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Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)

Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)
Autoren: Martina André
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Ordensrittern war es nach den Regeln noch nicht einmal erlaubt, eine Frau auch nur anzuschauen, geschweige denn zu einer Hure zu gehen.
    Nur mit Gottes Nachsicht hatten Gero und Fabius am darauffolgenden Fest des heiligen Johannes ihre Wappenbücher mit dem Stempel für Novizen des Templerordens zurückerhalten, der ihre vorläufige Aufnahme bei den „Pauperes commilitones Christi templique Salomonici Hierosalemitanis“ bestätigte – kurz der „Armen Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem“, wie es auf Deutsch hieß.
    „Und wie willst du nun deinen freien Abend verbringen?“ Fabius warf Gero einen treuherzigen Blick zu. Fest stand, dass sie als zukünftige Templer – genau wie die bereits initiierten Brüder – nur zu zweit ausgehen durften. Wenn der Luxemburger also in die Stadt gehen wollte, war er auf einen oder mehrere Begleiter angewiesen. Allem Anschein nach hatte er bereits eine konkrete Vorstellung, was er mit seinem Abend anfangen wollte. „Ich dachte, wir könnten ja … wir müssen ja nicht wieder einschlafen. Die kleine Rothaarige meinte, sie würde sich freuen, mich wiederzusehen …“
    „Vergiss es“, erklärte Gero entschlossen. „Ich habe keine Lust, mich am Ende doch noch mit den Huren erwischen zu lassen. Da musst du dir einen anderen suchen.“
    „Spielverderber“, murrte Fabius und warf ihm einen missmutigen Blick zu. Gero ersparte sich eine Retourkutsche. In Wahrheit hegte er ganz andere Absichten, war aber nicht bereit, sie mit Fabius zu teilen. Acht lange Wochen hatte er nun auf eine günstige Gelegenheit gewartet, Warda um Vergebung bitten zu können. Dafür, dass er sie wie ein Tier bestiegen hatte. Dafür, dass er jegliche Vernunft hatte fahren lassen und sie ohne Sinn und Verstand mehrmals genommen hatte und dass er ihr darüber hinaus nicht das geben konnte, was ihm nach einem solchen Vorgehen als angemessen erschien.
    Er besaß kein Geld, und selbst wenn er welches gehabt hätte, wäre er als zukünftiger Ordensritter nicht imstande, ihr das heilige Sakrament der Ehe anzutragen. Und genaugenommen wollte er es auch gar nicht. Obwohl sie trotz ihres Alters eine ausnehmend schöne und kluge Frau war, mit einem großen Herz für hoffnungslos verlorene Seelen. Sie hatte in jedem Fall etwas Besseres verdient, als jedermanns Hure zu sein. Es tat ihm leid, dass sie ihren Vater und ihren Geliebten an den Templerorden verloren hatte und ein Kind, das sie mit dem abtrünnigen Ordensritter zu einer Familie hätte vereinen sollen.
    Natürlich hatte sie eine Mitschuld an der ganzen Misere getragen, indem sie sich wie ihre Mutter in den falschen Mann verliebt hatte.
    Auch erschien es Gero nicht ratsam, dass sie sich nun als Folge daraus in einem Freudenhaus verdingte. Irgendwie fühlte er sich dazu berufen, noch einmal mit ihr zu reden, um sie von einem gottgefälligeren Leben zu überzeugen. Das war er ihr schuldig. Und nicht nur ihr, sondern auch sich selbst – und natürlich dachte er auch an Lissy, die er, ohne es wirklich zu wollen, mit Warda betrogen hatte. Gero war bestimmt kein Moralapostel, aber seit Lissys Tod war er sich mit einem Schlag der Verantwortung bewusst, die er gegenüber jedem Menschen trug, mit dem er in Berührung kam. Er wollte niemandem mehr Schaden zufügen. Es sei denn, es ging um die Verteidigung des Christentums oder das Leben ihm anvertrauter Menschen.
    Als er und Fabius das Dormitorium erreichten, herrschte bereits die übliche Aufregung, wie immer, wenn ihnen der Kommandeur Ausgang bis zur Frühmesse erteilt hatte. Voraussetzung war ihre vorherige Teilnahme an der abendlichen Vespermesse. Die nächtliche Matutin war ihnen, wie zu diesem Anlass üblich, erlassen worden.
    Die anderen Novizen hatten seit jenem verhängnisvollen Tag, an dem Gero und Fabius dummerweise Hugo d’Empures gefolgt waren, bereits vier weitere freie Abende genießen dürfen, die den Ordensrittern und bei guter Führung auch den Novizen alle zwei Wochen freitags gewährt wurden. Meistens traf man sich in ziviler Kleidung zu mehreren Brüdern in einer Taverne in der Stadt, trank etwas und versuchte auf diese Weise, für ein paar Stunden dem schwierigen Schweigegebot und allen Schwernissen zu entkommen, die der Alltag in einem Ritterorden mit sich brachte. Es war ein Entgegenkommen des Ordens in Friedenszeiten, das die Härte in Kriegszeiten ausgleichen sollte. Eine Vorgehensweise, die bisweilen zu Kritik in den Reihen der nicht kämpfenden
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