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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale
Autoren: Hannes Nygaard
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hat
Goethe im wohl bedeutendsten Werk deutscher Sprache dargestellt. Und das klappt
heute noch.«
    »Das war das Motiv
für all die Verbrechen?«
    Er lachte bitter
auf. »Das war faszinierend. Aber nicht der Kern.«
    »Was denn? Geld?«
    »Dann hätte ich mich
schon lange zurückziehen können. Nein. Es war der Reiz, zu manipulieren, Macht
auszuüben, Herr über Leben und Tod zu sein, wenn du so willst. Wie war das mit
manchem Feldherrn, manchem Diktator? Warum hat Hitler zuerst die Juden, dann
sein eigenes Volk und schließlich ganz Europa ins Unglück gestürzt?«
    Frauke schüttelte
angewidert den Kopf.
    »Sie müssen krank
sein.« Bewusst hatte sie das distanzierende Sie gewählt. Sie konnte diesen Mann
nicht duzen. »Ein gesunder Geist kann sich so etwas nicht ausdenken.«
    »Das wirst du nie
verstehen, weil deine Empfindungen nicht so weit reichen.« Er tippte sich auf
die Brust. »Hier drinnen, da fehlt dir etwas.« Dann führte er den Zeigefinger
an die Schläfe. »Dafür hast du hier mehr, als ich es je für möglich gehalten
hätte. Ich habe das Spiel –«
    »Spiel?!« Frauke
unterbrach ihn. Jetzt keimte Wut in ihr auf. Der Tod so vieler Menschen war für
sie kein Spiel.
    Der Mann zögerte.
Fraukes Regung hatte ihn beeindruckt. Er suchte nach Worten, die vorsichtiger
klangen. »Ich habe die geistige Auseinandersetzung als größte Herausforderung
meines Lebens angesehen. Ich gestehe, es genossen zu haben, Katz und Maus zu
spielen.« Die Hand auf Fraukes Unterarm übte einen leichten Druck aus.
»Verzeih, wenn ich wieder diese Vokabel ›spielen‹ verwende. Es ist wie beim
Schachspielen. Es macht keinen Spaß, stets zu siegen. Man sucht immer größere
Gegner, möchte an bedeutenderen Turnieren teilnehmen, strebt Meisterehren an.
Das klappt nicht, wenn man sich nur mit Gelegenheitsspielern misst. Ich habe
mich vergeblich nach adäquaten Kontrahenten umgesehen. Gratulation. In dir habe
ich meinen Meister gefunden. Zunächst hatte ich es nicht für möglich gehalten.
Es war immer ein eigenartiges Kribbeln, wenn wir uns begegnet sind, aber ich
hatte immer den Eindruck, dass ich auf dem
Pilotensessel saß, auch wenn ihr bemerkenswerte Erfolge erzielt habt. Wäre ich
ein General, würde ich anerkennen müssen, dass mir ganze Bataillone verloren
gegangen sind, dass wir erhebliche Geländeverluste erlitten haben.« Er fasste
sich ans Herz, als müsse er etwas bekunden. »Das wäre der Zeitpunkt gewesen, an
dem ich hätte aufhören und mich zurückziehen müssen.«
    »Das ging nicht«,
erwiderte Frauke und ließ für einen Moment ihren Blick in die Ferne schweifen,
als sie daran dachte, dass auch einen Verbrecher Sentimentalität erfassen kann.
»Wie sagten Sie? Die Liebe hat Ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht?«
    Er nickte ernsthaft.
»Daran ist die Organisation zerbrochen.«
    Frauke warf einen
Blick auf die Galerie. Der Zwischenfall mit dem Bodyguard war unspektakulär
abgelaufen. Niemand im Einkaufszentrum registrierte, dass sich die Beamten des
Mobilen Einsatzkommandos und Fraukes Mitarbeiter unauffällig im Foyer verteilt
hatten. Madsack stand hinter dem kleinen Wasserbecken. Ein Stück entfernt saßen
Putensenf und Schwarczer. Frauke schien es, als würde der Kriminalhauptmeister
unentwegt auf den jungen Kommissar einreden.
    »Bevor wir näher auf
das Thema Liebe eingehen, das Ihnen zum Verhängnis geworden ist, würde mich
interessieren, welche Bedeutung Stupinowitsch und Don Mateo in der Organisation
hatten.«
    »Ich werde zu beiden
eine Aussage machen«, sagte der Mann. »Don Mateo hatte gute Verbindungen nach
Italien. Er war ein idealer Stellvertreter. Ein loyaler und zuverlässiger
Partner. Aufrecht. Er war schon lange im Geschäft, wie du es formulieren
würdest. Für die Expansion habe ich nach weiteren Teilhabern Ausschau gehalten.
So ist Igor Stupinowitsch dazugestoßen. Er verfügte über Verbindungen und die
nötige Skrupellosigkeit. Aber beide hatten nicht das Potenzial, die ganze
Organisation zu leiten.«
    »Sie haben Sie als
Paten akzeptiert?«
    Er schüttelte den
Kopf. »Mir ging es um das Ziehen an den Fäden. Ich habe es genossen, wenn die
Marionetten tanzten. Stupinowitsch war eine der Figuren. Nein. Mich kannten nur
zwei.«
    »Don Mateo und Bernd
Richter?«, riet Frauke.
    Er nickte. Wieder
einmal verspürte sie den verstärkten Druck auf ihrem Unterarm.
    »Und Vittorio
Gasparone?«
    Er winkte ab. »Der
war Geschäftsführer. Ein durchsetzungsstarker Kaufmann, aber mit viel
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