Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
Vom Netzwerk:
hinauf.
    »Ich komme jetzt hoch!«, rief er. »Und dann gehe ich gleich durch zu Henrys Zimmer.«
    »Tu das nicht!« Das war Anastasia.
    »Warum nicht? Ist Henry nicht da?«
    »Nein, ist er nicht!« Das war Penelopes Stimme.
    »Anastasia?«
    »Ja?«
    »Ist eure Mutter irgendwo?«
    »Sie ist auch hier oben.«
    »Alles okay bei euch?«
    Anastasia antwortete nicht. Und Penelope auch nicht. Dann schrie plötzlich eine von ihnen.
    Zeke schoss die Treppe hinauf nach oben.

    Penelope und Anastasia hockten neben ihren Eltern auf dem Boden. Dottys Atem ging rasselnd. Frank atmete leicht, aber auf dem Teppich neben ihm bildete sich ein See aus Blut. An der Tür rüttelte und donnerte es wieder.
    »Ihr seid recht jung, um zu wissen, wie man eine Tür so gut schließt. Hat sie jemand für euch geschlossen?«
    Anastasia schlich zur Tür und legte ihr Auge an das kleine Loch. Sie blickte hindurch und sah direkt in die Augen der schwarzen Katze. Die Frau hielt sie an die Tür. Sie lachte. Dann begann sie zu husten, und es schien ganz so, als könne sie gar nicht mehr aufhören. Schließlich hörte sie aber doch wieder auf. Und danach sprach sie weiter.
    »Ich kenne euer Blut, aber es ist nicht stark genug für diese Art von Magie. Ich habe eure Schwester getroffen und sie war schwach. Ist sie bei dem Jungen Henry?«
    Anastasia öffnete den Mund und wollte antworten, aber Penelope kniff sie und legte den Finger auf ihre Lippen.
    »Ihr müsst mir nicht antworten«, sagte die Hexe. Ihre Stimme klang barsch. Alle Lieblichkeit war daraus verschwunden. »Henrys Blut ist stärker. Eine Winzigkeit seines Lebens hat mir so viel gegeben.«
    Die Tür wackelte erneut und der Putz an der Wand bekam Risse.

    »Und ich kenne eure Mutter. Ich habe sie kennengelernt, bevor sie alt und fett wurde. In euren Adern fließt ihr schwaches Blut. Francis war kühner. Wir werden sehen, ob sie aufwacht oder ob der Schlaf sie behält. Ich erinnere mich an euren Großvater, auch wenn er nun an die Erde gekettet ist. Ich habe sogar für kurze Zeit den Großvater eurer Mutter gekannt. Es ist lange her, dass eure Familie die Ruhe meiner Mutter in der kühlen Dunkelheit gestört hat; aber es ist und bleibt eure Familie.
    Ich dachte, der Weg sei verschollen, aber dann wurde ich gestört. Wo ist der Junge Henry, der auf mich eingestochen hat? Ich rieche ihn nicht.« Sie schwieg plötzlich. Unten konnten die Mädchen das Telefon klingeln hören.
    Anastasia legte wieder ihr Auge an das Loch. Sie sah, wie die Frau sich bückte und die Katze auf den Boden setzte. Das Tier machte einen Buckel und lief die Treppe hinab.
    »Sie weiß nicht, was ein Telefon ist«, flüsterte Anastasia Penelope zu. »Und jetzt hat sie die Katze nach unten geschickt, um es herauszufinden.«
    Dann hustete die Frau und Anastasia sah ihr Gesicht.
    Sie besaß keine Augen. Dort, wo ihre Augen hätten sein sollen, hatte sie entzündete Wunden, die sich rot von ihrer weißen Haut abhoben. Um die Wunden
herum waren tiefe Kratzspuren von Nägeln zu sehen. Ihr Kopf war so gut wie kahl geschoren, doch ihre Haarstoppel waren schwarz.
    Anastasia hörte, wie die Haustür geöffnet wurde und die Fliegengittertür zufiel. Jemand rief.
    »Das ist Zeke«, flüsterte Penelope. »Er darf auf keinen Fall heraufkommen. Sie hext ihm sonst etwas an.«
    »Penny«, sagte Anastasia. »Sie hat keine Augen. Also muss sie blind sein. Ist das der Grund, warum sie uns riechen kann?«
    »Bleib unten!«, schrie Penelope. Dann saßen die beiden da und lauschten. Sie konnten hören, wie Zeke nach ihrer Mutter rief.
    »Er hat dich nicht gehört.«
    »Komm nicht!«, schrie Penelope. »Herauf!«, setzte sie hinzu. Sie lauschten beide.
    »Das Telefon hat aufgehört zu klingeln«, stellte Anastasia fest. »Meinst du, er hat abgenommen?«
    »Zeke geht doch nicht bei fremden Leuten ans Telefon. Ich hoffe, er verschwindet wieder.«
    »Penny, meinst du, sie hat gelogen, als sie gesagt hat, dass Mom vielleicht nicht mehr aufwacht?«
    Die Mädchen sahen zu Dotty, die auf dem Rücken lag und langsam und schwer atmete. Blake saß auf ihrem Bauch.
    »Ich glaube, Mom wird sich wieder erholen. Nur bei
Dad bin ich mir nicht sicher … Er verliert so viel Blut, auch aus dem Mund - und ich weiß nicht, was wir machen sollen.«
    Dann hörten sie wieder Zeke. Irgendwo fauchte die Katze. Blake ging zur Tür und Anastasia stand auf und drückte ihr Ohr daran. Doch schnell zuckte sie zurück.
    »Die Tür ist ganz heiß«, flüsterte sie und bückte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher