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Das Erbe von Glen Crannach

Das Erbe von Glen Crannach

Titel: Das Erbe von Glen Crannach
Autoren: Stephanie Howard
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Von Natur aus abergläubisch, musste sie sich eingestehen, dass die Geschichte des Goldnebelfluches sie hatte frösteln lassen, als sie zum ersten Mal davon hörte. Doch sie erwiderte Greg McKeowns Blick tapfer. “Warum sollte ich mich davor fürchten? Wenn jemand Angst haben muss, dann Sie. Wenn ich mich recht erinnere, sind nur die Erben der Lords von Glen Crannach davon betroffen.”
    “So heißt es jedenfalls.” Greg wirkte völlig gelassen, sogar heiter, während er die Geschichte erzählte. “Der Schmuck war ein Geschenk von König David an einen meiner Vorfahren zu einer Zeit, als die McKeowns auf der Insel Mhoire lebten. Erst im achtzehnten Jahrhundert verlegte meine Familie ihren Stammsitz nach Glen Crannach und brachte den Goldnebel mit. Der Schmuck ist stets in Händen der McKeowns gewesen.”
    Er hielt inne und musterte Camillas Miene prüfend, bevor er weitersprach: “Aber in den zweihundert Jahren, die seitdem vergangen sind, sind drei meiner Vorfahren plötzlich und unter nicht ganz geklärten Umständen zu Tode gekommen. Mein Vater, sein Großvater und dessen Großvater. Alle standen im fünfunddreißigsten Lebensjahr und als Erster in der Erbfolge. Der Schmuck hätte der Legende nach die Insel Mhoire nie verlassen dürfen …”
    “Warum bewahren Sie ihn dann trotzdem weiterhin hier auf?”
    Camilla hatte die Frage aus reiner Neugier gestellt. Wenn der starrköpfige Greg McKeown das Schicksal versuchen wollte, indem er einem keltischen Fluch trotzte, war das natürlich allein seine Sache. Dennoch … “Wäre es nicht vernünftiger, ihn auf die Insel zurückzubringen?” Soweit Camilla bekannt war, hatte der noch unverheiratete Greg eine Schwester; der Titel durfte allerdings nicht an eine Frau weitergegeben werden.
    “Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen.” In seiner Stimme lag ein spöttischer Unterton. “Aber ich fürchte, ich kann sie nicht teilen. Ich glaube nämlich nicht an Flüche, sondern nur an Dinge, die sich durch die Gesetze der Wissenschaft oder der Vernunft belegen lassen. Die Unfälle, die meinem Vater und seinen Vorfahren zugestoßen sind, lassen sich meines Erachtens ganz logisch erklären, dessen bin ich sicher. Dass sie zum Zeitpunkt ihres Todes alle im gleichen Alter und zudem Erben des Titels waren, ist ein zwar bizarrer, dennoch bedeutungsloser Zufall. Nun, wir werden es ja sehen …”
    Greg zuckte die Schultern und strich sich das Haar aus der Stirn. “Es sind nur noch ein paar Monate bis zu meinem fünfunddreißigsten Geburtstag.” Er lächelte ein wenig schief. “Wenn ich bis Ende November unversehrt bleibe, ist der Fluch als der Hokuspokus entlarvt, der er ist.”
    Hokuspokus nannte er das? Na ja, vielleicht hatte er sogar recht. Camilla wusste jedoch, dass sie selbst nie ein solches Risiko eingegangen wäre, und staunte über seine Selbstsicherheit.
    Nein, verbesserte sie sich gleich darauf. Was Greg McKeown auszeichnet, ist nicht Selbstsicherheit, sondern unglaubliche Arroganz. Er glaubt offensichtlich, über größere Kräfte als gewöhnliche Sterbliche zu verfügen.
    “Hauptsache, Sie überleben bis Ende nächster Woche”, bemerkte sie zynisch. “Damit ich die Aufnahmen abschließen kann. Es wäre wirklich sehr unangenehm, wenn Sie mittendrin tot umfallen würden.”
    Er grinste verstohlen. Offenbar hatte er wenigstens Sinn für makabren Humor!
    “Ich werde mein Bestes tun, Ihnen keine Unannehmlichkeiten zu verursachen.” Greg stellte seine Tasse ab und stand auf. “Wenn Sie nichts mehr essen möchten, schlage ich vor, dass wir nach oben gehen, um die Sammlung zu besichtigen.”
    Es wäre Camilla überhaupt nicht schwergefallen, auch den Rest des Gebäcks aufzuessen. Wenn das Gebäck das Werk von Maggie mit dem mürrischen Gesicht war, machten deren Backkünste den Mangel an Charme mehr als wett. Aber Greg hatte es offenbar eilig, deshalb stand Camilla ebenfalls auf.
    “Ich bin so weit”, entgegnete sie und hängte sich ihre Kamera über die Schulter.
    Greg führte Camilla durch die Halle, einen Korridor entlang, eine Treppe hoch und bis zu einer schweren Eichentür. Dort griff er in die Hosentasche und zog einen kunstvoll gearbeiteten Schlüssel heraus.
    “Dieser Raum ist besonders gesichert”, erklärte Greg, während er aufschloss. “Außer Großvater und mir weiß nur Maggie, wo der Schlüssel normalerweise aufbewahrt wird.” Er öffnete die Tür und trat beiseite. “Bitte schön. Gehen Sie voraus.”
    Bei dem Anblick, der sich ihr bot,
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