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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)
Autoren: Tereza Vanek
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eine wunderbare Idee«, rief sie und nippte nochmals
an dem Champagner.
         »Ich
habe immer wunderbare Ideen«, erwiderte Anton und legte seinen
Arm um ihre Taille, um sie näher an sich heranzuziehen. Viktoria
gab zufrieden nach. Sie hatten stets Gelegenheiten gefunden, für
ein paar Stunden der fürsorglichen Beobachtung von Verwandten
und Bediensteten zu entkommen, um miteinander allein zu sein. Nun, da
sie offiziell verlobt waren, gab es keinen Grund mehr, sich vor
heimlichen Beobachtern und deren bösen Zungen zu fürchten.
         »Ich
habe meiner Mutter gesagt, dass Sophie und ihr Bruder bei dem Ausritt
dabei sind«, flüsterte Viktoria Anton kichernd ins Ohr.
»Ich weiß nicht, ob sie mir geglaubt hat. Ich denke, sie
hat es schon aufgegeben, mich zu einem anständigen Fräulein
erziehen zu wollen.«
         Er
rückte ein Stück von ihr weg, um ihr mit staunend
hochgezogenen Brauen ins Gesicht zu sehen.
         »Tatsächlich?
Ich dachte, eben so ein Fräulein heirate ich.«
         Kurz
stockte Viktorias Atem und sie fühlte klamme Kälte in ihren
Knochen. Dann wurde sie von dem vertrauten, spöttischen Blitzen
in Antons Augen erlöst. Lachend schubste sie ihn an.
         »Nein,
mein Lieber. Du bist einer raffinierten Täuschung zum Opfer
gefallen. Du bekommst eine durch anrüchige Romane und Kunstwerke
verdorbene, hoffnungslos verzogene, exzentrische, stinkreiche Erbin.«
         Anton
stieß einen dramatischen Seufzer aus und schlug sich die Hände
vors Gesicht.
         »Oh
mein Gott, meine Mutter hatte tatsächlich recht. Ich muss mich
opfern, um meine Familie vor dem Ruin zu retten! Da mein armer
Großvater von der unheilbaren Krankheit der Spielsucht
heimgesucht wurde, werde ich unschuldiges Wesen einem verderbten,
lüsternen Weib in den Rachen geworfen.«
         Viktoria
brach in schallendes Gelächter aus. Gleichzeitig hämmerte
ihr Herz in einem Rausch des Glücks. Wie unglaublich gut Anton
selbst bei diesen albernen Späßen aussah!
         »Falls
du dich nicht überwinden kannst, mir deine Unschuld zu opfern,
verdienst du sicher gut auf der Bühne«, meinte sie mit
einem breiten Grinsen. »Du bringst alle nötigen
Voraussetzungen mit. Aber der Lebenswandel unter Schauspielern ist
verrufen. Es dürfte für dich auf jeden Fall schwer werden,
ein Unschuldslamm zu bleiben.«
         »Welch
ein Sündenpfuhl diese Welt doch ist! Wie soll sich ein junger,
mittelloser Adeliger gegen verderbliche Einflüsse wehren?«,
setzte Anton mit verzerrt hoher Stimme das Theaterstück fort.
Viktoria suchte gerade nach einer passenden Erwiderung, da wurde sie
plötzlich in seine Umarmung gerissen.
         »Ich
würde Ihnen sehr gern meine Unschuld opfern, Fräulein
Virchow«, flüsterte Antons Stimme in ihr Ohr, während
Küsse über ihren Hals glitten. »Aber ich fürchte,
sie wurde mir gutgläubigem Wesen bereits gewaltsam entrissen.«
         Viktoria
war überrascht, dass sie einen Hauch von Enttäuschung
empfand. Sie hatte bisher nur vage Andeutungen von dem
Unaussprechlichen gelesen, das sich in Schlafzimmern zwischen Mann
und Frau abspielte, denn trotz allem Gerede über ihre
unkonventionelle Erziehung hatte ihr Vater durchaus eine Auswahl bei
ihrer Lektüre getroffen. Sophie sprach ebenso wenig über
dieses geheimnisvolle Detail des Ehelebens wie Viktorias Mutter es je
getan hatte. Den Vater wollte sie trotz aller Vertrautheit, die
zwischen ihnen herrschte, nicht wirklich fragen. Dennoch flößte
die bevorstehende Hochzeitsnacht ihr keine Angst ein, denn Anton war
ihr Seelenfreund, ihr Verbündeter im Spotten über eine
engstirnige Welt. Aber es missfiel ihr ein wenig, nicht seine erste
Geliebte zu sein.
         Er
presste einen Kuss auf ihre Lippen und schob sie sanft auf das
frische Gras. Viktoria schlang ihre Arme um seinen Nacken, versank in
einer duftenden Wolke von Rasierwasser. Ein so charmanter,
anziehender Mann hatte natürlich Affären gehabt. Nur eine
naive Gans würde sich etwas anderes erhoffen.
         »War
es schlimm, als du deiner Unschuld beraubt wurdest?«, flüsterte
sie ihm spöttisch ins Ohr. Wieder zog er die Brauen hoch.
         »Entsetzlich.
Ich habe heute noch Albträume. Aber um dich nicht zu verlieren,
würde ich einen zweiten Versuch wagen.«
         Nun
streiften seine Hände über ihren Körper. Viktorias
Kopf begann sich zu drehen, als läge sie in einem Karussell. Sie
hatten sich bereist früher geküsst und berührt, doch
niemals
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