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Das falsche Urteil - Roman

Das falsche Urteil - Roman

Titel: Das falsche Urteil - Roman
Autoren: H kan Nesser
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dachte nach.
    »Aber Fingerabdrücke kriegt man nicht weg, indem man Füße abhackt«, sagte er.
    »Stimmt«, sagte Rooth. »Aber vielleicht hat er das nur gemacht, um uns zu verwirren. Und weißt du, was das bedeuten würde?«
    Münster dachte noch zwei Sekunden nach.
    »Sicher«, sagte er. »Wir haben die Fingerabdrücke. Er ist vorbestraft.«
    »Tüchtiger Polizist«, lobte Rooth. »Ja, irgendwo in unserem Archiv haben wir seine Fingerabdrücke, darauf würde ich Gift nehmen. Weißt du übrigens, wie viele wir haben?«
    »Dreihunderttausend, glaube ich«, sagte Münster.
    »Ganz schön viel, ja. Na ja, wir können ihn da ja doch nicht finden, aber immerhin haben wir etwas. Wir sehen uns morgen.«
    »Davon gehe ich aus«, sagte Münster und legte auf.
     
    »Was macht ihr denn gerade?«, fragte Synn, als sie das Licht ausgeknipst hatten und er den linken Arm um sie legte.
    »Tja«, sagte Münster. »Nichts Besonderes. Wir suchen nur einen alten Knastbruder, der letztes Jahr verschwunden ist. Er ist zwischen fünfundfünfzig und sechzig und hat nur einen Hoden.«
    »Interessant«, sagte Synn. »Und wie wollt ihr ihn finden?«
    »Das haben wir schon«, sagte Münster. »Er ist tot, wollte ich sagen.«
    »Ach«, sagte Synn. »Alles klar. Nimm mich doch ein wenig fester in den Arm, ja?«

8
    Ausnahmsweise siegte Münster in allen drei Sätzen, aber zweifellos war es das ausgeglichenste Spiel, das sie seit mehreren Jahren hingelegt hatten. 15-10, 15-13, 15-12 hätten die Zahlen gelautet, wenn jemand sich die Mühe gemacht hätte, sie zu verkünden, und der Kommissar hatte lange in Führung gelegen, sowohl im zweiten als auch im dritten Satz. Im letzten sogar mit 12-8.
    »Wenn ich nicht diesen Scheißserve geliefert hätte, hättest du Prügel bezogen«, erklärte er, als sie zum Umkleideraum zurückstapften. »Das solltest du dir klar vor Augen halten.«
    »Ungewöhnlich gutes Spiel«, kommentierte Münster. »Der Kommissar war offenbar in guter Form.«
    »Guter Form«, schnaubte Van Veeteren. »Das sind nur die letzten Zuckungen. Morgen lege ich mich auf den Operationstisch, wenn ich dich daran erinnern darf.«
    »Was du nicht sagst«, sagte Münster, als sei nicht die ganze Wache über den Stand der Dinge informiert. »Wann ist es denn soweit?«
    »Ich gehe heute Abend hin. Der Eingriff findet morgen Vormittag statt. Ja ja, den Weg müssen wir alle gehen.«
    »Ich habe einen Onkel, der einmal Darmkrebs hatte«, sagte Münster. »Er ist zweimal operiert worden. Und es geht ihm ausgezeichnet.«
    »Wie alt ist er?«
    »Siebzig, glaube ich«, sagte Münster.
    Der Kommissar murmelte etwas vor sich hin und ließ sich auf die Bank sinken.
    »Nach dem Duschen trinken wir bei Adenaar einen«, erklärte er. »Ich will hören, wie weit ihr seid.«
    »Na gut«, sagte Münster. »Ich muss nur vorher schnell Synn anrufen.«
    »Mach das«, sagte Van Veeteren. »Und bestell ihr einen schönen Gruß.«

    Er glaubt sicher, dass er das nicht überlebt, dachte Münster und wusste plötzlich, dass der Kommissar ihm Leid tat. Und das passierte zweifellos zum ersten Mal und kam ziemlich überraschend. Er drehte sich zur Dusche und ließ das heiße Wasser das plötzlich entstandene Lächeln wegspülen.
     
    Doch bei Adenaar hatte der Kommissar sein altes Ich wiedergefunden. Er beklagte sich wütend über das Wasser im Bier und ließ sich zweimal ein neues Glas bringen. Schickte Münster Zigaretten kaufen. Aschte in die Blumenvase.
    »Ihr kommt nicht weiter, oder?«
    Münster seufzte. Er trank einen tiefen Schluck und machte sich an einen Lagebericht.
    Nein, er musste einfach zugeben, dass Van Veeteren absolut richtig lag mit seiner Vermutung. Der unidentifizierte Leichnam aus dem Wald war so unidentifiziert wie eh und je. Zwei Wochen waren vergangen und sie traten noch immer auf der Stelle.
    Nicht, dass ihr gemeinsamer Arbeitseinsatz zu wünschen übrig ließe, es fehlte nur eben das Ergebnis. Wiederholt war die Öffentlichkeit zur Mitarbeit aufgefordert worden, in Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen. Im ganzen Land war über den Fall berichtet worden, aber natürlich hatte das Interesse der Medien nach der ersten Woche nachgelassen. Alle Vermisstenmeldungen im ganzen Land (Männer zwischen vierzig und siebzig, für den Fall, dass Meusse sich gegen alle Erwartungen doch geirrt haben könnte) waren überprüft worden, und noch keiner war in Frage gekommen, und sei es nur wegen der Hodensache. Rooth hatte bei allerlei Krankenhäusern angerufen
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