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Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Titel: Das ewige Lied - Fantasy-Roman
Autoren: Tanja Bruske
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zu öde“, sie warf einen Blick auf die Truhe, „… und da..?“ Sie zögerte noch für einen Augenblick, schloss dann jedoch energisch die Vorhänge und drehte sich um. Sie öffnete ihren Kleiderschrank und ließ ihren Blick über die nicht geringe Anzahl von Gewändern schweifen, die sich darin befanden. Alle waren einfach geschnitten, aber sauber, ordentlich und modisch genug für eine junge Kaufmannstochter, die das Haus ihres Vaters repräsentieren musste. Suchend glitt Jayels Blick über die bunten Stoffe, ehe sie die Gewänder erblickte, die sie in den vergangenen sieben Jahren am häufigsten getragen hatte. Noch war es das schlichte Braun einer Akolythin, doch schon bald…
    Jayel schob den Gedanken beiseite. Es hatte eine Zeit gegeben, da war sie vollkommen versessen darauf gewesen, das leuchtende Blaugrün, das nur einer ausgebildeten Bardin zustand, tragen zu dürfen. Doch je näher ihre Abschlussprüfung rückte, umso unsicherer wurde sie.
    Jayel schüttelte den Kopf. Der heutige Tag blieb ihr, ehe sie zurückkehren musste, und diesen Tag wollte sie ausgiebig genießen. Entschlossen griff sie nach einem dunkelroten Stadtkleid und begann, sich anzuziehen.
    „Es wird aber auch Zeit, dass du dich blicken lässt, junge Dame!“ sagte Tria, als sie die Schritte ihrer Tochter auf der Treppe hörte. Sie stand am Herd und überwachte mit prüfenden Blicken ihre Köchin, die gerade Brot buk. Ihre Worte mochten tadelnd klingen, doch der strahlende Blick und das Lächeln, das sie Jayel schenkte, bewiesen, dass sie es nicht so meinte. Jayel lächelte zurück. Ihre Mutter verhätschelte sie immer, wenn sie in der studienfreien Zeit ins Elternhaus zurückkehrte. Deswegen konnte sie sich auch kleine Sünden ihr gegenüber erlauben. Jayels Bruder Grat hingegen blickte sie mürrisch an: „Warum musst du immer so trödeln? Deinetwegen werde ich zu spät ins Kontor kommen!“ Jayel riss überrascht die Augen auf. „Meinetwegen?“, rief sie. „Aber warum denn?“
    Grat schnaufte: „Na, weil ich dich Küken doch auf den Markt begleiten muss.“
    „Musst du nicht!“, stellte Jayel richtig und verdrehte die Augen. „Ich bin sehr gut fähig, alleine auf den Markt zu gehen. Du wirst es kaum glauben, aber ich bin mit meinen achtzehn Sommern doch tatsächlich schon ein paar Mal auf dem Markt gewesen, ohne einen Aufpasser dabei zu haben. Also lass dich nicht aufhalten und geh ruhig ins Kontor!“
    Bei den letzten Worten hatte Jayel bereits Grats Hut und Mantel gepackt und ihm beides in die Hand gedrückt.
    Grat protestierte: „Aber Jayel, du bist schließlich kein kleines Kind mehr. Wenn dir nun etwas passiert…“
    „Wir sind hier in Uhlenburg, vergiss das nicht! Hier passiert nie etwas“, erinnerte ihn Jayel und schob ihn behutsam Richtung Ausgangstür. „Im Übrigen gehe ich auch in Farseth alleine auf den Markt, und bisher wurde ich weder entführt noch ermordet.“
    „Natürlich, die feine Dame muss wieder mal darauf herumreiten, dass Sie die Hauptstadt wie ihre Westentasche kennt“, spottete Grat und arbeitete sich wieder einige Zentimeter von der Tür weg. Während dieses Wortgefechtes bemerkten weder Grat noch Jayel die amüsierten Blicke, die Tria und Tilde hinter ihrem Rücken austauschten. Schließlich fiel Grats Blick auf die Hausherrin: „Nun sag doch auch mal etwas, Mutter!“
    „Was soll ich denn sagen?“, gab Tria lachend zur Antwort. „Jayel hat schon recht, sie war ja wirklich schon hundert Mal alleine auf dem Markt. Ich denke, dass du und dein Vater euch wieder zu viele Sorgen macht!“
    „Aber Mutter..!“
    „Da siehst du es“, fiel Jayel ihrem älteren Bruder ins Wort und begann erneut, ihn zur Tür zu schieben. „Sogar Mutter ist auf meiner Seite. Geh jetzt ins Kontor und sag Vater einen schönen Gruß.“
    „Aber Vater hat gesagt, ich soll blaue Tinte mitbringen!“
    „Ich besorge sie und bringe sie euch auf dem Rückweg vorbei!“ Rums, die Tür war zu. Schnaufend drehte sich Jayel um und ließ sich auf den Küchenstuhl fallen, den zuvor Grat belegt hatte.
    „Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen?“, beschwerte sie sich bei der Welt im Allgemeinen und bei ihrer Mutter im Besonderen. Tria hatte sich mittlerweile wieder dem Brotteig zugewandt und testete kritisch dessen Konsistenz.
    „Du weißt doch, wie er ist“, gab sie etwas zerstreut zurück und wies die Köchin an, noch etwas Mehl hinzuzufügen. Dann drehte sie sich zu Jayel um: „Er macht sich eben Sorgen, genau
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