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Das falsche Urteil - Roman

Das falsche Urteil - Roman

Titel: Das falsche Urteil - Roman
Autoren: H kan Nesser
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Münster. »Ja, damit kommen wir natürlich gleich viel weiter.«
    Darin hatte keine absichtliche Ironie gelegen, aber er merkte sofort, dass er den kleinen Gerichtsmediziner verletzt hatte. Er versuchte ablenkend zu husten und hob sein Glas, aber das half natürlich nicht weiter.
    »Was den Teppich angeht«, sagte Meusse kurz, »da müsst ihr morgen mit Van Impre reden. Ich glaube, ich muss euch jetzt verlassen. Morgen früh werdet ihr auf euren auf Glanz polierten Tischen selbstverständlich einen schriftlichen Bericht vorfinden.«
    Er leerte sein Glas und erhob sich.
    »Danke«, sagte Rooth.
    »Bis dann, die Herren«, sagte Meusse. »Und wenn ihr in den nächsten Tagen keinen weiteren alten Torso anschleppt, ist euch unsere Dankbarkeit gewiss.«

    In der Tür blieb er noch einmal stehen.
    »Aber wenn ihr über die restlichen Teile von diesem hier stolpert, dann setzen wir ihn natürlich gern zusammen. Immer zu Diensten.«
    Münster und Rooth blieben noch einige Minuten sitzen und leerten ihre Gläser.
    »Warum hat er nur einen Hoden?«, fragte Rooth.
    »Weiß nicht«, erwiderte Münster. »Aber einer ist im Grunde ja genug. Wahrscheinlich hatte er sich den anderen verletzt. Musste ihn wegnehmen lassen oder so.«
    »Kann denn kein Tier ihn gefressen haben? Im Graben, meine ich.«
    Münster zuckte mit den Schultern.
    »Frag mich nicht. Aber wenn Meusse meint, dass er schon vorher gefehlt hat, dann hat er sicher Recht.«
    Rooth nickte.
    »Verdammt gute Spur«, sagte er.
    »Ja«, sagte Münster. »Steht sicher in allen Melderegistern. Aufgepasst, der Mann hat nur eine Nuss. Glaubst du noch immer, dass wir das in einer Woche schaffen werden?«
    »Nein«, sagte Rooth. »Aber vielleicht in einem Jahr. Gehen wir?«
     
    Auf der Rückfahrt zur Wache sagten sie nicht viel. Sie konnten aber immerhin feststellen, dass der Dritte auf der Liste der möglichen Kandidaten, Piit Choulenz aus dem Hagmerlaan, wohl doch zu jung war, um in Frage zu kommen.
    Denn der Liste zufolge war er noch keine fünfzig, und obwohl Meusse betont hatte, dass es sich nur um Annahmen handelte, wussten Rooth und Münster, dass er sich nur selten irrte. Nicht einmal bei einer puren Spekulation.
    Doch sowohl Claus Menhevern als auch Pierre Kohler konnten es sein. Und da lag es doch auf der Hand, dass jeder sich einen vornahm. Sie brauchten das nicht einmal laut zu sagen.

    »Welchen willst du?«, fragte Rooth.
    Münster schaute sich die Namen an.
    »Pierre Kohler«, sagte er. »War wohl besser, das noch heute Abend zu erledigen.«
    Rooth schaute auf die Uhr.
    »Aber klar«, sagte er. »Es ist erst sieben. Vor neun darf ein anständiger Bulle nicht nach Hause kommen.«

6
    Als er ankam, wurden gerade die Busse beladen.
    »Guten Abend, Kommissar«, sagte Inspektor le Houde. »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«
    Van Veeteren schüttelte den Kopf.
    »Ich wollte mich nur mal kurz umsehen. Hört ihr mit der Suche auf?«
    »Ja«, sagte le Houde. »Ist uns befohlen worden. Und ich glaube auch, dass es jetzt reicht. Auf große Ergebnisse können wir wohl nicht hoffen.«
    »Habt ihr überhaupt irgendwas gefunden?«
    Le Houde lachte auf. Zog ein Taschentuch hervor und wischte sich die Stirn.
    »Und wie«, erklärte er und zeigte auf einige schwarze Plastiksäcke in einem Einsatzwagen, dessen Hintertüren offen standen. »Sechs von der Sorte. Wir haben absolut alles eingesackt, was in einem Wald nichts zu suchen hat ... auf einer Fläche von zwanzig Fußballplätzen, so ungefähr. Wird sicher lustig, das alles durchzusehen.«
    »Hm«, sagte Van Veeteren.
    »Und danach können wir dann der Stadtreinigung von Behren eine Rechnung schicken. Schließlich ist das deren Job.«
    »Ja, gute Idee«, sagte Van Veeteren. »Nein, jetzt geh ich mal eine Runde rekognoszieren.«

    »Viel Glück, Kommissar«, sagte le Houde und schloss die Autotüren. »Wir lassen von uns hören.«
     
    Van Veeteren folgte dem Weg. Hier war der Kindergarten unterwegs gewesen, wenn er das richtig verstanden hatte. Ein toller Weg war das übrigens nicht, oft nur einen halben Meter breit, voller Wurzeln, spitzer Steine und anderer Unebenheiten ... nein, die Lokalpolizei hatte sicher Recht: Der Mörder war aus einer anderen Richtung gekommen. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte er seinen Wagen auf dem Reitweg auf der anderen Seite des kleinen Hügelkamms abgestellt, der sich quer durch die ganze Waldpartie hinzog – und danach hatte er seine Last fünfzig bis sechzig Meter in den Wald hineingetragen
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