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Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Titel: Das Geheimnis der Mangrovenbucht
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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noch etwas anderes.«
    »Was anderes? Seien Sie doch
nicht so stolz und geheimnisvoll.«
    »Der geborene Detektiv. Also,
Doktor Watson, ich entdeckte über der Wasser-Markierungssäule Spuren, die zum
Bootshaus führten. Pferdehufspuren.«
    »Aber was sollen denn die damit
zu tun haben? Ein Pferd kann ihn schließlich nicht umgebracht haben.«
    »Eine tiefgründige Bemerkung,
eines Doktor Watson würdig. Nein, ein Pferd hat ihn nicht umgebracht, aber es
könnte ihn zum Schuppen getragen haben. Die Spuren führten durch die Bucht,
dann da hinauf — und wieder zurück. Es sieht aus, als ob das Pferd neben dem
Bootsschuppen gestanden hätte und dann weggeritten wäre. Natürlich alles nur
Vermutungen.«
    »Natürlich. Irgendein Pferd
könnte sich zum Beispiel hierher verirrt haben. Gibt es hier eine Weide?«
    »Nein. Nichts außer dieser
Hütte und einigen Felsen, über die nur eine Ziege klettern könnte. David sagte
mir, daß er sein Pferd nie herüberbringt; sein Pferd können wir also bereits
vergessen.«
    »Ganz gewiß. David wäre auch
nicht herübergeritten, wenn er hiergewesen wäre«,
sagte sie. Dann fiel ihr mit seltsamem Unbehagen ein, daß der alte Schiffer ihr
erzählt hatte, daß David an gerade diesem Wochenende hiergewesen war. Schnell fuhr sie fort: »Na, und wenn schon! Was beweist das schon?«
    »Der Polizei vielleicht
einiges. Auf jeden Fall werde ich es mir für sie aufsparen.«
    »Und wie wollen Sie das tun?«
    »Sehr einfach. Indem ich die
Spuren mit Säcken bedecke, für den Fall, daß es regnen sollte. Im Bootshaus
liegt ein ganzer Stapel Säcke. Das werde ich jetzt tun, während Sie sich
anziehen. Hören Sie also auf, zu diskutieren, und beeilen Sie sich. Die Polizei
wird ohnehin sagen, daß wir zu lange gewartet haben.«
    »Aber was hätten wir denn tun
können? Stockfinster und keine Flut, um das Kanu ins Wasser zu bringen — und
das andere Boot...« Hier hielt sie inne, als sie sich an den grauenhaften
Inhalt des anderen Bootes erinnerte.
    »Sehr richtig. Kein Grund, sich
über diesen Punkt den Kopf zu zerbrechen. Die Polizei ist normalerweise sehr
vernünftig und wird verstehen, daß wir einfach warten mußten. Aber nicht länger
als unbedingt erforderlich. Schade, daß Sie immer soviel quatschen müssen.« Mit diesen letzten boshaften Worten verließ er sie, damit
sie sich schnell anziehen konnte. Bei dieser Gelegenheit fand sie, daß er heute morgen weniger zynisch und langweilig war. Vielleicht
war er sogar ein recht nützlicher Mensch, wenn er die richtige Aufgabe vor sich
sah.
    Dann stellte sie fest, daß
diese Feststellung eigentlich nicht anständig von ihr war. Immerhin war er sehr
nett zu ihr gewesen, als sie aus diesem schrecklichen Alptraum erwachte.
Vielleicht kam ein Großteil seines unangenehmen Benehmens auch daher, daß er
erst den Schock über ihr Auftauchen verwinden mußte, und über ihre gemeinsam
verbrachte Nacht. Zumindest hatte er es zustande gebracht, daß ihnen beiden
diese Nacht als ziemlich normal und selbstverständlich erschienen war.
    Sie war schon fertig, als er
zurückkam. Er blickte zustimmend auf ihre fachmännisch aufgerollten Hosenbeine
— die, genauso wie seine, bis zu den Knien reichten. »Am besten ist, Sie geben
mir Ihre Schuhe«, sagte er, wobei sie entdeckte, daß er seine eigenen um den
Hals geschlungen trug. »Es ist ziemlich kalt draußen, und Sie wären vermutlich
nicht sehr erfreut, wenn einer der beiden in den Sumpf fiele. Wir brauchen
keine weiteren Temperamentsausbrüche mehr.«
    Bevor sie antworten konnte,
bahnte er ihnen den Weg hinunter zur Bucht. Pauline blieb einen Augenblick lang
stehen und blickte um sich. Die Sonne war aufgegangen, und der Himmel war
wolkenlos. Der Bootsschuppen lag in der Nähe einiger Felsen. Davor lag die schlammige
Ebene, in der sich Wasserrinnsale ihren Weg bahnten. Die Türe des Schuppens war
mit einer Kette und einem Schloß versperrt. Mehrere Säcke bildeten eine Spur,
die vom Schuppen zum Wasser führte und die zweifellos die Pferdehufmarkierungen
verdeckten. Bei dem Gedanken an die Last, die dieses Pferd unter Umständen
getragen hatte, schauderte Pauline und blickte in die andere Richtung — über
die Sumpfebene hinweg, bis zu dem auf der anderen Seite liegenden,
aufsteigenden Land.
    Die Weiden waren mit jungen
Pflanzen übersät, und sie konnte genau die eingezäunten sechs Morgen Land, die
David gehörten, erkennen. Ein Pferd graste ruhig zwischen einigen schwarzen
Kälbern, von denen Pauline annahm,
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