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Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Titel: Das Geheimnis der Mangrovenbucht
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Alternative.«
    Sie blickte um sich. Die Hütte bestand aus einem Raum. Darin gab es eine große, offene Feuerstelle, einen Tisch und zwei Stühle, einige Töpfe, Teller und Tassen, die ordentlich auf einem Regal standen, sowie ein schmales Bett, das in einer Ecke stand. Nicht unbedingt der Ort für inoffizielle Flitterwochen, überlegte sie etwas heiterer als zuvor, und auch nicht der Ort, an dem sich zwei Fremde aufhalten können, die sich vom ersten Augenblick an nicht leiden mochten.
    Sie sagte: »Ich gehe zum Bootshaus hinunter«, worauf er sie sofort unterbrach. »Unmöglich. Das ist kein Platz für eine Dame. Kein Gentleman würde dies je zulassen.« Der spöttische Ton, in dem er das Wort >Gentleman< und >Dame< aussprach, ließ das Blut in ihren Adern pochen; und noch bevor er sie daran hindern konnte, hatte sie sich umgedreht und ihm verächtlich über die Schulter zugerufen: »Bleiben Sie hier. Ein Gentleman bedarf des Komforts.« Schon war sie durch die halb geöffnete Tür verschwunden und schlug diese knallend zu. Dann holte sie draußen ihren zurückgelassenen Koffer.
    Sie hatte ihn eben aufgehoben und die daneben liegende Taschenlampe aufleuchten lassen, als sie einzusehen begann, daß sie sich wie eine Närrin benommen hatte. Zu dumm, daß sie ihn hatte merken lassen, wie nahe ihr das alles ging und daß sie ihn diese Runde hatte gewinnen lassen. Sicherlich war er ein ermüdender junger Mann, aber heute abend war sie einfach blödsinnig empfindlich und fühlte sich verletzt und erschlagen — weniger wegen der anstrengenden Ereignisse des Tages, als wegen der Szene von gestern abend. Aber trotzdem hatte sie sich äußerst kindisch und lächerlich benommen.
    Sie blickte zum Himmel auf. Der Mond schimmerte immer noch schwach hinter den Wolken durch. Es regnete nicht. Ihr war kalt, sie fühlte sich elend und hungrig. Es war schon lange her, daß sie hastig eine Tasse Tee und ein Sandwich hinuntergeschlungen hatte — zehn Minuten bevor der Bus kam. Sie sehnte sich nach einer Mahlzeit und einem heißen Getränk. Aber wozu darüber nachdenken, wenn man es doch nicht bekam. Sehr bequem würde es im Bootshaus vermutlich auch nicht sein. Sie hoffte nur, daß sie das Boot als Bett benützen konnte, und war froh, daß sie in ihrem Koffer eine Decke mitgenommen hatte.
    Sie rutschte den Weg hinunter, zitterte vor Kälte und Abscheu. Ihre nackten Füße waren eiskalt. Der Bootsschuppen lag ganz unten am Wasser; die Flut würde sicherlich eindringen. Angenehme Aussichten. Aber zu diesem Zeitpunkt würde sie hoffentlich schlafen. Sie müßte sich irgendwie im Boot zusammenrollen, um trocken und sicher zu bleiben.
    Sie versuchte die Tür zu öffnen, doch sie sperrte. Eine Angel war gebrochen. Sie zerrte fester, und es gelang ihr, sie so weit zu öffnen, daß sie sich und ihren Koffer durchzwängen konnte. Zögernd ließ sie die Taschenlampe über die rohen Bretterwände gleiten; dann stieß sie vor Angst und Ekel einen Schrei aus. Der Raum wimmelte vor Spinnen.
    Riesige Spinnennetze hingen von den Dachbalken herab und streiften beinahe über ihr Gesicht, als sie sich den Weg bahnte. Überall sah sie fette, schwarze Spinnenkörper mit haarigen Beinen, und sie war überzeugt davon, daß böswillige Augen sie verfolgten. Sie schüttelte sich heftig und mußte ihren ganzen Mut zusammennehmen, um weiterzugehen. Gegen Spinnen hatte sie seit eh und je eine fürchterliche Abneigung, und einen Augenblick lang dachte sie, >das kann ich nicht aushalten. Ich muß zurück und klein beigeben<, dann aber sofort, >zurückgehen, um vor diesem widerlichen Mann zu kriechen, der mir auf seine sarkastische Art verzeihen und mich wie ein ungezogenes Kind behandeln wird. Sei nicht feige. Spinnen tun schließlich nicht weh. Die werden sich in ihre Netze zurückziehen und haben viel größere Angst vor dir als du vor ihnen. Geh jetzt hinein, schau das Boot an, nimm die Decke heraus, und...<
    Doch in diesem Augenblick fiel mit einem dumpfen Aufprall eine Spinne in ihren Halsausschnitt. Sie schrie markerschütternd und wischte so heftig danach, daß sie sie halb zerdrückte, wobei ihre Handfläche klebrig und feucht wurde. In höchster Aufregung versuchte sie, ihr Taschentuch herauszuziehen, um das ekelhafte Zeug abzuwischen, aber sie fand es nicht. Dann sah sie vor ihren Füßen ein Bündel Stroh, das sie dankbar aufhob. Während sie kräftig ihre Hand abrieb, hielt sie die Taschenlampe unter dem Arm geklemmt. Als das flackernde Licht auf das
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