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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman
Autoren: Ricarda Jordan
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mich immerhin von meinem besten, Herrn Leon von Gingst. Du weißt, er war Rüdigers Waffenmeister, und er ist willig, seinen Zögling zu begleiten - auf Lauenstein mag er auch mehr Möglichkeiten sehen, Ruhm und Ehre zu gewinnen. Dazu hat sich Herr Adalbert bereit erklärt, mit dir zu gehen. Er ist nicht mehr jung, aber er hat dennoch gebeten, mir dir ziehen zu dürfen. Er ist dir aus ganzem Herzen zugetan!«
    Gerlin runzelte die Stirn. Bislang hatte der alte Ritter niemals Anzeichen größerer Verehrung ihr gegenüber erkennen lassen. Sie selbst nahm eher an, dass sich hier sein schlechtes Gewissen regte. Herr Adalbert war alt, aber ein Ritter ohne Tadel. Sicher war es ihm nicht recht, seinem Burgherrn auf der Tasche zu liegen, und nun ergriff er die Gelegenheit, auf ehrenvolle Weise seinen Abschied zu nehmen. Sicher würde er Gelegenheit finden, Gerlin auf Lauenstein in kleinen Dingen zu Diensten zu sein. Er mochte ihren Söhnen das Reiten beibringen und mit ihnen das erste Holzschwert schnitzen, für sie selbst Botendienste leisten und ihr eine Eskorte bieten, wenn sie ausritt oder karitativen Pflichten nachging. Der Weg zum nächsten Kloster war im Allgemeinen nicht so gefährlich, dass dafür jüngere Streiter abgerufen werden mussten.
    Gerlin jedenfalls hatte nichts gegen Herrn Adalbert. Er war zweifellos loyal. Mit Herrn Leon verhielt es sich da anders. Gerlin hatte sich bislang mit ihren Ressentiments gegen Rüdigers Waffenmeister zurückgehalten. Da ihr Bruder ihn nun sowieso nicht mehr brauchte, hatte sie darauf verzichtet, ihren Vater auf seine Unzulänglichkeiten aufmerksam zu machen. Im Stillen hatte sie gehofft, dass der Haudegen sich ohnehin anderswo eine Stellung suchen würde, wenn seine Dienste nicht mehr benötigt würden. Dass er das nun ausgerechnet an ihrem Hof, geschützt durch ihren Namen zu tun gedachte, gefiel ihr nicht.
    »Meint Ihr denn, Vater, dass ich mich auch auf Herrn Leons Vasallentreue vollständig verlassen kann?«, fragte sie vorsichtig.
    Peregrin zuckte die Schultern. »Hast du Gründe, daran zu zweifeln, Kind?«, erkundigte er sich. »Freilich, Herr Leon ist nicht unbedingt der Mann, den Königin Eleonore als den ›Stolz der Ritterschaft‹ bezeichnen würde. Soweit ich weiß, schlägt er weder die Laute noch kann er einen Ton singen. Aber er ist doch ein rechter Kämpfer - er hat sich in so manchem Turnier ausgezeichnet, bevor er zu uns kam.«
    Gerlin wollte einwenden, dass ihr Leons Sangeskunst ziemlich egal war. Sie störte sich mehr daran, dass der Ritter weder lesen noch schreiben konnte und auch äußerst geringschätzig auf alle herabblickte, die diese Künste beherrschten. Witwen und Waisen, Priester und Nonnen hatten von ihm nicht viel Schutz zu erwarten - Leon von Gingst imponierte man nur mit roher Gewalt. Ob er einem jungen Herrn wie Dietrich loyal dienen würde? Einem Knaben, zu dessen engsten Beratern Juden - und demnächst vielleicht seine ältere Gattin gehörten?
    Bislang hatte Gerlin keine große Ehrerbietung von Herrn Leon erfahren, und soweit sie wusste, gab es auch keine Minneherrin, unter deren Zeichen der Ritter in den Kampf zog. Frauendienst - am Minnehof eine wichtige Tugend, der sich die jungen Ritter mit Eifer widmeten - schien ihm also wenig zu liegen. Nun waren das alles keine Argumente, die Herrn Peregrin überzeugen würden.
    »Schau, Gerlin, wie es aussieht, scheinst du den jungen Herrn nicht sehr zu mögen«, fuhr der Burgherr denn auch fort, als Gerlin unschlüssig schwieg. »Aber es ist doch so, dass wir nicht allzu viele vorzeigbare Ritter aufzubieten haben. Und willst du denn nur mit einer Eskorte von Greisen und Knappen auf Lauenstein einreiten?«
    Gerlin konnte auch dagegen nicht allzu viel einwenden. Sie hoffte ohnehin, dass ihr Dietrich oder Herr Salomon eine schlagkräftige Eskorte für die Begleitung in den Frankenwald stellen würden. Allein mit Adalbert, Leon und Rüdiger, dafür mit einer vollen Brautausstattung eine mehrtägige Reise anzutreten, schien ihr nicht geraten. Es gab Raubritterburgen am Weg, von den üblichen Strauchdieben und Wegelagerern ganz abgesehen.
    Nun hätte sie sich diese Sorge nicht machen müssen. Herr Salomon gab ihr gerade einen Monat Zeit, um ihre Aussteuer zusammenzustellen. Dann traf eine kleine Streitmacht, bestehend aus vier gut gerüsteten Rittern und zwei Knappen auf Falkenberg ein.
    Peregrin ließ Gerlin rufen, sobald ihm Boten gemeldet hatten, dass sich die Männer der Burg näherten. Das junge
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