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Das Geheimnis der MacKenzies

Das Geheimnis der MacKenzies

Titel: Das Geheimnis der MacKenzies
Autoren: Linda Howard
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verloren.“
    Er hielt inne. „Er muss wohl die Leute vom Jugendamt angerufen haben. Oder vielleicht hat auch seine Frau es getan. Zwei Wochen später wurde ich in eine andere Familie gebracht. Diese zwei Wochen jedoch verbrachte ich im Keller, allein, ohne mit jemandem zu reden. Ich sprach mit niemandem mehr. Die anderen Pflegefamilien waren so weit okay, denke ich, aber ich ging auch kein Risiko ein. Ich tat genau das, was man mir sagte, verlor nie die Beherrschung, bekam nie Wutanfälle, redete nie. Dann, eines Tages, ich war acht, tauchte Dad auf. Er war entlassen worden und hatte nach mir gesucht. Ich weiß bis heute nicht, ob er die Berechtigung hatte, mich abzuholen, er tat es einfach. Er hat mich so fest an sich gedrückt, dass es wehtat, aber es war der beste Schmerz der Welt. Ich war in Sicherheit.“
    „Hast du es ihm gesagt?“ Es war das erste Mal, dass Caroline sprach, seit Joe mit seiner Erzählung begonnen hatte. Er war überrascht, wie hart ihre Stimme klang.
    „Nein. Ich habe es noch nie jemandem erzählt, bis jetzt. Wenn du meinen Vater kennen würdest, würdest du auch verstehen, warum ich ihm nichts davon gesagt habe. Er hätte diesen Mann aufgespürt und ihn mit bloßen Händen umgebracht. Und ich wollte meinen Vater nicht noch einmal verlieren.“
    Joe straffte die Schultern, um sich gegen das Mitleid zu wappnen, das er in ihren Augen sehen und nicht ertragen würde. Doch was er sah, als er sich umdrehte, war alles andere als das. Caroline stand dort, die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt, die blanke Wut ins Gesicht geschrieben. Wenn jener Mann ihr jetzt über den Weg laufen würde, Caroline Evans würde ihm höchstpersönlich an die Gurgel gehen. Sie war kein Halbblut, auch kein Komantschen-Krieger, doch ihr Wesen war ebenso wild und feurig. Ihre grünen Augen blitzten vor Empörung. Der Anblick verdutzte ihn so sehr, dass er zu lachen begann.
    „Wie kannst du auch noch lachen!“, donnerte sie los. „Wage es nicht! Ich werde diesen Widerling umbringen ...!“
    „Das brauchst du nicht mehr, Liebling.“ Er riss sie in seine Arme, nachdem sie seine zärtlichen Umarmungsversuche abgewehrt hatte. „Er ist tot. Er starb, zwei Jahre nachdem die Leute vom Jugendamt mich aus seinem Haus herausgeholt hatten. Nach meinem Abschluss an der Akademie stellte ich Nachforschungen an, nur so, rein aus Interesse. Nein, das ist Unsinn! Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wäre er noch am Leben gewesen.“
    Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und küsste sie. „Ich muss wohl härter im Nehmen gewesen sein als andere Kinder, er hat mir keinen dauerhaften Schaden zugefügt. Bis auf die Tatsache, dass ich ständig die Kontrolle behalten muss. Sexuell hat er mich nicht zerrüttet. Das Zusammenleben mit Dad war wahrscheinlich die beste Therapie. Dad ist immer sehr offen gewesen, für ihn ist Sex etwas völlig Natürliches. Und wir haben eine Pferderanch. Auf einer Ranch lernt man sehr viel über die grundlegenden Dinge des Lebens. Nach sechs Monaten mit Dad war ich wieder völlig in Ordnung. Auf seine Liebe konnte ich mich immer verlassen.“ „Nur dass du eben noch immer ein Kontrollfreak bist“, bemerkte sie trocken.
    Er musste erneut lachen. „Du kannst nicht die ganze Schuld auf diesen einen Vorfall schieben. Ich bin Kampfpilot. Mein Leben hängt zum großen Teil davon ab, dass ich die Kontrolle behalte. Das war Teil meiner Ausbildung und macht einen noch größeren Teil meiner Persönlichkeit aus.“
    Sie schmiegte sich an seine Brust. „Du magst ja deine Gründe haben, trotzdem muss es mir noch lange nicht gefallen.“
    „Nein, das hatte ich mir schon gedacht“, meinte er amüsiert. „Deshalb bringst du mich auch immer bis zur Weißglut, damit ich die Beherrschung verliere. Nun, Lady, ich kann dir sagen, du hast dein Ziel erreicht.“ Er wurde ernst. „Ich hätte dir wehtun können.“
    Sie sah aus wie eine Katze, die soeben einen ganzen Bottich mit Sahne leer geschleckt hatte, nicht nur ein bescheidenes Schälchen. „Es war wunderbar“, schnurrte sie. „Ich hatte keine Angst. Du kannst mich nicht verletzen, wenn du mich liebst. Verletzt werde ich nur sein, wenn du aufhörst, mich zu lieben.“
    Jetzt zog er sie enger in seine Arme. „Dann wirst du dein ganzes Leben unbeschadet verbringen können.“ Lange hielt Joe sie einfach nur, und er spürte, dass etwas in ihm sich lockerte, etwas, das eine sehr lange Zeit so angespannt gewesen war, dass er es nicht einmal bewusst
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