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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman
Autoren: Ricarda Jordan
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»Doch wohl eher seinem Schützling oder Zögling oder Schüler! Was ist dieser Dietrich, dass er so um ihn besorgt ist?«
    »Der Sohn seines besten Freundes«, gab Peregrin schlicht zurück, »den er so sehr liebt, dass er nur das Beste für ihn will. So sehr, dass er sich sogar darum sorgt, ob du dieser Ehe nicht nur zustimmst, sondern es gern tust. Dietrich soll eine Gattin haben, die ihn liebt.«
    Gerlin warf den Kopf zurück. »Und warum sucht er ihm dann eine, die fast doppelt so alt ist wie er? Gibt es kein dreizehnjähriges liebliches Mägdelein, das umgehend in Liebe zu ihm entbrennt, wenn er denn nur halbwegs schön und freundlich ist?«
    Peregrin rieb sich die Stirn. »Gerlin, es geht um etwas mehr als eine Ehefrau ... Die Situation für Dietrich ist nicht ganz einfach, Herr Salomon war da ganz offen zu mir. Der Knabe ist der einzige Sohn des Lauensteiners - was dem wohl zeitlebens Sorge bereitete. Nachdem Dietrichs Mutter starb, hat er noch zweimal geheiratet - die erste dieser Frauen ist im Kindbett gestorben, Dietrichs Bruder hat sie nur um zwei Tage überlebt. In seiner Verzweiflung hat der Mann dann noch einmal gefreit, um Luitgart von Nürnberg, eine Frau in deinem Alter. Er nahm sie, kurz bevor er starb. Er hatte keine Gelegenheit mehr, sie zu schwängern. Diese Luitgart ist nun Regentin - bis Dietrich seine Schwertleite feiert. Und sie scheint nicht willens, den Rang der Hausfrau kampflos aufzugeben. Dazu legt wohl noch ein anderer Ornemünder die Hand auf das Erbe ... Dietrich wird es verlieren, wenn er seine Stellung nicht sehr bald festigt.«
    »Worunter ich zu verstehen habe, dass er nicht nur eine Frau nehmen, sondern sie auch umgehend schwängern muss?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    Gerlin setzte sich wieder, aber nicht wie ein Kind zu Füßen ihres Vaters auf den Schemel, sondern in einen der hohen Stühle am Feuer, das Peregrin hatte anzünden lassen. Gerlin meinte, die Wärme zu brauchen. Nach dem ersten Schrecken schien das Blut in ihren Adern zu stocken.
    Den Frühling freien ... das klang eher wie ewiger Winter.
    Peregrin sah seine Tochter nicht an, als er nickte. »Du wurdest an einem Minnehof erzogen.«
    Er sprach nicht weiter - und Gerlin verbot sich eine scharfe Erwiderung. Ihr Vater und Salomon von Kronach, dem man sicher keine mangelnde Weisheit unterstellen konnte, hatten Recht. Was Dietrich brauchte, war kein eingeschüchtertes, unwissendes Kind, das vielleicht gerade zum ersten oder zweiten Mal blutete. In diese Ehe ging nicht nur die Frau unberührt, auch Dietrich würde lernen müssen. Und obwohl es an Minnehöfen sehr viel züchtiger zuging, als man gemeinhin annahm, war Gerlin doch nicht verborgen geblieben, was zwischen Mann und Frau zu geschehen hatte, damit ein Kind entstand. Sie seufzte.
    »Du sagst, der Junge sei wohlerzogen und freundlich?«, fragte sie leise.
    Peregrin nickte. »Das sagte mir Herr Salomon. Er war voll des Lobes von dem Knaben. Der Junge sei auch verständig und klug - weit über sein Alter hinaus. Denk darüber nach, Gerlin, bitte! Und lass mich deine Entscheidung bald wissen!«
    Gerlin traf auf ihre Brüder, als sie die Räume ihres Vaters verließ. Sie mochten an der Tür gelauscht haben, aber Gerlin erkannte mit einem Blick, dass ihr Vater sogar die Katzenklappe sorglich verschlossen hatte. Sehr laut gesprochen hatten sie ebenfalls nicht, sicher war nichts herausgedrungen. Rüdiger und Wolfgang wirkten auch nicht ertappt, sondern plauderten eifrig miteinander. Nun aber stürzten sie sich auf Gerlin.
    »Du wirst ihn doch freien, nicht?«, fragte Rüdiger. »Auch wenn er natürlich ... also es ist schon ein bisschen seltsam, er ist ja nicht viel älter als ich. Aber denk dir, ich kann mit dir kommen, als Knappe auf die Burg Lauenstein! Ich werde zum Ritter geschlagen werden, zusammen mit diesem Dietrich. Und bald, Gerlin! Ich kann es kaum erwarten! Du sagst nicht Nein, oder? Das kannst du mir nicht antun!«

Kapitel 3
    G erlin von Falkenberg sagte nicht Nein. Sie weinte sich in dieser Nacht in den Schlaf und verabschiedete sich von allen minniglichen Träumen. Kein Held, kein wunderschöner Ritter in glänzender Rüstung für Gerlin - aber wenn sie es nüchtern betrachtete, war damit ja auch ohne das Angebot der Lauensteiner kaum zu rechnen gewesen.
    Im Grunde hatte es für Gerlin und ihre Freundinnen am Minnehof nur selten einen solchen Ritter gegeben. Die Mädchen tändelten mit den jungen Helden, tauschten vielleicht verstohlene
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