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Das Fremde Mädchen

Das Fremde Mädchen

Titel: Das Fremde Mädchen
Autoren: Ellis Peters
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Ihr, wo es liegt?«
    »Am Ostrand der Grafschaft, Vater. Es ist etwa fünfundzwanzig Meilen von Shrewsbury entfernt.«
    »Der Herr war damals im Heiligen Land und kennt möglicherweise nicht den wahren Grund für den Tod seiner Tochter, wenn seine Frau solche Furcht vor ihm hatte. Viele Jahre sind vergangen, aber wenn er noch lebt, dann darf dieser Besuch nicht stattfinden. Es wäre schlimm, wenn Bruder Haluin seine eigene Seele rettete, indem er die Herrin von Hales in neue Sorgen und Gefahren stürzt. Auch wenn sie gefehlt hat, sie hat dafür gelitten.«
    »Soweit ich weiß, Vater«, gab Cadfael zurück, »sind beide schon einige Jahre tot. Als ich einmal für Abt Heribert nach Lichfield mußte, habe ich die Gegend gesehen, aber von einem Haus der de Clarys hörte ich nichts.«
    »Hugh Beringar wird es wissen«, sagte der Abt zuversichtlich. »Er kennt die Adelshäuser der Grafschaft in-und auswendig. Wir können ihn fragen, wenn er aus Winchester zurückgekehrt ist. Es besteht kein Grund zur Eile. Selbst wenn Haluin seine Buße tun muß, er ist noch nicht dazu in der Lage.
    Er kann sein Bett noch nicht verlassen.«

3. Kapitel
    Hugh kam vier Tage nach Epiphanias mit seiner Eskorte zurück. Der größte Teil des Schnees war inzwischen verschwunden. Der Himmel war grau, die Tage kurz und düster, in manchen Nächten gab es noch Frost, so daß der Schnee nur langsam taute und keine Überschwemmungen verursachte. Nach so schweren Schneefällen wären bei wärmerem Wetter gewaltige Wassermassen den Fluß heruntergekommen, der Severn hätte den Meole-Bach gestaut und die unteren Felder überflutet, auch wenn die Enklave selbst hoch genug lag und geschützt war. In diesem Jahr blieben sie jedoch verschont.
    Nachdem Hugh in seinem Haus an der St. Mary's Church die Stiefel abgestreift und den Mantel abgelegt hatte, worauf ihm seine Frau die Pelzschuhe brachte und sein Sohn sich an seinen Schwertgurt klammerte und darauf bestand, daß sein neuer, frisch bemalter Holzritter gebührend bewundert werde, konnte Hugh von einer für die Jahreszeit vergleichsweise angenehmen Reise berichten und erklären, daß sein Bemühen um das Wohlergehen der Grafschaft bei Hofe wohlwollend zur Kenntnis genommen worden war.
    »Ich bezweifle allerdings, ob dieser weihnachtliche Waffenstillstand lange halten wird«, sagte er später zu Cadfael, nachdem er den Abt über alle Neuigkeiten aus Winchester unterrichtet hatte. »Den Fehlschlag von Oxford hat er tapfer geschluckt, aber ob Winter oder nicht, er wird auf Rache sinnen und nicht lange stillhalten. Er will Wareham zurückbekommen, aber der Ort ist gut gerüstet und stark bemannt, und Stephen hatte noch nie die Geduld für eine langwierige Belagerung.
    Vielleicht greift er auch eine Festung weiter im Westen an, um den Krieg in Roberts Land zu tragen. Man kann nicht voraussagen, was er als nächstes versuchen wird. Aber mich oder meine Männer hier im Süden will er nicht einberufen, denn er hat zuviel Angst vor dem Grafen von Chester, um mich lange von meiner Grafschaft fernzuhalten. Gott sei Dank, denn ich bin da einer Meinung mit ihm«, sagte Hugh munter. »Und wie ist es Euch ergangen? Ich habe zu meinem Kummer gehört, daß Euer bester Zeichner gestürzt ist und fast gestorben wäre. Der Vater Abt erzählte es mir. Ich war an jenem Tag wohl erst einige Stunden fort, als es geschah. Ist es wahr, daß er sich rasch erholt?«
    »Besser als wir je erwartet hätten«, sagte Cadfael, »und am allerwenigsten er selbst, denn er war schon bereit, seine Seele für den Tod zu erleichtern. Aber er ist aus den Schatten herausgetreten, und in ein oder zwei Tagen wird er sogar sein Bett verlassen können. Seine Füße sind für immer verkrüppelt, die Schieferplatten haben sie zerfetzt. Bruder Luke schneidet ihm schon Krücken zurecht«, berichtete Cadfael. Dann kam er unvermittelt auf sein Anliegen zu sprechen. »Was wißt Ihr über die de Clarys, die das Anwesen in Hales besitzen? Einer von ihnen ging vor fast zwanzig Jahren auf eine Kreuzfahrt. Ich kannte ihn nicht selbst, weil es nach meiner Zeit im Osten war.
    Lebt er noch?«
    »Bertrand de Clary«, erwiderte Hugh sofort und blickte seinen Freund voller Interesse an. »Was ist mit ihm? Er ist lange tot, vor zehn oder mehr Jahren gestorben. Seine Söhne haben sein Erbe angetreten. Ich hatte bisher noch nichts mit ihnen zu tun. Hales ist ihr einziges Anwesen in dieser Grafschaft, ihr Hauptsitz und der größte Teil ihrer Ländereien liegen in
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