mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht worden. Rufus war beim Tierarzt. Zwei Polizisten hatten sie in die Stadt gefahren, und zwei andere hatten Alger mitgenommen. Der Schneesturm war abgeklungen, und die Stadt grub sich langsam wieder frei. Es gab nichts, weswegen sie panisch werden müsste. Nun ja, abgesehen von der Tatsache, dass Rourke sich einer Notoperation hatte unterziehen müssen. Der Gedanke ließ sie beinahe zusammenbrechen. Er erinnerte sie daran, was für ein fürchterliches Risiko man einging, wenn man jemanden liebte. Und ihn liebte sie so sehr, dass ihn zu verlieren sie für immer zerstören würde.
    Das war eine Wahrheit, der sie nicht entkommen konnte. Rourke McKnight gehörte ihr ganzes Herz, und sogar die Möglichkeit, ihn zu verlieren, konnte daran nichts ändern. Im
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