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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman
Autoren: Ricarda Jordan
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warten - auch wenn sie sich manchmal etwas darum sorgte, dass sie älter und älter wurde. In diesem Jahr zählte sie vierundzwanzig Lenze. Es wurde Zeit für eine Ehe.
    Aber nun musste sie sich erst mal etwas herrichten, sonst würde sie ihren Ritter eher abschrecken, sollte er sich denn an diesem Tag noch herbemühen! Tatsächlich erwartete ihr Vater Gäste aus Franken, unter anderem einen jüdischen Medikus, der im Dienst der Ornemünder auf Lauenstein stand. Gerlin wunderte sich nicht über diese Bekanntschaft. Während der Krankheit ihrer Mutter hatte Peregrin Kontakte zu Ärzten in den entlegensten Gebieten des Reiches gesucht. Selbst ins ferne Salamanca hatte er Boten geschickt, und er hätte wohl auch nicht davor zurückgeschreckt, sich an die angeblich weit fortgeschrittenen Ärzte der Sarazenen oder Mauren in Al Andalus zu wenden. So weit hatte seine Hand allerdings nicht gereicht - und zurzeit tobten ja wohl auch wieder Kämpfe im Heiligen Land.
    Gerlins Vater hatte sich also auf die Konsultation jüdischer Mediziner beschränken müssen, wenn er etwas mehr Hilfe für Isabelle wollte, als die christlichen Bader bieten konnten. Seinem Ruf in der Ritterschaft hatte das geschadet - ihm und der hochgebildeten Isabelle aber so manche anregende Korrespondenz mit klugen Köpfen in aller Welt eröffnet. Mitunter hatte die Ablenkung durch den Briefwechsel mit Philosophen und Heilkundigen ihr mehr geholfen als jede Medizin.
    Nun stand ihnen also Salomon von Kronach ins Haus. Gerlin lächelte. Als Brautwerber würde er kaum kommen. Wenn sie sich recht erinnerte, war der Herr von Lauenstein vor nicht allzu langer Zeit verstorben. Und sein Sohn und Erbe war noch ein Kind.
    Gerlin hörte die Hufschläge der Pferde schon auf der Zugbrücke zur Burg, als sie zurück ins Haus eilte. Es wurde wirklich Zeit, sich umzuziehen, auch wenn es eher unwahrscheinlich war, dass ihr Vater sie zum Nachtmahl in die Halle beorderte. An Minnehöfen war es üblich, dass die Damen den Rittern bei den Mahlzeiten Gesellschaft leisteten, aber an diese Sitten konnte sich Peregrin von Falkenberg nicht gewöhnen. Ein tugendhaftes Mädchen hielt sich seiner Ansicht nach der Gesellschaft von zechenden Rittern fern. Er sah Gerlin am Abend auch ungern in den Wirtschaftshöfen. Jetzt lief sie allerdings rasch noch in den Weinkeller und schöpfte einen Krug des besten Roten, den die Burg zu bieten hatte. Sie wies den Mundschenk an, die Gäste mit einem Pokal davon willkommen zu heißen, und übergab ihm den Rest, um ihn am Tisch ihres Vaters auszuschenken. Gewöhnlich war sie sparsam mit diesem guten Tropfen, aber Meister Salomon war sicher kein starker Trinker. Dafür würde er Qualität zu schätzen wissen.
    Gerlin freute sich für ihren Vater auf den Abend in der anregenden Gesellschaft des Medikus. Peregrin war nicht so ungebildet wie viele andere Ritter. Als jüngeren Sohn hatten seine Eltern ihn eigentlich Gott weihen wollen, dann aber aus dem Kloster zurückbeordert, als seine beiden älteren Brüder kurz nacheinander starben. Die Gebete, so hatte Gerlin ihn einmal scherzen hören, habe er danach nie vermisst, wohl aber das Studium der theologischen und philosophischen Schriften.
    Inzwischen hatte man das Burgtor geöffnet, und vom Gang zu ihrer Kemenate aus erhaschte Gerlin einen kurzen Blick auf die Ankömmlinge. Der Mundschenk hatte sie im Burghof in Empfang genommen, und eben nahmen ihnen die Knechte die Pferde ab. Salomon von Kronach reiste mit einer Eskorte von vier Rittern, was ihn als wichtigen Mann auswies. Reich gekleidet war er nicht - die meisten Juden beschränkten sich zumindest in der Öffentlichkeit auf schlichte dunkle Kleidung, während die Ritter gern mit farbigen Roben prunkten. Allerdings war er weitaus jünger, als Gerlin gedacht hatte. Er war groß und hielt sich aufrecht, volles dunkles Haar umrahmte ein schmales Gesicht.
    Während die Männer dem Mundschenk jetzt in die Halle folgten, konnte Gerlin noch kurz ihre Pferde in Augenschein nehmen. Die Ritter hatten schwere Hengste mitgebracht, wie nicht anders zu erwarten war. Große, wohlgenährte Tiere - der Herr von Ornemünde hatte seine Leute standesgemäß ausgestattet. Der jüdische Medikus ritt ein Maultier, das allerdings vielen Pferden in Adel kaum nachstand. Eine milchweiße Stute, zweifellos ein Zelter. Sie mochte den Preis von zwei Streitrossen wert sein.
    Gerlin riss sich jetzt los und stieg hinauf in ihr Gemach - nicht ohne vorher noch kurz bei ihren Brüdern
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