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Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Titel: Das ewige Lied - Fantasy-Roman
Autoren: Tanja Bruske
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jüngerer Bruder Daphnus hier war der Meinung, er müsse mein Pferd mit einem seiner albernen kleinen Zauberkunststückchen erschrecken. Das arme Tier scheute und stieg, es hätte euch beinahe erwischt. Ich konnte es jedoch noch unter Kontrolle halten. Daphnus hingegen geriet so in Schrecken, dass er taumelte und gegen euch prallte. Ich bin zutiefst betrübt über den Verlust eurer Tinte…“
    Die Menge ringsum begann zu lachen, und Jayel lief rot an. Die Sache war ihr überaus peinlich, aber immerhin war es nicht ihre Schuld gewesen, sondern die dieses … Zauberlehrlings Daphnus. Wütend blinzelte Jayel den Magier an, der sich während der Rede seines Bruders mühsam erhoben hatte.
    „Wenn ich dazu auch etwas sagen dürfte…“, begann Daphnus, doch Jayel ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Ich glaube, dass Ihr gar nichts zu sagen braucht“, sagte sie mit so viel Würde, wie sie in dieser Situation aufbringen konnte. „Wenn Ihr ein Ehrenmann seid, werdet Ihr meinem Vater die Tinte ersetzen und mir das verdorbene Kleid. Ich werde mich jetzt zurückziehen, denn eine Dame ist an Schrecken solcher Art schließlich nicht gewöhnt. Das Handelskontor meines Vaters befindet sich dort drüben, mein Herr, und ich erwarte eine baldige Begleichung der Rechnung!“
    Mit diesen Worten nickte Jayel Daphnus und seinem arroganten Bruder zu, ergriff den Korb mit den Waren, den ihr hilfsbereite Bürger gereicht hatten, raffte ihre Röcke und schritt rasch in Richtung ihres Elternhauses davon.
    Als Jayel das Haus ihrer Familie erreichte, war ihr Zorn gewichen und hatte der Verzagtheit Platz gemacht. Was sollte sie nur ihrem Vater erzählen? Er würde mit Sicherheit niemals glauben, dass es nicht ihre Schuld gewesen war. Und die Blamage vor der ganzen Stadt. In Uhlenburg war es nur eine Frage von Stunden, bis wirklich jeder die Geschichte kannte.
    Jayel hielt an dem Janos-Altar an, um sich zu sammeln. Plötzlich musste sie, ohne es zu wollen, grinsen. Dieser Daphnus mit seinem tintenverschmierten Gesicht hatte doch zu komisch ausgesehen. Geschah ihm nur recht, für die nächsten Wochen mit einem blauen Gesicht gesegnet zu sein. Immerhin hatte er ihr diese Schwierigkeiten eingebrockt. Jayel wurde wieder ernst. Wahrscheinlich konnte sie froh sein, dass die Sache relativ glimpflich ausgegangen war. Hätten die Scherben ihn verletzt oder wäre die Flasche an einer anderen Stelle aufgetroffen … das Mädchen schüttelte sich und nahm sich zusammen. „Ich werde jetzt ganz ruhig das Haus betreten und Mutter die Geschichte erzählen. Wir werden sehen, was sie zu sagen hat“, sagte sich Jayel und betrat das Haus.
    Nachdem Jayel Tria die Ereignisse des Vormittags berichtet hatte, schwankte ihre Mutter irgendwo zwischen Betroffenheit und Belustigung. „Kind…“, sagte sie immer wieder. Schließlich setzte sie sich erst mal auf einen der Küchenstühle. „Die gute Tinte“, meinte sie schließlich. „Na, es ist ja nichts wirklich Schlimmes geschehen. Zum Glück wurde niemand verletzt. Aber dein Vater muss jetzt schon Bescheid wissen, warum du nicht gekommen bist. Wir werden Chrisofus mit einer Nachricht zu ihm schicken…“
    „Oh, Mutter, muss das sein?“, bettelte Jayel. „Ich würde Vater die Sache lieber selbst erzählen…“
    „Keine Angst“, beruhigte sie Tria. „Chrisofus soll nur ausrichten, dass du zu Hause bist und die Tinte heute nicht mehr kommt. Alles andere besprichst du mit ihm heute Abend. Und Chrisofus soll auch gleich neue Tinte beim Alchemisten in Auftrag geben.“ Während Tria den Diener losschickte, begann Jayel ihre Sachen in die Truhe zu packen. Plötzlich erschien es ihr gar nicht mehr so schlimm, das Elternhaus schon so bald wieder verlassen zu müssen. Auch wenn in Farseth die Abschlussprüfungen auf sie warteten.
    Wenig später hörte Jayel ihre Mutter von unten rufen und eilte in die Küche: „Was hat Vater gesagt?“
    Tria sah etwas verwundert aus, als sie ihrer Tochter die Reaktion ihres Gatten mitteilte: „Er sagte, er habe die Geschichte schon gehört – na, verzieh nicht gleich das Gesicht! Er sagte auch, die Sache wäre erledigt und du sollst dir keine Gedanken machen.“
    Jayel konnte es nicht glauben: „Wirklich? Entweder hat er heute einen großzügigen Tag oder dieser Daphnus war tatsächlich schon bei ihm gewesen und hat die Rechnung bezahlt…“
    Tria sah sie nachdenklich an: „Möglich.“ Sie seufzte und stand auf. „Außerdem hat er Chrisofus ausrichten lassen, dass wir heute
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