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Das Fest der Köpfe

Das Fest der Köpfe

Titel: Das Fest der Köpfe
Autoren: Jason Dark
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streckte ihr die Hand entgegen.
    Kate überlegte noch, ob sie einschlagen sollte. »Versprechen kann man viel.«
    »Ich halte meine Versprechen auch.«
    Sie schlug ein, hielt meine Hand fest. Ihr Blick war ernst. »Ich wünsche Ihnen wirklich, John, daß Sie wieder hier vor mir sitzen und wir zusammen einen Whisky trinken können.«
    »Und ein Bier.«
    »Klar.«
    Damit war die Sache geregelt. Ich erkundigte mich, was ich zu zahlen hatte, beglich die Rechnung und griff nach meiner Jacke, die neben mir auf einem anderen Hocker lag. Dann schaute ich auf die Uhr. »Nun ja, es wird dunkel sein, wenn ich in Kimberly eintreffe. Kann ich da auch übernachten?«
    »Ja - Bed & Breakfast.«
    »Das ist in Ordnung.« Ich rutschte vom Hocker, lächelte Kate zu und sagte: »Bis bald, Frau Wirtin.«
    »Hoffentlich.«
    Ich ging auf die Tür zu. Wie an der Schnur gezogen, drehten die Gäste ihre Köpfe und schauten mir nach. Keiner sprach ein Wort. Ob sie zugehört hatten, wußte ich nicht.
    Draußen empfing mich die Dämmerung. Der Himmel entließ eine blaugraue Dunkelheit, die sich als großer Schatten ausbreitete und alles überdeckte.
    Die Umrisse verschwammen, sie tauchten einfach ein in die Landschaft. Lichter schickten ihren gelben Schein in das Düster. Autos rollten vorbei und ihren Lichtfingern nach. Der Rover parkte neben einem kleinen Lieferwagen.
    Ich stieg ein und setzte zurück. Bevor ich auf die normale Straße fuhr, schaute ich noch auf der Karte nach.
    Ich bewegte mich zwischen Kilkenny und Waterford auf der N 9. Nach ungefähr drei Meilen mußte ich links ab in die Wildnis, in ein bergiges Gelände, das unter dem Deckmantel der Einsamkeit lag und von der Welt vergessen worden war.
    Ich für meinen Teil war gespannt, ob die Wirtin mit ihren Befürchtungen recht behalten würde…
    ***
    Ich fuhr durch die Hügel und in den Abend hinein.
    Längst hielt mich die Einsamkeit umschlungen. Menschen, Orte und Lichter schienen meilenweit entfernt zu sein. Es gab nur die Dunkelheit und die starren Schatten der Landschaft, durch die sich Straßen wie graue Bänder zogen.
    Ein Sender brachte irische Folklore. Ich schaltete nicht ab, hörte ihr gern zu, denn sie paßte einfach in die Landschaft und auch zu meiner Stimmung.
    Die Müdigkeit war verschwunden. Ich fühlte mich wieder fit, auch mein Hirn arbeitete auf Hochtouren, wobei ich natürlich über die Unterhaltung mit der Wirtin Kate nachdachte. Sie war sehr interessant gewesen, denn im Gegensatz zu vielen anderen Menschen glaubte ich daran, daß an diesem Samhain-Fest durchaus etwas dran war. Ich fragte mich auch, weshalb die Bewohner von Kimberly es ausgerechnet mitten im Jahr feierten und nicht am letzten Tag des Jahres?
    Dafür gab es bestimmt einen Grund.
    Schnell konnte ich nicht fahren. Die Straße war ziemlich schmal, zudem kurvig, führte manchmal dicht an steilen Abhängen entlang und war kaum gesichert. Ab und zu, meistens innerhalb einer Kurve, schützten Steinwälle an gefährlichen Rändern.
    Die Schatten der Hügel wirkten auf mich fremd, weich und trotzdem bedrohlich. Je weiter ich fuhr, um so mehr überkam mich der Eindruck, einem Tunnel entgegenzurollen, der nur darauf wartete, mich zu verschlucken. Ein sinnbildlicher Tunnel, mein Schicksal eben, nicht mit der Realität zu vergleichen.
    Das breite Glitzern eines Bandes hatte ich schon einige Male bemerkt. Es begleitete mich an der rechten Seite, strömte dahin, tanzte, sprudelte und schäumte.
    Es war einer der namenlose Flüsse, die das Land durchströmten. Mit Wasser war die grüne Insel reichlieh gesegnet. Auf der Karte hatte ich gesehen, daß ich kurz vor Kimberly irgendwann den Fluß überqueren mußte. Noch war es nicht soweit. Da begleitete das Wasser meinen Weg parallel.
    Tote, die sich an den Lebenden wärmen wollten, weil es in ihren Gräbern zu kalt war. Köpfe, von innen ausgehöhlt und mit brennenden Kerzen bestückt, würden überall stehen oder durch die Straßen getragen werden. Das roch nach Halloween im März.
    Zwischen den Köpfen und den lebenden Toten mußte es einen Zusammenhang geben. Nicht grundlos hatte man mich hergeschickt. Ich erinnerte mich auch daran, wie mir Sir James mir geraten hatte, den Fall nur nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
    Wo würden die Toten herkommen?
    Von einem Friedhof sicherlich, denn dort befanden sich ihre Gräber. Da konnten sie sich dann von unten her durch die Erde an die Oberfläche wühlen.
    Eine schlimme Sache, denn ich erinnerte mich noch an
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