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Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)

Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)
Autoren: Martina André
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Abschied hatte er ihr einen Brief geschrieben. Etwas, das normalerweise im Orden nicht erlaubt war, aber für Warda ging er das Risiko ein. Welche Bedeutung hatte schon ein einfacher Brief gegen das, was Hugo d’Empures dem Orden zugefügt hatte? Der ehemalige Kommandeurleutnant war der eigentliche Grund, warum Gero nicht abreisen konnte, ohne Warda Lebewohl zu sagen. Ihr hatte er es zu verdanken, dass er überhaupt auf Hugos Verrat aufmerksam geworden war. Dabei betrachtete er es als besonderes Glück, dass die einstige Hure, die sie bei ihrem ersten Aufeinandertreffen noch gewesen war, des Lesens und Schreibens in lateinischer Schrift mächtig war, was bei einer Frau ihrer Herkunft noch lange keine Selbstverständlichkeit darstellte. Dass sie so klug und gebildet war, hatte Gero neben ihrer aufreizenden Erscheinung gleich zu Beginn ihres Kennenlernens fasziniert.
    Am Tag zuvor hatte er unzählige gedankliche Anläufe unternommen, in einem Schreiben zu erklären, warum er sich in den vergangenen Monaten nicht bei ihr hatte melden können. Trotz allem, was er ihr nicht zu geben vermochte, fühlte er sich ihr zu tiefster Dankbarkeit verpflichtet. Doch am Ende war er zu dem Schluss gekommen, dass all die Worte, die er sich zurechtgelegt hatte, viel zu förmlich klangen. Auf dem kostbaren Papier, das er im Skriptorium unter Vortäuschung falscher Tatsachen erbeten hatte, waren dann am Ende lediglich drei Sätze und ein Name übriggeblieben: Es tut mir leid. Ich danke dir für alles. Ich werde immer an dich denken. Gero.
    Seit er nach Nikosia zurückgekehrt war, hatte er pausenlos an Warda denken müssen, aber keine Gelegenheit gefunden, ihrer Tante einen Besuch abzustatten, um herauszufinden, ob sie, wie verabredet, dort Unterschlupf gefunden hatte.
    Bevor er das orientalisch anmutende Gebäude mit den spitz zulaufenden Fensterbögen und dem kühlen Innenhof erreichte, blieb er mehrmals stehen und überlegte, ob es vielleicht besser wäre, einfach wieder umzukehren. Doch dann sagte er sich, dass schließlich nichts dabei war, eine alte mürrische Frau aufzusuchen und sie nach dem Verbleib ihrer Nichte zu fragen. Wenn er Pech hatte, würde sie ihm noch nicht einmal die Tür öffnen oder sie ihm vor der Nase zuwerfen, kaum, dass sie ihn erblickt hatte.
    Als er klopfte, ließ er sich noch immer Dutzende von Szenarien durch den Kopf gehen, was als Nächstes geschehen könnte.
    Schließlich wurde die eisenbeschlagene Tür mit einem Knarren geöffnet, und zu seiner Überraschung trat ihm ein bulliger Zypriot mit finsterem Blick entgegen. Instinktiv legte Gero seine Hand an das T-Heft seines Schwertes und straffte die Schultern.
    »Was wollt Ihr?«, knurrte ihn der bärtige Kerl an. Gero sammelte sich für einen Moment, weil er nicht mit einem solchen Ungetüm gerechnet hatte. Der Kerl schaute ihn derweil an, als ob er ihn meucheln wollte. Gero registrierte beiläufig den ärmellosen Rock seines Gegenübers und die weite Hose, die ihn beinahe wie einen Mameluken aussehen ließen. Dem Aussehen nach mochte er schon über dreißig sein, in seinen lockigen, dunklen Haaren zeigten sich erste Silberfäden. Vielleicht handelte es sich bei dem Mann um Wardas Cousin, beruhigte er sich. Aber hatte sie nicht erzählt, ihre Tante sei kinderlos? Gero musste nicht lange überlegen, um zu wissen, dass er diesem Kerl ganz bestimmt nicht den Brief an Warda überlassen würde, selbst wenn nicht besonders viel drinstand und der Mann vermutlich kein Franzisch lesen konnte. Deshalb hoffte er inständig, dass sie vielleicht trotz allem hier zu finden war. Es dauerte einen Moment, bis Gero seine Stimme wiedergefunden hatte.
    »Ich suche nach Warda«, sagte er bestimmt. »Ist sie da?«
    Der Mann schien ehrlich verblüfft zu sein. »Was wollt Ihr von meiner Frau?«, fragte er barsch.
    »Äh …« Gero schluckte. »Eure … Frau?«, beendete er seine Frage lahm und war schon versucht, auf dem Stiefelabsatz umzudrehen, als er Wardas melodische Stimme vom Innenhof her hörte.
    »Wer ist da, Hadad?« Plötzlich tauchte ihr schönes Gesicht hinter der Schulter des Mannes auf. Als sie Gero erblickte, sah er zunächst ihren erschrockenen Blick, doch dann lächelte sie. Sie war noch immer so schön, wie er sie in Erinnerung hatte. Schrägstehende Augen, ein üppiger Mund. Langes, schwarzglänzendes Haar, das ihr bis zu den Hüften reichte. Dazu eine schlanke Gestalt mit festen Brüsten, die von einem fließenden, blau schimmernden Gewand umhüllt war, das
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