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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
Autoren: Wilfried Esch
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könnte nach Villers la Ville reisen, um dort im Kloster alte Urkunden einzusehen, die eindeutig von Arnulf van Leuven geschrieben wurden. Ich habe inzwischen herausgefunden, dass Arnulf dort für viele Jahre als Abt in der Abtei lebte. Vielleicht haben wir Glück und das Original der Urkunde befindet sich noch im Kloster.
    Außerdem sollte ich noch erwähnen: in Flandern wurden Urkunden als Carta patita geschrieben.«
    »Was heißt das genau, van Leuven?«
    »Nun, diese Form der Beurkundung bedeutet, dass der eigentliche Text mehrmals untereinander geschrieben wurde, aber auf der gleichen Papierrolle. Dann wurden die Texte auseinander geschnitten und den einzelnen Parteien übergeben. In die Schnittlinie wurden dabei bestimmte Zeichen oder Kennwörter gezogen. Die Schnittlinie diente also als Beglaubigungsmittel. Nur wenn alle Teile der Urkunde zusammengefügt an der Schnittlinie übereinstimmen, ist die Echtheit bewiesen. Ich müsste das Vermächtnis genauer untersuchen, um festzustellen, ob es sich um einen solchen Kerbelschnittbrief handelt.«
    »Kerbelschnittbrief?«
    »Ja, so nennt man diese besondere Form der Beurkundung.«
    »Ist ja interessant. Aber was ist, wenn es sich bei dem Vermächtnis nicht um einen Kerbelbrief handelt? Wie kann man dann eine Fälschung erkennen?«
    »Dann wird es in der Tat sehr schwer, Liebknecht. Man muss die Schrift genauestens untersuchen. Färbung und Buchstabenformen könnten Hinweise liefern. Aber auch das wird oft dadurch erschwert, dass ein Schriftstück vielfach als Transsumpt oder Vidimus erscheint, das heißt als ein angeblich beglaubigtes Kopiar des Originals.«
    Matthias trank noch einen Schluck des leichten Bieres, das sich in seinem Humpen befand.
    »Dann lasst mich einmal die nächsten Schritte zusammenfassen, van Leuven. Ihr werdet zunächst das Vermächtnis untersuchen. Sollte dies kein Ergebnis bringen oder Ihr stellt fest, dass es sich um einen Kerbelbrief handelt, reist Ihr nach Flandern, nach Villers la Ville. Dort nehmt Ihr dann die Spur des Arnulf van Leuven auf. Sagt mal, da fällt mir ein, seid Ihr eigentlich mit ihm verwandt?«
    Jetzt lachte Maurus. »Nein, ganz und gar nicht, Liebknecht. Wir tragen beide den Namenszusatz van Leuven, weil wir selbst beziehungsweise unsere Familien aus Leuven stammen.«
    »Wie dem auch sei. Ihr forscht im dortigen Kloster nach Beweisen. Sollte sich das Vermächtnis doch als Fälschung herausstellen, bleibt mir die kriminalistische Aufgabe festzustellen, wer die Fälschung veranlasst hat und aus welchem Grund.«
    »Na, da kommt ja einiges auf mich zu. Aber Ihr könnt auch noch etwas zur Überprüfung beitragen!«, stellte Maurus fest und wusste noch nicht so recht, ob er sich über diese Aufgabe freuen sollte. Sein Bauchgefühl signalisierte ihm Unbehagen, was ihn wiederum an damals erinnerte, als er in einem Archivkeller des Cöllner Domes überfallen wurde. Auch da hatte er zuvor so ein beklemmendes Gefühl, das jetzt wieder von ihm Besitz zu ergreifen suchte.
    »Und was? Spannt mich nicht so auf die Folter!«
    » Geht die Unterlagen des Caesarius von Heisterbach und die Eures Ahnherrn durch. Vielleicht findet Ihr in ihren Aufzeichnungen Hinweise auf die Echtheit des Vermächtnisses. Schließlich diente er damals der Kirche und besonders dem Churfürsten als Chronist. Außerdem hat er eine besondere Hagiographie über Erzbischof Engelbert I. angefertigt. Und da ist noch etwas ...«
    »Ja, was denn?«
    »Caesarius hat in seinem Tagebuch auch eine Ketzerverbrennung zu Cölln erwähnt, die sowohl durch Aufzeichnungen in der Cöllner Chronik als auch durch ihn selbst in seinem Dialogus Miraculorum bestätigt sind. Es handelt sich um eine Gruppe Katharer, die 1163 über Flandern nach Cölln kamen.«
    »Aber das ist im Grunde nichts Ungewöhnliches. Es gab damals viele umherreisende Häretiker, die, wenn man ihrer habhaft wurde, verjagt oder gar getötet wurden.«
    Maurus lächelte zaghaft. »Das stimmt, aber Caesarius schreibt, dass sie auf dem Weg zu ihren Brüdern und Schwestern waren, die nahe einem Ort, den man 13 Linden nannte, lebten, und dass sich dieser Ort auf den Bergen westlich von Heisterbach zum Rheintal hin gelegen befände. Heute nennt man diesen Ort Holzdorp.«
    Perplex sah Matthias den Jesuiten an.
    »Ihr meint doch nicht, dass das etwas mit meinen Vorfahren zu tun haben könnte?«
    Maurus zuckte mit den Schultern. »Schon möglich! Der Ortsname 13 Linden, die Bezeichnung von der Linde in den Namen Eurer
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