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Das Geheimnis des alten Filmstudios

Das Geheimnis des alten Filmstudios

Titel: Das Geheimnis des alten Filmstudios
Autoren: Ken Follett
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Hochdruckreifen versehen, die kaum Profil hatten. Es mußte eine Menge gekostet haben. Mick wunderte sich, daß der Junge es nötig hatte, Zeitungen auszutragen.
    Izzie kehrte durch die Pforte zurück. Seine Tasche war nun fast leer. Mick fragte: »Von wem hast du das Rad?«
    »Ein Geburtstagsgeschenk von meinem Vater«, erwiderte Izzie. »Und woher hast du deins?«
    »Geklaut«, sagte Mick und fuhr zum nächsten Haus. Ein paar Häuser weiter fragte er Izzie:
    »Was ist dein Vater von Beruf?«
    »Er dreht Filme«, antwortete Izzie.
    Mick war beeindruckt. »Was für welche? Western und James Bond und solche Sachen?«
    »Mein, meist Fernsehserien.«
    »Oh«, sagte Mick. Das war nicht halb so interessant.
    »Was ist mit deinem?«
    »Meinem was?«
    »Vater.«
    »Ich habe keinen«, sagte Mick knapp.
    Izzie runzelte die Stirn und setzte zu einer weiteren Frage an, doch Mick wies nach vorn. »Da ist dein letztes Haus. Mach zu.«
    Als sie zum Laden zurückfuhren, fragte Mick: »In welche Schule gehst du?«
    »Radley.«
    Das war auch Micks Schule.
    »Ich hab’ dich da noch nie gesehen«, sagte er.
    »Ich bin neu dort«, erklärte Izzie. »Vorher war ich auf einem Internat.«
    Zurück beim Laden, hielt Mick wieder auf gewohnte Weise vor dem Fenster, während Izzie sein Rennrad vorsichtig an die Haus wand lehnte. Zusammen betraten sie den Laden.
    Mr. Thorpe blickte ihnen entgegen und sagte zu Izzie: »In Ordnung, Sohn, wir sehen uns dann morgen Viertel nach vier.«
    Izzie nickte und verließ den Laden wieder. Durchs Schaufenster sah Mick ihm nach, wie er sein Rennrad bestieg und davonfuhr.
    Er drehte sich um, als Mr. Thorpe ihn ansprach.
    »Na, wie war er?«
    »Es geht«, erwiderte Mick. Er nahm eine Abendzeitung vom Tresen und legte eine Münze hin.
    »Scheint ein netter Junge zu sein«, sagte Mr. Thorpe.
    Mick steckte die Zeitung in seine Tasche. »Er ist ein bißchen eingebildet, aber ich glaube, seiner Familie geht es zur Zeit nicht besonders gut.«
    »Oh, wirklich?« fragte Mr. Thorpe, und ein schmales Lächeln huschte über sein Gesicht.
    »Bis morgen, Mr. Thorpe«, sagte Mick und fuhr nach Hause.
    Izzie fuhr sehr schnell nach Hause, den Kopf weit über den Lenker gebeugt. Sanft schaltete er durch die vielen Gänge. Es ist ein Klasserad, was immer auch Mick Williams erzählen mag, dachte er. Micks alter Drahtesel sah aus, als hätte er ihn eigenhändig zusammengebaut, und er mußte über eine Tonne wiegen.
    Er hatte jetzt den ganzen Abend für sich allein. Keine Schule - bis morgen früh. Er fürchtete sich ein wenig davor, in die neue Schule zu gehen. Er hatte keine Freunde dort, obwohl seine Mutter gesagt hatte, daß er schnell welche finden würde. Dennoch, er wünschte sich, wieder ins Internat gehen zu können, wo er in der Fußballmannschaft mitgespielt hatte. Die Schule zu wechseln war eine verdammt harte Sache.
    Um sich ein wenig aufzuheitern, dachte er darüber nach, womit er sich beschäftigen konnte, wenn er zu Hause war. Vielleicht sollte er seine Zinnsoldaten hervorholen und irgendeine Schlacht nachspielen. Es war lange her, seit er mit den Zinnsoldaten gespielt hatte.
    Er fuhr die Auffahrt zu ihrem Haus hinauf und stoppte mit einem Schlenker des Hinterrades. Es gelang ihm nicht so gut wie Mick Williams, aber mit ein wenig Übung würde er das auch noch schaffen.
    Seine Mutter war in der Küche. Sie nahm gerade Fleisch aus dem Gefrierschrank. Früher hatten sie immer ein Au-pair-Mädchen gehabt, das seiner Mutter im Haushalt geholfen hatte, aber das war vorbei.
    »Hallo, Randall. Wie war die Zeitungstour?« fragte seine Mutter.
    »Gut«, antwortete er. Er würde seiner Mutter nichts von dem Ärger erzählen, den er heute gehabt hatte. Sie hatte genug andere Sorgen, denn es war für seinen Vater nicht einfach, einen neuen Job zu finden. In der Film-und Fernehbranche herrschte zur Zeit eine Flaute, und es gab viele Regisseure, die keine Arbeit hatten. Deshalb behielt Izzie seine Sorgen für sich und erzählte seiner Mutter, daß alles großartig war.
    »Ich spiele ein buchen mit meinen Zinnsoldaten«, sagte er.
    »Gut. Aber nicht zu lange. Um sieben gibt es Abendbrot, und du mußt dich vorher noch duschen.«
    Izzie nickte. Er hängte seinen Parka an die Flurgarderobe und stieg die Treppe zu seinem Zimmer hinauf. Er hatte sich entschieden, die Schlacht von Dünkirchen nachzuspielen. Er breitete ein Stück Packpapier auf dem Teppich aus und begann, die deutschen Soldaten in ihren Stellungen aufzubauen. Bald
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