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Das Geheimnis der Totenkiste

Das Geheimnis der Totenkiste

Titel: Das Geheimnis der Totenkiste
Autoren: ERROL LECALE
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unwirklich, als hätte sie sich von einem attischen Hügel oder von einer riesigen Nekropole hierher verirrt.
    »Mir ist es schon immer wie eine Leichenhalle vorgekommen«, keuchte Hartwell, als sie den Eingang in der Great Russell Street erreicht hatten.
    Zu dieser Nachtzeit hätte er ja eigentlich verschlossen sein müssen. Aber das Tor war wie von Titanenfaust zerschmettert, und die Tür stand weit offen.
    »Ich nehme an, es ist in Ordnung, wenn wir hineingehen«, murmelte Young zweifelnd, als Eli und Hugo sich an ihm vorbeidrängten.
    »Ich dachte, Sie sind Kriminalbeamter oder so etwas Ähnliches«, schnaubte Eli aufgebracht. »Und handeln Sie vielleicht nicht in Ausübung Ihres Dienstes? Wir müssen sogar hinein!«
    Eine Droschke klapperte herbei.
    »Warten Sie auf mich!« brüllte Kapitän Macneil. »Warten Sie auf mich!« Er bezahlte hastig den Kutscher mit einer Hand voll Münzen und rannte zum Eingang.
    »Wohin wollen denn Sie?« fragte Young barsch, offensichtlich erleichtert, daß er endlich jemanden hatte, dem er seine Autorität beweisen konnte.
    »Ist schon gut. Er gehört zu meinen Leuten«, rief Eli über die Schulter zurück.
    Er empfand eine gewisse Genugtuung, daß der Seebär hier war. Es war nur richtig, daß er, genau wie den Anfang, auch das Ende miterleben sollte – wenn es das Ende war. -
    Als sie die dunkle Halle betraten, blieben sie unwillkürlich stehen.
    Aus der Tiefe des Museums drang das gedämpfte Bellen der Höllenhunde.
    20 .
    Eine spürbare Kälte schlug ihnen aus der Halle entgegen, eine physische Kälte, die durch das ferne Bellen der Hunde noch verstärkt wurde.
    Direkt am Eingang lag eine uniformierte Gestalt reglos am Boden. Es war einer der Nachtwächter des Museums. Young beugte sich über ihn.
    »Genick gebrochen«, erklärte er kurz. »Ist natürlich tot.«
    Eli war nicht erstaunt, daß sich keine Stichmale an der Kehle des Bedauernswerten abzeichneten. Blut war gewiß das letzte, woran Vojislav der Schwarze in diesem Moment dachte.
    Mit den Höllenhunden auf den Fersen gab es nur eins für ihn – er mußte so schnell wie möglich eine Zuflucht finden.
    Das winzige Licht in den großen Ausstellungsräumen kam vom Mond, der durch die Fenster schien. Es genügte kaum, die Hand vor den Augen zu sehen, und sie stießen immer wieder gegen Schaukästen, Ausstellungsstücke und antike Maschinen.
    Immer noch hörten sie das wütende Bellen der Hunde, das aufgeregter zu werden schien.
    »Ich glaube nicht, daß sie uns etwas anhaben können«, beruhigte Eli die anderen. »Sie haben sich noch nicht voll materialisiert. Sie befinden sich überhaupt noch nicht richtig auf physischer Ebene.«
    Young biß die Zähne aufeinander. Er sah nichts als Schwierigkeiten und Probleme vor sich. Der Himmel mochte wissen, wie er später seinen Bericht abfassen sollte.
    Hartwell zupfte Eli am Ärmel.
    »Ich glaube, er ist in der Halle für Ägyptologie. Hört sich jedenfalls so an.«
    Eli pflichtete ihm bei. »Die Sarkophage und Mumiensärge – vielleicht hofft er dort Zuflucht zu finden. Schnell, weisen Sie den Weg.«
    Hartwell eilte mit erstaunlich sicheren Schritten durch die Dunkelheit. Die Stiefel echoten gespenstisch auf dem Marmorboden. Sie stellten fest, daß sie sich im Flüsterton unterhielten -wenn sie überhaupt sprachen - als befänden sie sich in einer Kirche – oder einer Gruft.
    Und war das Museum nicht wirklich eine Art Gruft, dachte Eli, wo die Vergangenheit für sie einbalsamiert zur Schau stand?
    Was hatte Vojislav vor, überlegte er. Hoffte der Vampir tatsächlich, sich in einem Sarkophag verstecken zu können? Wußte er, wie dicht sie ihm auf den Fersen waren? Und würde ein Sarkophag, ein Sarg zwar, aber von einer fremden Rasse und aus einer fernen Zeit, dem Vampir, selbst wenn er unbemerkt bliebe, die Zuflucht bieten können, die er benötigte? Was war mit der Erde aus seinem eigenen Grab, in der ein Vampir während des Tages ruhen mußte? Stimmte das nicht in allen Fällen?
    Da erinnerte er sich, was der Vampir in seinem Arbeitszimmer gesagt hatte: »Ich war viele Männer…«
    War es möglich, daß sein Zyklus von Tod und Wiederauferstehung bis zurück zu dem Reich der Pharaonen ging? War Vojislav der Schwarze etwa gar einmal Ramses oder Tutanchamun oder Belthoth oder auch ein einfacherer Ägypter gewesen? Konnte es etwa gar sein, daß seine eigene Mumie in diesem Museum ruhte?
    Tod und Untod, Begräbnis und Wiederauferstehung ohne Ende, von der ersten Ansteckung bis in
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