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Das Geheimnis der Diva

Das Geheimnis der Diva

Titel: Das Geheimnis der Diva
Autoren: Astrid Vollenbruch
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änderte das Stück plötzlich seinen Charakter. ›Seraphina‹ malte mit viel Hingabe ein unsichtbares Pentagramm auf die Bühne. Dann warf sie den Kopf zurück und lachte dämonisch. »So, Reginald, nun ist es aus mit dir! Höllische Mächte, ich rufe euch an! Gebt mir ein Zeichen eurer Gunst!«
    Nichts passierte.
    Miss Caroline runzelte die Stirn und schaute sich irritiert um. »Hallo? Höllische Mächte! Gebt mir ein Zeichen eurer Gunst! Steven! Wo bleibt der Qualm?«
    Noch immer geschah nichts. Jemand redete im Hintergrund, aber die drei ??? konnten nicht verstehen, was er sagte.
    Wütend drehte sich Miss Caroline um und marschierte hinter die Bühne. Eine Sekunde später gab es einen lauten Krach, Miss Caroline kreischte auf, und sämtliche Lichter gingen schlagartig aus.

Das Phantom des Theaters
    Sofort waren die drei ??? auf den Beinen. In der völligen Finsternis tasteten sie sich durch den Mittelgang nach vorne und folgten dabei Miss Carolines andauerndem Kreischen und den aufgeregten Stimmen der Schauspieler. Justus stolperte über eine Tasche, fing sich aber gerade noch und stieß sich gleich darauf das Schienbein an einer Treppenstufe. Vorsichtig kletterte er hinauf. Peter und Bob folgten ihm.
    Als sie gerade mitten auf der Bühne standen und sich weiter zu orientieren versuchten, gingen sämtliche Scheinwerfer wieder an. Sie blieben stehen. Von hier aus konnten sie hinter die Bühne schauen. Dort stand Sandy mit der Hand an einem Schaltpult; offenbar hatte sie die Lampen angeschaltet. Vor ihr stand Miss Caroline und schluchzte hysterisch. Sid, der Schauspieler des ›Reginald‹, legte ihr den Arm um die Schultern, aber sie schüttelte ihn ab. Die anderen vier Schauspieler, zwei Männer und zwei Frauen, starrten die drei Jungen auf der Bühne entgeistert an. »Was zum Teufel –?«, rief der jüngere Mann, den sie bereits als ›Ernest‹ erlebt hatten. »Wer seid ihr denn? Wo kommt ihr her?«
    »Wir sind –«, begann Justus, aber Sids tiefe, laute Stimme schnitt ihm das Wort ab. »Also gut, Caroline, reiß dich um Himmels willen zusammen und sag, was los war!«
    Sie schluchzte weiter und zeigte mit zitternder Hand auf eine Stelle neben dem Schaltpult. »Da war ein – da war – ein Mann!«
    Eine der Schauspielerinnen, eine jüngere Blondine, kicherte unwillkürlich. Sid stieß ein Knurren aus, und sie verstummte hastig. »Caroline, so etwas kommt vor. Das bringt dich normalerweise nicht so aus der Fassung.«
    Sie fuhr herum und sah plötzlich genauso böse und aggressiv aus wie kurz vorher als ›Seraphina‹. »Mach dich nicht über mich lustig, Sid Webber! Der Kerl trug einen schwarzen Umhang und eine scheußliche Maske mit endlos langen gebleckten Zähnen! Und er ist direkt auf mich zugesprungen!«
    »Ein Kerl mit Maske?«, wiederholte Sid ungläubig. »Caroline, deine Phantasie in allen Ehren, aber –«
    Wutentbrannt funkelte sie ihn an. »Willst du sagen, ich hätte mir das bloß eingebildet? Und vielleicht auch, dass das Licht gar nicht ausgegangen ist? Glaubst du vielleicht, ich hätte das selber gemacht? Steven muss ihn doch auch gesehen haben, er arbeitet ja schließlich am Schaltpult! Steven! Wo sind Sie?«
    Alle schauten sich um, aber der junge Mann im Arbeiteranzug war nirgends zu sehen. Stattdessen entdeckte Sid die drei ??? auf der Bühne. »Wer seid ihr? Hat man denn nirgends seine Ruhe?«
    Justus trat vor. »Mein Name ist Justus Jonas. Das sind meine Freunde Peter Shaw und Bob Andrews. Wir haben im Zuschauerraum gesessen und uns die Probe angesehen. Der Hausmeister hat uns hereingelassen … ich glaube, Brown oder Berg war sein Name.«
    »Wie bitte?«, sagte Sid irritiert. »Nein, der Hausmeister heißt Dellcourt. Seid ihr von der Presse?«
    »Nein wir kommen wegen eines Schulprojektes, das wir –«
    »Ist mir egal«, unterbrach Sid ihn barsch. »Jedenfalls könnt ihr jetzt wieder gehen, die Probe ist beendet. Ich glaube nicht, dass einer von uns heute noch Lust zum Weiterspielen hat.« Die anderen schüttelten einmütig die Köpfe.
    Justus ging ein paar Schritte zur Seite, bis er direkt neben Sandys Souffleurstuhl stand. Von dort aus hatte er den ganzen rückwärtigen Raum im Blick. »Ist es nicht seltsam, dass dies schon der zweite merkwürdige Vorfall innerhalb weniger Tage ist?«
    »Der zweite?«, fragte ›Ernest‹ rasch. »Was meinst du damit?«
    »Mein Onkel betreibt ein Gebrauchtwarencenter«, erklärte Justus. »Vor drei Tagen erhielt er den Anruf eines Mr Pritchard,
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