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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman
Autoren: Ricarda Jordan
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ihres eigenen Hofes gewesen, sondern inhaftiert von ihrem Gemahl. Und ihr stand der Sinn weit mehr danach, die Geschicke ihrer Söhne in der großen Politik zu lenken, als einen Haushalt zu führen.
    Gerlin dagegen war ganz zufrieden mit ihrer Stellung auf Falkenberg. Als man sie nach dem Tod ihrer Mutter zurück in die Oberpfalz beordert hatte - sie war achtzehn gewesen, und ihre höfische Ausbildung galt als abgeschlossen -, musste sie zunächst noch mit dem Widerstand einiger Ministerialen und Hausangestellten kämpfen. Isabelle von Falkenberg war lange krank gewesen und hatte die Zügel schleifen lassen. Dass jetzt die Tochter des Burgherrn tatkräftig die Haushaltung übernahm, schmeckte den Leuten nicht. Aber Gerlin hatte es Spaß gemacht, das am Hof der Eleonore von Aquitanien Gelernte auszuüben. Sie spielte ihren Charme aus, um Köche und Kämmerer für sich einzunehmen, imponierte dem Hofkaplan durch ihre guten Kenntnisse im Lesen und Schreiben und dem Stallmeister durch ihr Wissen über Pferde und Falknerei. Gerlin wies die Dienerinnen in ihre Schranken, wenn sie tratschten, statt zu arbeiten, übernahm die Herrschaft über Küche und Vorratskammern und trieb ihre jüngeren Brüder energisch ihren Hauslehrern und Waffenmeistern zu, denen die beiden etwas verwilderten Knaben bislang nur zu gern entwischt waren.
    Peregrin von Falkenberg war denn auch mehr als zufrieden mit seiner schönen, klugen Tochter, und die Einwände seiner Ritter und Ratgeber gegen Gerlins Erziehung am Minnehof - noch dazu dem bekanntesten, aber auch verrufensten im ganzen Okzident - waren längst verstummt. Der Burgherr hatte es als Ehre empfunden, dass Eleonore seine Tochter aufnahm, er hatte höfische Manieren stets zu schätzen gewusst. Isabelle, seine verstorbene Frau, stammte schließlich selbst aus Aquitanien. Sie war Eleonores Gespielin gewesen, als die beiden noch jung waren, aber dann war ihr Vater bei König Heinrich in Ungnade gefallen, und Isabelle hatte unter ihrem Stand ehelichen müssen. Sie hatte es Peregrin allerdings nie fühlen lassen, sondern seinem kleinen Hof in der Pfalz so selbstverständlich, so kundig und so voller Liebreiz vorgestanden, als handle es sich um den Haushalt eines Kaisers. Mit der englischen Königin hatte sie bis zuletzt in Briefkontakt gestanden, und es war ihr eine große Freude gewesen, dass die Herrin Aliénor ihre Tochter an ihrem Hof aufnahm.
    Gerlin lächelte ihrem Spiegelbild zu, ein verführerisches Lächeln, das sie in der letzten Zeit zu selten übte. An wem hätte sie die Künste des Minnehofes auch erproben sollen? Die Ritter ihres Vaters waren alle alt - lediglich der Waffenmeister ihrer Brüder wäre ein altersmäßig passender Minneherr für sie. Aber der hielt nichts von höfischen Sitten, ein Raubauz und zudem ein Ritter ohne Land, weit entfernt davon, jemals ein eigenes Lehen zu erwerben.
    Ab und an fanden sich natürlich Brautwerber ein - meist ältere Ritter, die eine Verbindung mit Burg Falkenberg für ihre Söhne in Betracht zogen. Peregrin von Falkenberg hatte sie bislang jedoch durchweg abgewiesen, meist ohne ihnen auch nur einen Blick auf Gerlin zu erlauben.
    »Du bist zu gut für diese kleinen Krauter mit ihren winzigen Lehen!«, beschied er Gerlin, als sie ihn einmal scherzhaft fragte, ob er sie denn so gar nicht zu vermählen gedächte. »Da arbeitest du dich nur ab wie eine bessere Magd, während dein Gatte säuft und hurt! Nein, Kind, du bist zur Prinzessin erzogen, und eine solche sollst du auch werden. Oder doch zumindest eine Gräfin oder Fürstin, die einem großen Hof vorsteht. Ich will nicht, dass du deine Wäsche selbst wäschst!«
    Gerlin erinnerte ihn besser nicht daran, dass sie das auf Falkenberg bereits tat - oder zumindest höchstselbst beaufsichtigte. Peregrin von Falkenberg haderte nach wie vor damit, dass er seiner wunderschönen edlen Isabelle nicht das Leben hatte bieten können, das sie gewohnt gewesen war. Nun sollte es wenigstens ihre Tochter besser haben. Gerlin lehnte sich nicht dagegen auf. Sie fühlte sich wohl auf Falkenberg, bislang hatte auch keiner der möglichen Ehemänner ihr Herz zum Singen gebracht.
    Am Minnehof der Herrin Aliénor hatte sie mitunter für einen der schönen Ritter geschwärmt - allen voran für den Prinzen Richard. Aber die ganz große Liebe, die alles verschlingende Leidenschaft, die Guinevere mit Lancelot verband oder Tristan mit Isolde, kannte sie bislang nur aus Liedern und Gedichten. Gerlin war bereit zu
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