Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das falsche Urteil - Roman

Das falsche Urteil - Roman

Titel: Das falsche Urteil - Roman
Autoren: H kan Nesser
Vom Netzwerk:
kann die Finger nicht davon lassen. Und ich kann mir auch nicht die Augen zuhalten.«
    »Was ist denn los mit diesem Mörder?«
    »Dass er los ist, eben.«
    »Weißt du, wer er ist?«
    Van Veeteren nickte.
    »Und ihr habt keine Beweise?«
    »Nix.«
    Mahler ließ sich zurücksinken und steckte sich eine Zigarette an. »Aber das kann doch nicht das erste Mal sein?«
    »Sonst kann ich sie immer austricksen.«
    Mahler prustete los.
    »Austricksen! Ja, vielen Dank. Und warum sollte das diesmal nicht klappen?«
    Wieder seufzte Van Veeteren.
    »Weißt du, wer Leopold Verhaven war?«
    Mahler wurde ernst.
    »Verhaven? Ja, sicher, notorischer Frauenmörder ... ist der nicht selber auch ermordet worden oder so? Ich hab das vor nicht allzu langer Zeit in der Zeitung gelesen ...««
    »Er war unschuldig«, sagte Van Veeteren.
    »Verhaven unschuldig?«
    »Ja.«
    »Aber er hat doch ... ja, ich weiß nicht, wie lange er gesessen hat.«
    »Vierundzwanzig Jahre«, sagte Van Veeteren.
    »So verdammt lange hat er gesessen, und du behauptest, er sei unschuldig?«
    Van Veeteren nickte.
    »Unschuldig gewesen. Er ist tot, wie du gesagt hast. Und
der richtige Mörder ist nicht der Einzige, der einen Strich unter die Sache ziehen will, wenn du verstehst ...«
    Mahler schwieg eine Weile.
    »Eiwei«, sagte er dann. Er zog an seiner Zigarette und ließ Asche über seinen Bart rieseln. »Ich glaube, ich verstehe. Die großen Elefanten?«
    Der Kommissar zuckte mit den Schultern.
    »Die sind vielleicht nicht das Schlimmste, aber wir können einfach keinen Prozess in die Wege leiten, ohne trockene Füße zu haben. Sehr trockene.«
    »Aber könnt ihr denn keine Beweise heranziehen? Ist das sonst nicht so? Dass ihr wisst, wer er war, und euch dann alle Mühe gebt, um Beweise zu finden ... danach, meine ich? Ich hatte das für die normale Vorgehensweise gehalten.«
    »Sicher, das stimmt schon«, sagte Van Veeteren. »Aber in diesem Fall ist es so ungefähr hoffnungslos. Der erste Teil ist verjährt und kann nicht wieder aufgerollt werden. Beim zweiten wären ungeheure Beweismengen oder sein Geständnis vonnöten. Und davon sind wir noch meilenweit entfernt.«
    »Und der Mord an Verhaven? Das war also derselbe Mörder ?«
    »Höchstderselbe. Nein, auch dort gibt es keine Indizienbeweise. Wir wissen nicht, wann er gestorben ist. Nicht wie. Nicht wo.«
    Wieder zuckte er mit den Schultern.
    »Tja, so ungefähr sieht die Lage aus.«
    »Und trotzdem weißt du, wer der Mörder ist?«, fragte Mahler und hob zweifelnd seine buschigen Augenbrauen.
    »Ganz genau«, sagte Van Veeteren.
    Mahler drehte das Brett um und stellte die Figuren für eine neue Partie auf.
    »Und woher weißt du, dass du ihn nicht zu einem Geständnis bringen kannst? Du kannst doch nicht leugnen, dass ihr im Notfall auch zu Daumenschrauben greift?«

    Van Veeteren nahm sich noch eine Zigarette.
    »Ich beschatte ihn seit zwei Tagen«, sagte er. »Nicht unsichtbar natürlich, sondern ganz offen. Damit es ihm auffallen musste. Das bringt alle anderen aus der Fassung, ihn aber nicht. Er scheint das eher komisch zu finden. Nickt mir ab und zu freundlich zu. Lacht sich eins ins Fäustchen. Er scheint verdammt genau zu wissen, dass wir nichts haben, was ihm gefährlich werden könnte. Ich habe ihn natürlich noch nicht zur Rede gestellt, aber es würde mich doch sehr überraschen, wenn er dabei seine Maske ablegen würde. Und wenn, dann braucht er sie vor Gericht nur wieder aufzusetzen, und dann stehen wir da wie Pik sieben ...«
    »Hm«, sagte Mahler. »Und was hast du nun vor? Das klingt ja gewaltig kompliziert, ich muss schon sagen.«
    Van Veeteren schwieg, aber Mahler gab sich nicht geschlagen.
    »Na?«
    »Ich habe ihm ein Ultimatum gestellt«, sagte schließlich der Kommissar. »Willst du noch ein Bier?«
    »Natürlich. Was für ein Ultimatum?«
    Van Veeteren stand auf, ging zum Tresen und kehrte nach einer Weile mit zwei schäumenden Krügen zurück.
    »Was für ein Ultimatum?«, fragte Mahler, nachdem sie angestoßen hatten.
    »Ich habe ihm einfach eine Möglichkeit offen gelassen. Um wie ein Ehrenmann seinen Hut zu nehmen.«
    »Du meinst ...«
    »Ja. Selbstmord zu begehen.«
    Mahler sah plötzlich fast belustigt aus.
    »Und wenn er nun kein Ehrenmann ist? Darauf scheint doch einiges hinzuweisen.«
    »Dann lege ich meine Karten auf den Tisch. Er hat eine Tochter und zwei Enkelkinder. Wenn er weiter mit den Schultern zuckt, werde ich ihr erzählen, dass ihr Vater drei Morde auf dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher