Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis des alten Filmstudios

Das Geheimnis des alten Filmstudios

Titel: Das Geheimnis des alten Filmstudios
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
mußte. Doch hier standen einige moderne Schränke. Izzie öffnete einen und holte einen Stetson hervor.
    Er setzte ihn auf den Kopf und zog das Sturmband stramm. Der Hut war viel zu groß für ihn, doch Izzie hatte ihn weit in den Macken geschoben, so daß er sich auf dem Kopf hielt.
    Mick öffnete einen anderen Schrank und stieß einen Pfiff aus. »Revolver!« sagte er. Er nahm einen an sich. Er war überraschend groß und schwer und glänzte ölig. Mick fand auch einen Gurt mit Holster und schlang ihn sich um die Hüften. Izzie nahm einen zweiten und tat es ihm nach.
    Grinsend blickten sie in den großen Spiegel hinter der Theke. Sie trugen jetzt Hüte und einen Revolver im Holster, aber noch fehlte etwas. Sie wühlten wieder in den Schränken herum, fanden Stiefel mit Sporen und zogen sie an.
    Mick ließ sich auf einem Stuhl im Saloon nieder, kippte ihn und legte die Stiefel mit den Sporen auf die Tischplatte. Er kniff ein Auge zusammen.
    »Mein Name ist Billy the Kid«, quetschte er hervor, »wer mich nur schief ansieht, ist ein toter Mann!«
    Izzie trat durch die Schwingtüren nach draußen, dann drehte er sich um, stieß sie wieder auf und trat einen Schritt in den Saloon hinein. Hinter ihm pendelten die Türflügel wild hin und her. Er warf einen Blick zurück und rief einem Jungen, den es nur in seiner Phantasie gab, zu: »He, Sohn! Bring mein Pferd in den Mietstall!« Dann stiefelte er weiter zur Theke, griff nach der Flasche und tat, als würde er sich daraus einen Whisky in ein Glas einschenken.
    »He, Barkeeper«, sagte er mit schiefgezogenem Mund, »ich bin fremd in dieser Gegend. Ich bin auf der Suche nach einem Burschen, der sich Billy the Kid nennt. Sein richtiger Marne ist William Bonney. Auf seinen Kopf ist eine Belohnung von zweitausend Dollar ausgesetzt. Ich bin seit Wochen hinter ihm her. Hat er sich hier vielleicht blicken lassen?«
    Mick zog seinen Stetson tief in die Stirn. »Redest du von mir, Mister?« fragte er schleppend.
    Izzie drehte sich provozierend langsam um.
    »Zieh, Billy!« sagte er.
    Mick schwang die Beine vom Tisch und sprang auf. Hinter ihm polterte der Stuhl auf den Boden. Izzies Rechte zuckte zum Holster hinab und klatschte auf den Griff des Revolvers. Doch Mick hatte seine Kanone eher heraus, krümmte den Finger um den Abzug und drückte ab.
    Ein fürchterlicher Knall hallte durch den Saloon, und die Flasche auf der Theke zerplatzte in tausend Stücke.

    Izzie schrie erschrocken auf.
    Die beiden Jungen starrten einander an. Micks Gesicht war bleich geworden. Er blickte auf den Revolver in seiner Hand und sagte kehlig: »Ich hab’ nicht damit gerechnet, daß er mit richtigen Kugeln geladen ist.«
    »Scheiße«, flüsterte Izzie. Sein Blick glitt über die Glasscherben auf dem Boden und die gelbe Flüssigkeit, die von der Theke tropfte. »Scheiße«, sagte er noch einmal.
    Dann, in der Stille nach der Schußdetonation, vernahmen sie ein Geräusch. »Hast du das gehört?« flüsterte Izzie.
    »Pssst!« machte Mick.
    Das Geräusch wurde lauter. Es war ein Brummen, wie von einem Motor. Mick wußte plötzlich, was das war. Es mußte der Lieferwagen sein, den er so oft auf das Filmstudiogelände hatte fahren sehen.
    »Schnell«, krächzte er. Sie rissen sich die Cowboysachen herunter, ließen sie einfach auf den Boden fallen und zogen sich hastig die Turnschuhe an. Es schien Ewigkeiten zu dauern.
    Dann huschten sie zur Tür hinüber. Izzie knipste das Licht aus und öffnete die Tür des Studios. Der Korridor lag in völliger Dunkelheit da.
    Sie waren schon halb auf dem Gang, als sie das Licht am Ende des langen Korridors entdeckten, das sich von rechts näherte. Es tanzte hin und her, als ob es von einer Taschenlampe stammte, die jemand in der Hand hielt. Mick bekam eine Gänsehaut.
    Sie sahen ein zweites Licht, dann hörten sie eine Stimme. Das riß sie aus ihrer Erstarrung. Mit einem Satz sprangen sie zurück ins Studio B, und Izzie drückte die Tür lautlos ins Schloß.
    Sie hielten den Atem an, als sich draußen die Stimmen näherten. Mick flüsterte: »Was tun wir, wenn sie hier reinkommen?«
    »Wir ergeben uns.«
    »Wir können doch nicht…«
    »Still!«
    Die Schritte waren jetzt deutlich zu hören. Sie verstummten genau vor der Tür. Eine Stimme sagte: »… hab’ gedacht, der alte Narr wollte nur einen Versuch starten, so daß ich…« Die Männer gingen weiter. Langsam verklangen die Schritte.
    Mick stieß seinen Atem langsam aus. Plötzlich zuckte über ihnen Licht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher