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Das Fest der Köpfe

Das Fest der Köpfe

Titel: Das Fest der Köpfe
Autoren: Jason Dark
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Angst?
    Er wußte es nicht. Komisch war es schon. Eigentlich hätte der Großvater schon auf ihn warten müssen, denn er liebte es, das Essen pünktlich einzunehmen.
    Es gab nicht nur den einen Raum. Ein kleiner Anbau, der sich wie ein dickes Geschwür an die Laube preßte, war ebenfalls noch vorhanden. Für ihn hatte der Großvater eine Tür gefunden.
    Matt hob die Schultern und ging auf das rechteckige Stück Holz zu, das immer schief in den Angeln hing. Die Tür hatte eine schwarze Klinke. Matt drückte sie nach unten.
    Das Ding schleifte, es hakte sich fest, fast wäre es ihm entgegengefallen. »Scheiß Tür…«
    Eine Sekunde später erstarben ihm die Worte auf den Lippen. Da hatte er einen Blick in den kleinen Raum geworfen. Er schaute direkt in das Gesicht seines Großvaters.
    Der alte Mann hockte auf dem Boden. Der Kopf war ein wenig nach links gesunken. Die Haut sah so künstlich und wächsern aus. Ebenso wie die beiden Augen.
    Matt spürte die Panik, die in ihm aufstieg. Er hoffte, daß sie ihn wegtragen würde, einfach irgendwohin, aber sie tat es nicht. Er blieb stehen und starrte in das starre, kantige Gesicht. Die wenigen weißen Haare verteilten sich unordentlich auf dem Kopf. Wie Spinnweben, durch die jemand gekämmt hatte, ohne sie in eine Reihe legen zu können. Etwas würgte in ihm hoch. Sein Gefühl sagte nein, der Verstand sprach vom Gegenteil.
    Tot! Er ist tot!
    Wie Schreie klangen die beiden Begriffe in seinem Innern nach. Zum erstenmal sah er einen Toten aus der Nähe.
    Dann drehte er sich um. Matt merkte gar nicht, was er tat. Er verließ die Hütte, er ging weiter, er weinte, sein Magen brannte, und das Feuer stieg hoch in seine Kehle.
    Irgendwo im Garten mußte ersieh übergeben, was er kaum mitbekam. Er vergaß auch sein Rad und rannte schreiend auf Kimberly zu…
    ***
    Samhain — das Fest, an dem die Toten zurückkehren, um sich an den Lebenden zu wärmen…
    So beschrieb es die alte keltische Überlieferung, und damit hatte ich mein Problem, das ich lösen sollte.
    Ein neuer Fall, ein Fall, der mich nach Irland geführt hatte, der mich tiefer in das Land hineinbringen sollte, an einen bestimmten Ort mit dem Namen Kimberly. Zum Fest der Köpfe!
    Ich schüttelte den Kopf, als ich daran dachte. Dann schaute ich in den Rauch der Zigarette und gegen das leere Glas neben mir.
    »Noch einen Schluck, Mister?«
    »Ja, gern.«
    Die dralle Maid hinter dem Tresen füllte das Glas mit einer gelben Limonade.
    Ich nickte ihr zu, ohne sie zu bemerken. Es war ein Fall, der mir überhaupt nicht gefiel. Auch Sir James hatte mich nur ungern aus London weggehen lassen. Ich fuhr praktisch einem Gerücht nach, dem Fest der Köpfe, der loten, die es in der Kälte ihrer Gräber nicht aushalten konnten. Sie wollten in die Betten der Lebenden, sich an den warmen Körpern wärmen.
    Irrsinn…
    Natürlich wußte ich, daß es Zombies gab. Oft genug hatte ich mit diesen Wesen meine Schwierigkeiten gehabt, aber Samhain, das war für mich so weit weg, so keltisch, versickert in grauer Vorzeit. Ich trank die Limo. Sie war kalt und milderte das Kratzen in meiner Kehle.
    Eigentlich hätte ich hier gar nicht sitzen dürfen, denn mein Zcitlimit war überschritten. Ich hatte einfach nicht weiterfahrern können, die Pause mußte ich haben. Ich wollte sie auf eine halbe Stunde begrenzen, und die doppelte Zeit war vergangen.
    Dabei wußte ich nicht einmal genau, wo ich saß. In irgendeinem Pub am Rande der Straße. Ich war müde gewesen und hatte anhalten müssen. Ein Pub, in dem kaum Betrieb herrschte, der auch im Innern düster war, wo die Decke von alten, dunklen Balken gehalten wurde und der Boden mit Sägemehl bestreut worden war.
    Hinter der Theke stand die Wirtin. Drall, großbusig, mit Haaren auf dem Kopf, die so kurz wie Streichhölzer geschnitten waren. An der blauen Jeansbluse standen die beiden obersten Knöpfe offen. Etwas darunter spannte sich der Stoff.
    Im Hintergrund saßen vier Männer zusammen und unterhielten sich. Einmal hatte einer von ihnen ein altes irisches Lied gesungen. Eine wehmütige Melodie, verwoben mit einem Text, der von einer besseren Welt nach dem Tod erzählte.
    Es war nicht viel los in dieser einsamen Gaststätte, in die sich ein Fremder höchstens verirrte.
    Ich sah das Gesicht der Frau vor mir. Es war rund mit aufgeplusterten Wangen. Die Augenbrauen zeigten dieselbe blonde Farbe wie das Kurzhaar. Neugierde leuchtete in den Pupillen, als sie sagte: »Sie sehen aus wie einer, der Sorgen
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