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Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)

Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)
Autoren: Martina André
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dass ein Kommandeur-Leutnant der Templer zu den Heiden übergelaufen ist und neunhundert Ordensangehörige ihrem Schicksal überlassen hat. Wegen der Geschichte mit Hugo will man alles, was geschehen ist, möglichst unter den Teppich kehren. Ein Spion von solcher Bedeutung in den Reihen des Templerordens würde unserem Ansehen bei König und Klerus empfindlich schaden. Weil man zugeben müsste, das Unheil nicht rechtzeitig erkannt zu haben. In den amtlichen Verlautbarungen wird es heißen, der Überfall der Heiden und unsere Antwort darauf sei eine Verkettung unglücklicher Umstände gewesen. Die Mameluken hatten offenbar gerade nichts Besseres zu tun, als uns anzugreifen. Und wir hatten dem nichts entgegenzusetzen, weil sich der Austausch unserer Versorgungsschiffe und Galeeren unglücklicherweise überschnitten hat. In einer offiziellen Erklärung dazu soll behauptet werden, Hugo habe als einzig überlebender Offizier Verhandlungen mit den Mameluken aufgenommen, weil Bartholomäus de Chinsi zuvor in einem erbitterten Kampf gegen die Heiden gefallen sei. Nachdem sich die verbliebenen Templer in letzter Not in die Festung zurückgezogen hätten, sei der bedauernswerte Bruder Hugo von den Mameluken in gleicher Weise hinters Licht geführt worden wie seine Vorgänger damals in Akko. Nachdem die Mameluken ihm und allen Bewohnern der Festung freien Abzug versprochen hätten, sei er nach dem Öffnen der Tore wie der Ordensmarschall im Kampf getötet worden. Seine Schutzbefohlenen seien in Ketten gelegt und nach Ägypten verschleppt worden …« Struan schwieg für einen Moment, damit Gero diese Ungeheuerlichkeit erst einmal verdauen konnte. »Den Rest kannst du dir denken.«
    »Schon allein so etwas zu behaupten ist eine ziemlich schamlose Lüge«, stellte Gero verbittert fest. »Wie blöd muss man sein, um den gleichen Fehler noch mal zu machen, der die Templer 1291 in Akko nicht nur ihre Ordensburg gekostet hat, sondern gleich das gesamte Heilige Land. Selbst wenn es keine Alternativen gab, hätte Hugo mit seiner Erfahrung eine andere Entscheidung treffen müssen, als den Heiden einfach das Tor zu öffnen.« Gero war entsetzt, wie einfach es sich der Orden in dieser Sache machte. Zugleich versuchte er herauszufinden, was diese Verleugnung der wahren Umstände für ihn persönlich bedeutete. »Und was ist mit uns?«, fragte er ratlos. »Wir können doch bezeugen, dass Hugos Verrat überhaupt erst dazu geführt hat, dass die Mameluken es gewagt haben, uns anzugreifen, weil sie wussten, wir waren knapp an Proviant und warteten auf den längst überfälligen Zulauf von Galeeren und Versorgungsschiffen. Und weil sie sicher sein konnten, dass es auf der Festung einen zuverlässigen Teufel gab, der den Ordensmarschall dazu verführen würde, mit dem Öffnen der Tore eine falsche Entscheidung zu treffen.«
    »Davon kein Wort, mein Freund«, bemerkte Struan mit einem leisen Ton der Verschwörung in seiner rauen Stimme. »Man hat uns einen gemeinschaftlichen Maulkorb verpasst, und damit wir diesen auch anbehalten, wird man alle fünf Templer, die dieses Massaker wie durch ein Wunder überlebt haben, ins Kernland nach Franzien versetzen, wo sie fortan ihren Dienst in einer weit weniger gefährlichen Umgebung verrichten sollen.«
    »Und das, obwohl mehr als hundertfünfzig christliche Turkopolen geköpft wurden und hundertzwanzig Tempelritter mit mindestens weiteren sechshundert Angehörigen des Ordens in die ägyptische Sklaverei verschleppt wurden und man daraus resultierend dringend Nachschub für neue Truppen benötigt?« Gero konnte es immer noch nicht fassen und vergaß darüber beinahe seinen erbarmungswürdigen Zustand. »Das heißt, wir werden trotz unserer Loyalität zum Schweigen gezwungen und obendrein strafversetzt?«
    »Nenn es, wie du willst«, entgegnete Struan vergleichsweise gefasst. »Sie haben auch schon eine Kommanderie für uns ausgesucht. Nicht weit entfernt von Troyes. Sie gilt als Ausbildungskompanie für besonders sprachbegabte Brüder. Eine Art philosophisches Zentrum. Wobei ich mich frage«, gab Struan grinsend zu bedenken, »was sie ausgerechnet mit mir dort anfangen wollen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch kein einziges Buch gelesen. Aber es heißt auch, die dort stationierten Templer sollen als Elitetruppe des Ordens auftreten. Sozusagen als Vorzeigetempler. Zum Beispiel, wenn der Papst auf seinen Reisen durch Franzien sicheres Geleit verlangt. Oder wenn die Ordensburgen Wettkämpfe untereinander
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