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Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)

Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)
Autoren: Martina André
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Saint-Jacques zu lesen war.
    Er zwinkerte Gero wissend zu, während der Kaplan das Leiden Christi verkündete, und grinste verhalten, als Gero ihm bestätigend zunickte.
    Später, nachdem die Kameraden sich lärmend verabschiedet hatten, schlich Gero im Alleingang zum Dormitorium der Ritterbrüder, wo er in einem Seitengang auf Bruder Hugo wartete. Ohne die Kutte eines Novizen, nur in ein weißes Leinenhemd, eine schwarze, weit geschnittene Hose und einfache Ledersandalen gekleidet, genoss Gero den lauwarmen Abendwind, der vom gepflasterten Hof her durch den menschenleeren Arkadengang fegte. Bruder Hugo, der wenig später hinzutrat, hatte sich ähnlich gewandet und trug wie Gero unter dem Hemd seinen Messergürtel, den man nur erahnen konnte, wenn man es wusste. Da es ihnen nicht erlaubt war, bei einem privatem Ausgang ein Schwert mitzunehmen, beschränkten sie sich auf die drei scharfen Dolche, mit denen sie sich zuverlässig nächtliche Räuber und betrunkene genuesische oder venezianische Seeleute vom Hals halten konnten, die für ihre Streitlust berüchtigt waren.
    „Wo ist eigentlich Robert?“, fragte Gero, der den dunkelhaarigen Templer vermisste. „Ist er krank?“
    „Die Ordensleitung hat Rob gestern früh mit ein paar anderen Brüdern nach Famagusta geschickt“, antwortete Hugo mit resignierter Miene.
    „Von dort aus sollen sie in wenigen Tagen wieder nach Antarados auslaufen. Sie sind abkommandiert worden, um beim Ausbau der Festung zu helfen. Kein Dolce Vita mehr, stattdessen warten Kelle und Zirkel des Maurers auf unseren bedauernswerten Kameraden. Ich dachte, du wüsstest das?“
    „Nein, woher?“ Gero schüttelte den Kopf. „Odo de Saint-Jacques hat uns in der vergangenen Woche so sehr geschleift, dass wir nicht mehr wussten, wo oben und unten ist. Wir waren schon froh, wenn wir bei der Vesper nicht eingeschlafen sind, geschweige denn, dass wir Zeit und Muße gehabt hätten, uns für die Pläne der Ordensleitung zu interessieren.“
    „Na, wenn das so ist, hast du dir deinen kleinen Urlaub ja redlich verdient“, scherzte Hugo, während er ihn zum offenen Festungstor zog. Zwei weitere Kameraden, die dort Wache standen, salutierten, als sie den offenen Torbogen durchquerten.
    „Warda hat mehr als einmal nach dir gefragt. Du musst es ihr ja im wahrsten Sinne des Wortes ordentlich besorgt haben. Sie redet von nichts anderem mehr, als dass ich dich endlich wieder mitbringen soll. Ich hab ihr erklärt, dass du unter Arrest stehst. Sie hat sich ernsthafte Sorgen um dein Wohlergehen gemacht. Das alte Mädchen ist ganz vernarrt in dich.“ Er grinste breit. „Sie wird begeistert sein, wenn sie heute Abend endlich ihre Schenkel um deine Hüften legen darf.“
    Gero schüttelte den Kopf. „Es ist nicht so, wie du denkst.“
    „Nicht?“ Nun lachte Hugo kollernd. „Wie ist es dann? Sag mir nicht, es wäre nicht heiß hergegangen zwischen euch, wenn du eine einzige Nacht mit einer Hure verbringst und sie acht Wochen danach immer noch von dir spricht!“
    „Es hat nichts mit fleischlicher Lust zu tun, es ist komplizierter“, versuchte Gero zu erklären, während sie bei hereinbrechender Dämmerung den direkten Weg in die Weinberge nahmen.
    „Aber du hast dich nicht in sie verliebt?“, bemerkte Hugo mit alarmiertem Blick. „Das wäre ein echtes Unglück, weil du sie als Ordensritter nicht haben kannst. Aber so, wie es aussieht, ist es wohl eher umgekehrt, und du hast ihr das Herz gebrochen.“
    „Nein“, erwiderte Gero mit einer gewissen Reue im Blick. „Das glaube ich nicht. Außerdem gehört meine Liebe auf ewig nur einer Frau.“
    „Der heiligen Muttergottes“, entgegnete Hugo süffisant und nickte verständig. „Ich weiß. Wir sind ihr alle verfallen. Sie ist die einzige Frau, der du als Templer ohne schlechtes Gewissen den Hof machen darfst.“
    Da irrst du dich, dachte Gero, doch er wollte Hugo keine unnötigen Erklärungen abgeben, was seine Liebe zu Lissy betraf.
    „Und warum bist du dann so scharf darauf, mich zu den schönen Engeln zu begleiten?“
    „Ich will mit Warda reden.“
    „Reden?“ Hugo brach in schallendes Gelächter aus. „Das kannst du unserem Großmeister erzählen, aber nicht mir. Gib zu, du kannst seit Wochen an nichts anderes mehr denken, als sie noch mal zu besteigen.“
    „Ich will mich bei ihr entschuldigen“, erklärte Gero stur. „Dafür, dass ich sie bestiegen habe.“
    „Du glaubst doch nicht im Ernst an den Blödsinn, den du da redest?“
    Hugo
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