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Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Titel: Das Geheimnis der Mangrovenbucht
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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ich mich für
die Nacht zurückziehen, während Sie sich — entschuldigen Sie bitte diese
Bemerkung — Ihre äußerst schmutzigen Füße waschen.« Beide mußten lachen, als
sie sich den Schlamm besahen, der, in der Wärme des Kamins angetrocknet,
zwischen ihren Zehen klebte.
    »Wie unappetitlich. Ja, bitte
setzen Sie das Wasser auf und überlassen Sie mich dann meinen Pflichten; aber
gehen Sie nicht zu weit weg.«
    »Nur soweit es der Anstand
erfordert«, erklärte er ihr und kam erst zurück, als sie bereits ihren Koffer
ausgepackt, sich gewaschen und ihren Pyjama angezogen hatte. Sie saß bereits in
Davids Bett. Ihr kurzgeschnittenes Haar legte sich lockig um ihren Kopf. Ihr
Gesicht wirkte blaß und ernst.
    Er kam ohne jegliche Verwirrung
herein. Pauline sagte sich, daß sie eigentlich von diesem Mann angenommen
hätte, daß er daran gewöhnt sei, jede Nacht sein Zimmer und Bett mit einem
anderen weiblichen Wesen zu teilen. Das versuchte sie sich auch einzureden,
doch es fehlte ihr die notwendige Überzeugung. Anthony Irving mochte zwar
eingebildet und oberflächlich sein, aber zu dieser Art von Männern gehörte er
nicht.
    Nachdem sie zu diesem Beschluß gekommen war, hegte sie einen neuen spöttischen
Gedanken: Du bist doch ein guter Menschenkenner, oder? Das hast du schließlich
mit dem >verstorbenen< Lionel bewiesen. Dann kam es ihr plötzlich vor,
als ob Lionel einem vergangenen Leben angehörte. War es wirklich möglich, daß
sie erst gestern abend noch seinen Ring getragen
hatte? Dann blickte sie zur Feuerstelle hinüber, wo es sich Anthony gerade in
einem Liegestuhl bequem machte. Dieser Anblick wirkte auf sie irgendwie
tröstend und beruhigend.
    Laut sagte sie: »Eigentlich
gut, daß Sie jetzt hier sind. Ich war zunächst nicht sehr freundlich, oder?«
    »Ich war auch nicht gerade überschwenglich . Dieses schwebende Gesicht, das auf mich
herabblickte wie eine Eule, wirkte nicht besonders beruhigend.«
    Zu ihrer eigenen Überraschung
mußte sie lachen. »Sie glauben gar nicht, wie dumm ich mir dabei vorkam —
steckte einfach da drin und war unfähig, nur irgend etwas zu tun.« Doch sofort sagte sie, verärgert über ihre Frivolität: »Trotzdem ist
alles so schrecklich, und ich dürfte überhaupt nicht lachen.«
    Er erwiderte ihr auf seine
spöttische Art: »Bitte kein so damenhaftes Gehabe. Warum denn nicht lachen? Dem
Herrn im Bootshaus macht es bestimmt nichts mehr aus. Aber wie dem auch sei, am
besten ist, Sie schlafen jetzt.«
    »Schlafen?« wiederholte sie
höhnisch. »Was für ein gefühlloser Mensch Sie sind! Wie könnte nur jemand auf
den Gedanken kommen, zu schlafen — während so ein armes Wesen in der Nähe
liegt?«
    Daraufhin drehte sie sich um,
und zehn Minuten später atmete sie sanft und regelmäßig.
    Anthony Irving lächelte, als er
das Feuer leise wieder anfachte. Ein nettes, mutiges Mädchen, aber trotzdem
ziemlich anstrengend.
     
     

3. Kapitel
     
    Dieser Schlaf der Erschöpfung beschwor
jedoch unruhige und erschreckende Träume herauf. Sie fiel — und fiel — und fiel
über erschreckend hohe Felsklippen in das darunterliegende, schäumende Wasser.
Sie war halbwach, sehr erregt und gab einen schwachen Schrei von sich. Anthony
blickte zu ihr hinüber, aber schon hatte sie sich wieder umgedreht, irgend etwas Unverständliches gemurmelt und war wieder fest
eingeschlafen, um einige Stunden später aus einem entsetzlichen Alptraum zu
erwachen.
    Über ihr baumelte eine Spinne,
die den Kopf eines Mannes hatte; und dieser Kopf war grausam zerschlagen und
entstellt. Als Anthony ihren Schreckensschrei hörte, setzte er sofort seine
langen Beine in Bewegung und war gleich neben ihr. In diesem unbeobachteten
Augenblick wirkte sein Gesicht ernst und liebenswert.
    Sie hatte Mühe, sich
aufzusetzen. Ihr Haar hing ihr wild in die Stirn, und ihre Augen blickten
erschreckt. Sie stammelte unzusammenhängend: »Die Spinne. Groß und schwarz, und
— oh — dieser Kopf...«
    Er legte ihr die Hand auf die
Schulter und schüttelte sie ein wenig. »Wachen Sie auf, Pauline. Es ist alles
in Ordnung. Sie haben nur geträumt. Sie liegen in Davids Häuschen im Bett. Es
ist jetzt nach Mitternacht. Die Zeit vergeht. Morgen früh sieht alles besser
aus.«
    Sie erwiderte darauf nur voller
Schrecken: »Da oben. Über meinem Kopf. Was ist das?«
    Er nahm wieder seinen
gewohnten, zynischen Ton an. »Das bin nur ich. Nicht sehr höflich von Ihnen.
Als Sie in der Wand steckten, war ich liebenswürdiger.«
    Das
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