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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)
Autoren: Tereza Vanek
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für ihre boshaften Gedanken.
         »Und«,
kam es schließlich mit tonloser Stimme. »Kannst du es
jetzt nicht mehr erwarten, die zukünftige Baronin von
Scharpenberg zu werden und regelmäßig das Bett deines
Gemahls zu teilen?«
         Viktoria
stellte die Kaffeetasse ab. Sophie verstand es, ins Schwarze zu
treffen.
         »Ich
denke, es wird mit der Zeit angenehmer«, meinte sie nur. »Ich
liebe Anton. Er gefällt mir. Da ist es doch selbstverständlich,
dass wir … dass wir uns eben wie richtige Eheleute verhalten.«
         Sie
sah Sophie den Blick senken. Zum ersten Mal fragte Viktoria sich, wie
es wohl war mit dem Herrn Deggentoff. Ein vorquellender Bauch,
drahtige Schnurrbarthaare, die auf der nackten Haut kratzen mussten.
Konnte das breite, grundsolide Gesicht jemals so reizvoll verzückt
aussehen, wie sie selbst es bei Anton erlebt hatte?
         Vielleicht
taten Sophie und ihr ältlicher Gemahl es nicht miteinander.
Viktoria würde einem derart unansehnlichen Mann niemals
erlauben, sie zu berühren, selbst wenn sie drei Eheringe an
jedem Finger hätte.
         »Ich
will in jeder Hinsicht Antons Frau sein. Sein Vorleben ist mir egal,
denn all das geschah, bevor er mich kennenlernte«, erklärte
sie mit Nachdruck.
         Sophie
nickte leise seufzend.
         »Ja,
so hat er es dir sicher erklärt.«
         Viktoria
fuhr zusammen, als hätte eine unsichtbare Hand ihr eine Ohrfeige
versetzt.
         »Was
willst du damit sagen?«
         Kurz
blieb Sophie völlig still. Sie nagte in sehr undamenhafter Weise
an ihrer Unterlippe. Dann fuhr ein Ruck durch ihren Körper und
sie richtete sich auf.
         »Ach
was, ich will gar nichts damit sagen. Warum solltest du nicht weiter
Glück im Leben haben, so wie bisher? Einen Mann heiraten, der
dir gefällt und mit dem du glücklich bist?«, meinte
sie mit einem Hauch von echter Zuneigung in der Stimme, die in
Viktoria Erinnerungen an ihre frühere Verbundenheit weckte. Da
war sie endlich wieder, ihre gute Freundin Sophie, ehrlich und
gerecht. Sie beugte sich vor, wagte aber immer noch keine Umarmung.
Stattdessen streifte sie nur leicht über Sophies Hand, die auf
der Tischdecke lag.
         »Es
tut mir so leid, dass deine Eltern dich in diese Ehe gezwungen haben,
in der du kein Glück finden kannst«, sagte sie und ihr
wurde bewusst, dass sie diese Worte schon viel früher hätte
aussprechen müssen. Seit sie Anton kennengelernt hatte, war ihr
ganzes Leben nur noch von ihm ausgefüllt gewesen. Sie hatte
Sophie nicht den nötigen Beistand gezeigt, nach keiner
Möglichkeit gesucht, ihr zu helfen. Machte das Glück alle
Menschen so selbstsüchtig?
         »Wenn
du willst, kannst du bei uns einziehen, sobald ich verheiratet bin«,
redete Viktoria weiter, ohne groß nachzudenken. »Die
Villa der von Scharpenbergs ist groß genug, um auch dich zu
beherbergen. Dein Mann wird keinen Skandal riskieren, indem er dich
gewaltsam zurückholt. Und falls er es doch versucht, sehe ich
mich nach einem guten Anwalt um, der dir hilft.«
         Ein
zaghaftes Lächeln huschte über Sophies Gesicht. Viktoria
vermochte nicht einzuschätzen, ob es von Freude zeugte oder
einfach nur von bitterem Spott.
         »Die
Baronin von Scharpenberg, deine zukünftige Schwiegermutter, wird
ihr Heim sicher nicht in ein Asyl für entlaufene Ehefrauen
verwandeln wollen«, meinte sie nur. Viktoria schlug
entschlossen mit der Hand auf die Tischkante. In ihrem Kopf tauchte
das missbilligende Gesicht ihrer Mutter auf. So benahm eine Dame sich
nicht. Sie schüttelte die Ermahnung ab.
         »Ich
bin der Grund, warum sie ihr schönes Heim überhaupt
behalten können«, sagte Viktoria mit stolz erhobenem Kinn.
»Als bürgerliche Tochter eines reichen Reedereibesitzers
rette ich das uralte Adelsgeschlecht vor dem Ruin. Anton wird sich
von mir erweichen lassen und seine Mutter gibt auch nach, das werde
ich schon irgendwie durchsetzen.«
         Als
diese Worte ausgesprochen waren, ließ sie schnell ein Kichern
folgen, denn ihr wurde bewusst, wie arrogant sie geklungen hatte.
Sophie lächelte nochmals, diesmal auf die alte,
freundschaftliche Weise.
         »Im
Augenblick geht es mit meinem Mann, obwohl wir einander nicht lieben.
Nicht jeder Mensch kann sich seine Träume erfüllen, und als
entlaufene Ehefrau hätte ich keine Zukunft.«, meinte sie
gelassen. »Aber sag einmal, Vicki, wie geht es deinem Vater
eigentlich?«
         Viktoria
riss staunend die
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